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Commissaire Mazan und die Erben des Marquis: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition)

Commissaire Mazan und die Erben des Marquis: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition)

Titel: Commissaire Mazan und die Erben des Marquis: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Bagnol
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beantworten. Was empfinden Sie, wenn Sie eine junge, unschuldige Frau ruinieren?«
    »Ha!« Er lachte verächtlich auf. »Was für eine lächerliche Frage. Dabei hatte ich schon geglaubt, Sie hätten das Format zu begreifen, was wir tun. Warum verteidigen Sie eine bürgerliche Welt, die für Ihresgleichen nur Verachtung übrig hat?«
    »War das die Antwort auf meine Frage?«
    »Nein.« Er schob Zadira mit einer verächtlichen Bewegung die Fotos über den Tisch.
    »Wissen Sie, was mit der Kleinen hier passiert wäre ohne uns? Sie hätte einen Klempner geheiratet, der ihr ein, zwei, drei Blagen in den Bauch geschoben hätte. Sie wäre verblüht, bevor sie fünfundzwanzig geworden wäre. Sie hätte weder die Welt gesehen noch Lust gekannt, weder ihre Sehnsüchte ausgelebt noch die Kraft ihrer Weiblichkeit entdeckt. Wir haben ihr die Möglichkeit geboten, frei zu sein! Frei, verstehen Sie?«
    Etwas in ihr verstand. Und etwas anderes begann zu erkennen, welche Rolle Julie, Élaine und Natalie in Alexandres Leben spielten. Sie waren dazu da, dass César sich wie ein Erlöser fühlen konnte. Ja, ein Retter, der ihre Ketten löste, sie aus einem biederen, kleinen Leben befreite.
    »Frei von was?«
    Er betrachtete sie mit einem harten Blick. »Sie wissen es doch«, zischte er. »Sie fühlen es in den Stunden der Einsamkeit, wenn die Monotonie Ihrer belanglosen Existenz Sie zu überwältigen droht. Dann ahnen Sie, dass all diese Regeln, diese …«, er machte eine verächtliche Geste, »diese Begriffe wie Unschuld, Tugend oder Gesetz nur dazu da sind, die Größe unseres Willens kleinzuhalten. Doch all das wird Makulatur, wenn Sie einmal die Erfahrung gemacht haben, alles, wirklich alles tun zu können, was Sie wollen. Wir haben den jungen Frauen diese Chance geschenkt. Wir haben ihnen die Möglichkeit gegeben, frei zu sein und zu herrschen, anstatt sich beherrschen zu lassen.«
    »Tja, mag ja sein«, sagte Zadira nach einer Weile, in der die Stille zu vibrieren schien. Nur das Surren des im Tisch eingelassenen Aufnahmegerätes war zu hören. »Nur schade, dass Julie nicht frei, sondern tot ist.«
    César sah zur Wand.
    »Wie kam es dazu, dass Sie sie umbrachten? War das geplant oder ein Unfall?«
    Sie taxierten einander über den Tisch hinweg.
    »Sie wissen genau, dass ich es nicht war«, sagte er.
    »Ach«, machte Zadira. »Etwa Paul?«
    Alexandre lachte auf. »Paul? Sie scherzen. Im Übrigen saß der hinter der Rezeption, als wir ins Hotel kamen.«
    Er fixierte sie. »Wer immer mir die Kette in den Beutel getan hat, hat auch zwei Bonbons mitgenommen, zwei präparierte Berlingots. Das ist es, wonach Sie Ausschau halten sollten, nach einem, der es noch mal tun wird. Der Leben nehmen will. Ich bin ein Lebensgeber, Lieutenant Matéo.«
    »Das dürfte Élaine de Noat anders gesehen haben.«
    Für einen Moment wirkte sein Gesicht alt, alt und müde.
    »Élaine. Die schöne Kriegerin. Sie war mein größtes Scheitern.«
    »Ach ja?«
    César stieß ein bitteres Lachen aus. »Ja. Das wird Ihnen gefallen. Es hat etwas mit Liebe zu tun. Mit der Liebe, die Élaine für ihren Verlobten empfand. Als ihr klarwurde, dass sie nicht mehr zu ihm zurück konnte, nicht nach dem, was sie mit uns getan hatte – da stürzte sie sich von de Sades Burg. Aus Scham, aus Liebe, aus Reue, wer weiß? Ich gebe zu«, fuhr er leiser fort, »dass ich nicht damit gerechnet habe, dass jemand die Liebe der Freiheit vorziehen könnte.«
    »Vielleicht ist sie ja gar nicht gesprungen?«
    César bedachte sie abrupt mit einem veränderten Blick.
    »Ein interessanter Gedanke«, sagte er dann leise.
    Was für ein aalglatter Hund du doch bist.
    Zadira überlegte, wann sie ihm die Katzenfrage stellen sollte, entschied dann aber, ihn vorher noch ein wenig zu provozieren.
    »Sie gefallen sich in der Rolle des missverstandenen Wohltäters. Aber wissen Sie was? Für mich sind Sie vor allem eins, Monsieur …« Sie holte Luft.
    »Frei«, sagte eine Stimme von der Tür her. »Monsieur Alexandre, Sie dürfen gehen.«
    Stéphane Minotte trat in den Raum, legte vor Zadira zwei zusammengeheftete Blatt Papier auf den Tisch und begleitete César Alexandre zur Tür.
    Der drehte sich aber noch einmal zu ihr um.
    »Was wollten Sie anmerken, Madame? Das interessiert mich jetzt schon, was Sie von mir halten.«
    Und Zadira hätte es ihm gern an den Kopf geworfen. Doch sie beherrschte sich.
    »Das sage ich Ihnen beim nächsten Mal«, antwortete sie kalt.
    Sein Mundwinkel zuckte.
    Dann

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