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Commissaire-Llob 3 - Herbst der Chimären

Commissaire-Llob 3 - Herbst der Chimären

Titel: Commissaire-Llob 3 - Herbst der Chimären Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmina Khadra
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zu, mit Scheuklappen,
    die sich vor lauter dummer Gedankenlosigkeit ganz
    verhärtet haben … Es schmerzt mich zu sehen, was
    dir widerfährt. Noch hast du dir nicht alles Wohl-
    wollen verscherzt: ich wäre untröstlich, wenn die
    Polizei ein Element deiner Güte einbüßen müßte.
    Das wäre Verschwendung, Brahim, eine giganti-
    sche Verschwendung.“
    Ich höre zu.
    „Vor drei Tagen hatte ich eine Unterredung mit
    Slimane Houbel. Der hat die Krise gekriegt, als ich nur deinen Namen erwähnte. Ehrlich gestanden,
    ich finde, du bist mit deinem beschissenen Buch
    einfach zu weit gegangen. Es ist von bestürzender
    Unüberlegtheit. Ich sage nicht, daß du kein Talent
    hast. Im Gegenteil, deine Feder müßte man mit
    Gold aufwiegen …“
    „Und wieviel wiegt eine Feder?“
    „Laß uns bitte beim Thema bleiben! Ich bemühe
    mich gerade, das, was du verbockt hast, wieder
    zurechtzubiegen. Versuch, dich nicht undankbar zu
    erweisen. Ich habe zwei gräßlich lange Stunden
    gebraucht, um Slimane zu überzeugen. Ich hätte
    weniger lange gebraucht, einen Mullah zur Ver-
    nunft zu bringen, das weißt du. Den jüngsten In-
    formationen zufolge wurde dein Pensionierungs-
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    schreiben zurückgehalten. Ohne Wissen des großen
    Manitu. Wir sind ein wahnwitziges Risiko einge-
    gangen. Enttäusch uns jetzt nicht.“
    Als er sieht, daß ich nicht gerade begeistert bin,
    fährt er fort: „Wenn alles gut geht, nimmst du noch vor Monatsende den Dienst wieder auf. Deine
    Männer sind völlig demoralisiert. Dein Leutnant
    hat seine Versetzung beantragt. Ich habe einen
    Kommissar in die Zentrale abgeordnet. Da geht es
    zu wie im Sterbehaus. Sogar dein Direktor hat um
    eine Audienz ersucht, damit du wieder zurück-
    kommst.“
    Ich bitte um Erlaubnis zu rauchen.
    Er bewilligt es mir.
    „Bin tief gerührt“, sage ich, während ich ihm den
    Rauch ins Gesicht blase. „Im Gegenzug muß ich
    jetzt Wohlverhalten an den Tag legen, nehme ich
    an.“
    Er kommt hinter seinem Schreibtisch hervor. Ein
    entscheidender Augenblick. Er verschränkt geziert
    beide Hände unter seinen Lippen und richtet seinen
    scharfen Blick auf mich. Lastendes Schweigen
    macht sich breit, nur ganz leise von den Geräu-
    schen unterlegt, die gedämpft vom Souk hochdrin-
    gen.
    „Bevor du mir antwortest, nimm dir Zeit und
    denk nach. So sensibel und impulsiv wie du bist,
    ziehe ich es vor, zur Not eine ganze Woche auf
    deine Antwort zu warten. Um Himmels willen,
    Brahim, sag bloß nicht sofort etwas. Nimm alles in

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    dich auf und gehe nach Hause, denk drüber nach.
    Laß es gut sein für heute.“
    „Ich bin bereit.“
    Er atmet tief durch, tupft sich nervös den
    Schweiß mit einem Taschentuch ab. Man könnte
    meinen, seine Karriere, sein Vermögen, sein gan-
    zes Schicksal hingen von meiner Entscheidung ab.
    „Du mußt öffentlich anerkennen, daß du dich ge-
    irrt hast, daß dein Buch eine unglückselige Unter-
    nehmung war, Ausfluß einer schwierigen Phase …
    Ich bitte dich, sag jetzt nichts. Das ist doch alles halb so schlimm. Man verlangt doch nichts Un-mögliches von dir. Eine kurze Erklärung für die
    Presse, ohne großes Tamtam. Wenn du willst,
    kannst du auch ins Fernsehen. Noureddine Boudali
    ist bereit, dich in seiner Sendung zu begrüßen. Das ist ein Profi, der richtet dir alles nach Wunsch. Es reichen schon zwei Worte, Brahim, zwei elende
    Worte: Ich bedaure … “
    Diesmal ist das Schweigen total. Fast kann man
    das Blut in Hadis Schläfen pochen hören. Selbst
    die Geräusche vom Souk sind verstummt. Hadi
    Salem schwimmt in seinem Schweiß. Sein Ta-
    schentuch ist triefnaß.
    Ich drücke meine Zigarette im Aschenbecher aus
    und stehe auf. Hadi Salem klebt mir an den Lippen,
    mit flehendem, verzweifeltem Blick.
    Alles, was ich sage, ist: „ Ich bedaure nur eines: überhaupt hierher gekommen zu sein.“
    Da gerät er in Bewegung. Seine Angst verwan-
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    delt sich schlagartig in Wut. Seine Pupillen, die
    einen Moment lang glasig wirkten, glühen auf in
    Haß. Er stützt sich auf den Schreibtisch, lehnt sich weit im Sessel zurück und betrachtet mich eindringlich, ehe er hervorstößt: „Wenigstens werde
    ich ein ruhiges Gewissen haben.“
    Ich brauche keine Nachhilfe, um zu begreifen,
    was er damit andeuten will.

    * * *

    Es ist ein roter Wagen mit getönten Scheiben. Und
    einer breiten Schramme am rechten Seitenflügel.
    Ich glaube, ich habe ihn heute morgen schon mal
    gesehen, er parkte gegenüber der Werkstatt, aus
    der ich meine

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