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Commissaire-Llob 3 - Herbst der Chimären

Commissaire-Llob 3 - Herbst der Chimären

Titel: Commissaire-Llob 3 - Herbst der Chimären Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmina Khadra
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ihn
    regelrecht um. Er läßt das Lenkrad los, weicht bis
    zur Tür zurück, sieht mir schließlich ins Gesicht.
    Sein Schnauzer bebt. „Wie bitte?“
    „Was für ein Spiel spielst du?“ Ich setze ihm den
    Zeigefinger auf die Brust. Er begreift zwar nicht,
    aber er merkt, daß da irgendwas faul ist.
    „Was soll der Quatsch, Brahim?“
    „Was für ein Spiel spielst du?“
    Er schluckt. „Ich kann dir nicht folgen.“
    „Wie auch, wo ich’s doch bin, der dir ständig wie
    ein kleiner Hund nachläuft.“
    Er blickt vor sich hin, bekundet vages Interesse
    für eine Katze, die gerade einem Müllsack ans
    Eingemachte geht. Er versucht, seinen Atem unter
    Kontrolle zu bekommen, seine Gedanken in den
    Griff. Dann endlich wendet er sich mir zu. Doch
    diesmal folgen seine Augen nicht.

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    „Bist du sicher, daß alles okay ist?“ stammelt er.
    „Absolut sicher. Aber ich glaube nicht, daß was
    Vernünftiges dabei herauskommt.“
    „Olala, du lavierst hart am Rande des Wahnsinns,
    wenn du meine Meinung hören willst.“
    Mit gespreizten Fingern bitte ich ihn, nicht vor-
    zugreifen.
    „Hör zu, Dine. Stimmt, ich habe heftig eins über
    die Rübe gekriegt, aber deshalb mußt du noch lan-
    ge nicht meinen, ich hätte den Verstand verloren,
    das ist gar nicht nett … Zunächst einmal: Du bist
    bei mir aufgekreuzt und schleppst mich, ohne Wi-
    derspruch zu dulden, in das nobelste Lokal der
    Stadt. Und ganz zufällig sitzt Madame Rym am
    Nebentisch.“
    „Reiner Zufall.“
    „Na schön. Als nächstes fährst du heute abend
    schnurstracks bis zu ihrem Haus, ohne nur einmal
    zu zögern oder nach dem Weg zu fragen.“
    „Ich habe sie heute im Lauf des Tages angerufen,
    um mir den Weg beschreiben zu lassen.“
    „Angerufen?“
    „Sie ist doch keine Außerirdische. Ihre Nummer
    steht im Telefonbuch.“
    Ich nicke, völlig entspannt.
    „Bis hierher ziehst du dich nicht schlecht aus der
    Affäre. Sehen wir mal, ob du auf alles eine Ant-
    wort hast … Du willst mir zu verstehen geben, daß
    du vorher noch nie einen Fuß über ihre Schwelle
    gesetzt hast?“
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    Irritiert setzt er seinen Suchkopf in Bewegung,
    um eine Schwachstelle in seinen Plänen zu orten.
    Seine Brauen ziehen sich zusammen. Als er nichts
    Kompromittierendes finden kann, schaut er mir
    wieder offen ins Gesicht, mit einer gewissen Ag-
    gressivität. „Genau.“
    „Du hast also vor heute abend noch nie einen Fuß
    über ihre Schwelle gesetzt?“
    Erneut trübt der Zweifel seine Züge, doch schnell
    faßt er sich wieder und beteuert: „Noch nie!“
    „Dann erklär mir doch bitte, woher du wissen
    konntest, daß sich die Bibliothek am Ende vom
    Gang befindet, in der Halle links, mit tollen Bü-
    chern, einem Riesenfernseher und einem Videoge-
    rät drin!“ Ein Detail nur, ein winziges, albernes,
    belangloses Detail …
    Dine wird aschfahl. Als wäre er von eben auf
    jetzt völlig verdorrt. Sein Mund zittert, unfähig,
    auch nur ein Wort zu artikulieren, sein Adamsapfel
    bleibt ihm wortwörtlich im Hals stecken.
    Mit Daumen und Zeigefinger mache ich „paff!“
    und steige aus. Ich bin schon im dritten Stock an-
    gelangt, als ich ihn anfahren höre.

    * * *

    Jemand hat mir einen Besuch abgestattet, während
    ich bei Madame Rym war. Er hat vergessen, hinter
    sich das Licht auszumachen. In meinem Wohn-
    zimmer herrscht Chaos: Die Sessel sind umge-

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    stürzt, die Lampenschirme zerfetzt, der Teppich
    umgedreht. Mein klappriger Bücherschrank liegt
    am Boden, die Bücher sind übel zugerichtet, die
    Papiere aus den Schubladen überall verstreut. Im
    Schlafzimmer hat jemand ins Bett gepinkelt und
    Schweinekram an die Wände gekritzelt. Mit Lip-
    penstift hat man eine zweisprachige Nachricht hin-
    terlassen: Auf Arabisch fordert man mich auf, Ver-
    bindung mit dem nächsten Totengräber aufzuneh-
    men; auf Französisch beschimpft man mich als
    Hurensohn und üble Brut.
    Während ich noch die Schäden sichte, taucht ein
    Schatten in meiner Diele auf. Ich ziehe mein
    Schießrohr und spurte in den Korridor, den Finger
    am Abzug.
    „Nicht schießen, Onkel Brahim.“
    Es ist Fouroulou, der halbwüchsige Sohn einer
    Witwe aus dem sechsten Stock. Er hebt die Hände
    hoch, leichenblaß, zu Tode erschreckt von meinem
    Schießeisen.
    „Für gewöhnlich klopft man, ehe man eintritt. Ich
    hätte dich umlegen können.“
    Er nickt zustimmend und läßt die Arme wieder
    sinken.
    Fouroulou ist eine Art Hans-Dampf-in-allen-
    Gassen. Es heißt, er schlafe nie. Ist

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