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Commissaire Mazan und die Erben des Marquis: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition)

Commissaire Mazan und die Erben des Marquis: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition)

Titel: Commissaire Mazan und die Erben des Marquis: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Bagnol
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Roscoff sowie wegen Drogenkonsums und dessen Weitergabe fest.
    Das war viel mehr, als ich erhofft habe.
    Als sich das Tor öffnete und Zadira César zum Auto führte, hörte sie das wiederholte Klickklickklick einer Kamera.
    »Dankeschön«, sagte Blandine Hoffmann mit einem zutiefst befriedigten, breiten Grinsen und senkte ihre Minox.

33
    D ie Erben des Marquis waren es nicht gewohnt, auf jener Seite des Tisches Platz zu nehmen, an der sonst Verbrecher, Betrüger und Handlanger saßen.
    Richter Lagadère hatte auf der Fahrt nach Carpentras ununterbrochen vor sich hin geschimpft, danach nur noch seine Personalien angegeben, und weigerte sich nun, mit dem bestellten Pflichtverteidiger aus Orange zu kooperieren. Zadira setzte einen Kommissaranwärter aus Monieux auf Lagadère an, der ein genaues Bewegungsprofil des Richters erstellen sollte, um zu klären, ob sich dieser zur Zeit der Frauenmorde in Aubignan, Bédoin, Monteux und Venasque aufgehalten hatte.
    »Ach ja«, sagte sie schließlich noch zu dem Kollegen, »und fragen Sie ihn auch, ob er etwas gegen Katzen hat.«
    Der Kommissaranwärter sah sie erstaunt an, doch Zadira meinte nur: »Achten Sie einfach nur auf seine Reaktion.«
    Der Notar Amaury hatte sich von einem konzilianten Immobilien- und Erbschaftsverwalter des Élysée-Palastes in einen völlig verunsicherten Mann verwandelt, der mit der Situation – Beihilfe zum Mord oder zum Totschlag, mindestens aber der Mitwisserschaft sowie Behinderung der Ermittlungen nebst Drogenkonsum – schlichtweg überfordert war. Fast hatte Zadira Mitleid mit ihm. Bis ihr wieder einfiel, was Natalie Chabrand ihr über Amaury erzählt hatte.
    Der Notar erklärte sich bereit zu kooperieren.
    »Julie kam gegen neunzehn Uhr. Victorine half ihr, sich umzuziehen. Wir nahmen alle ein Bonbon«, berichtete er und fügte mit einem etwas verloren wirkenden Lächeln hinzu: »Ich dachte, sie wären mit Wasabi gefüllt. Sie verstehen? Zum Champagner.«
    Zadira reagierte nicht.
    Die Unterzeichnung des Vertrags sei etwa gegen zwanzig Uhr dreißig erfolgt. Die Verleihung der Kette unmittelbar danach. Ja, vermutlich das Rubincollier, das heute bei César gefunden worden war. Gegen dreiundzwanzig Uhr wären sie gegangen. Er hätte noch mit dem Richter Schach gespielt und dazu einen Godet getrunken.
    »Was geschah bis dahin in den Zimmern?«, fragte Zadira.
    Amaury blickte auf seine Hände und berichtete von dem Olivenöl, von Césars Verführungskünsten mit den Handschuhen hinter dem Paravent und von den späteren Tänzen zur Musik aus der Oper »Madame Butterfly«. Ja, zur Arie Un bel dì vedremo.
    »Es ist so überaus passend, finden Sie nicht?«
    »Und danach?«
    »Wir haben Mademoiselle Roscoff erlaubt, in der Villa zu übernachten. Sie war ein wenig aufgeregt.«
    »Was heißt das: ein wenig aufgeregt?«
    »Nun ja, Madame Lieutenant …«
    »Lieutenant reicht völlig.«
    Amaury schluckte. Zadira kannte diese Reaktion. Wenn all die großen Worte, mit denen man seine Schweinereien bisher vor sich selbst gerechtfertigt hatte, nichts mehr wert waren.
    »Julie hat zum ersten Mal erlebt, dass es eine Welt jenseits der ihren gibt und wie unfrei sie bisher …«
    »Konkret. Hat Julie geweint?«
    »Geweint? Nun, möglicherweise, aber Frauen, ich meine, junge Frauen … also …«
    »Also ja?«
    Amaury zog ein gebügeltes Taschentuch hervor und tupfte sich die Oberlippe ab.
    »Nun, ich glaube, sie hat ein wenig geweint.«
    Dann erzählte Amaury, dass Madame Hersant bei Julie geblieben wäre, als er mit seinen beiden Freunden das Haus verlassen hatte.
    »Um sich um sie zu kümmern.« Dann fügte er mit einem schmierigen Lächeln hinzu: »Das behauptete sie jedenfalls.«
    Will er mir jetzt Victorine als Verdächtige unterschieben?, fragte sich Zadira und machte sich eine Notiz. Zumindest sollte sie die Möglichkeit, dass Julie von der Frau getötet wurde, nicht außer Acht lassen.
    Dann bohrte sie weiter. Amaury beantwortete jede Frage. Wer Julie geschlagen hatte – Monsieur Lagadère. Womit? Mit einer Gerte, einem Stück Seil, den Händen. Und wer hatte sie gefesselt?
    »Das, Lieutenant, ist eine besondere Kunst, die …«
    »Wer?«
    Aber sie wusste ja schon, dass Amaury der Spezialist für diese Spielart war. Der Notar redete und redete. Er war so weich wie ein englischer Pudding. Man konnte von jeder Seite mit dem Finger reinstechen und traf nie auf Widerstand.
    Obwohl er immer wieder von der Ästhetik des Schmerzes sprach oder der hohen Kunst

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