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Commissaire Mazan und die Erben des Marquis: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition)

Commissaire Mazan und die Erben des Marquis: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition)

Titel: Commissaire Mazan und die Erben des Marquis: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Bagnol
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zuckten, dann warf sie sich herum und verschwand.
    Julies Gedanken eilten zu Monsieur Alexandre zurück. Seine Augen. Zwei kühle, tiefe, dunkle Brunnen, in einem so noblen, scharf geschnittenen, fürstlichen Gesicht. Er sah aus wie dieser Schauspieler, der mit Juliette Binoche diese aufregenden erotischen Spiele veranstaltet hatte, wie hieß er doch gleich noch?
    Julie verlor sich in einem Tagtraum, als sie begann, das Hemd auf dem Bügel wieder aufzuknöpfen. Sie stellte sich vor, sie wäre zu einem Fest bei Pierre Cardin eingeladen, der im Luberon in der Nähe von Bonnieux ein kleines Schloss besaß. Sie würde mit Monsieur Alexandre und seinen drei Freunden in einer Limousine vorfahren, in Monsieurs edlem Mercedes. Julie sah sich die Stufen zum Eingang des Landsitzes emporsteigen. In einem Abendkleid aus grüner Seide, das ihr langes, dunkelrotes Haar zum Leuchten bringen würde. Ob sie etwas darunter tragen würde? Nein. Natürlich nicht. Nur halterlose Seidenstrümpfe.
    Mit geschlossenen Augen tauchte Julie ihr Gesicht in den Hemdstoff und sog den Duft ein, den Alexandres Haut, sein energischer, schlanker Körper, sein teures Parfüm darin hinterlassen hatten. Ihre Finger glitten über den Stoff, von den Ärmeln zur Schulterpartie, schon vermeinte sie, etwas anderes als nur den reinen Stoff und den Schrank dahinter zu spüren. In ihrem Kopf entstanden Bilder, von ihm, seinem nackten Rücken, der sich über ihr hob und senkte und …
    »Gefällt Ihnen das, Julie?«
    Julie riss die Augen auf, wirbelte mit einem erschreckten Laut herum und drückte sich gegen den Schrank. Sie spürte, wie ihr die Schamesröte in die Wangen schoss.
    Er stand zwischen den weißen, sich bauschenden Vorhängen. Trotz der Mittagshitze trug er eine schwarze leichte Hose, ein schwarzes, glattes Polohemd, einen schwarzen Ledergürtel und an beiden Händen schwarze, sichtbar teure Golfhandschuhe. Eine Sonnenbrille verbarg seine Augen. Er wirkte ruhig und kühl.
    Monsieur Alexandre.
    Er nahm die Brille ab. Sein Blick traf sie wie ein Schlag. Julie war unfähig, sich zu rühren. Unfähig, ihre Lider niederzuschlagen.
    Ruhig und bedacht kam César Alexandre näher. Seine Absätze verursachten knirschende Geräusche auf den Bodenfliesen.
    »Monsieur, ich bitte um Verzeihung, ich …«
    »Schhh«, flüsterte er. »Sei still!«
    Julie gehorchte.
    Er stand nun so dicht vor ihr, dass seine Nähe eine Welle der Angst in ihrem Solarplexus auslöste. Einer süßen Angst.
    Er schaute sie an, ohne zu lächeln.
    »Entschuldige dich nie für das, was du begehrst«, raunte er.
    Entschuldige dich nie für das, was du begehrst?
    Konnte er denn wissen, was sie begehrte?
    Fassungslos spürte Julie, wie sich die Hitze in ihrem Gesicht nun auch in ihrem Schoß ausbreitete. Sie kam sich nackt und hilflos vor. Sie ertrug es nicht länger.
    »Haben Sie noch einen Wunsch?«, presste sie die ersten Worte hervor, die ihr in den Sinn kamen. Ein Satz, den sie schon tausendfach gesagt hatte, der nichts bedeutete, nichts Persönliches. Im Prinzip.
    Doch da nickte Monsieur Alexandre zufrieden.
    »Nein danke, Mademoiselle Julie. Vorerst nicht. Aber lassen Sie das Hemd bitte waschen und bügeln.«
    Er trat einen Schritt zurück. Sie nahm das Hemd, fahrig, murmelte stotternd: » Bien sûr, Monsieur«, und eilte aus dem Zimmer.
    Ihr Herz schlug so schnell, dass sie den Puls in ihren Schläfen, unter ihrer Zunge und zwischen ihren Schamlippen pochen fühlte.
    Würde Monsieur Alexandre sie bei André Ugo melden?
    Nervös eilte Julie zur Wäscherei und schmuggelte Monsieur Alexandres Hemd in einem Leinenbeutel mit seiner Zimmernummer zu den von der Hausdame Valentine bereits eingesammelten Stücken. Dann hielt Julie ihre Handgelenke unter das Kranwasser des Vorwaschbeckens. Doch es wollte im Juli nie kalt genug werden. Sie wusch sich das Gesicht. Endlich beruhigte sich ihr Puls etwas.
    Wenn Monsieur Alexandre sie meldete, dann würde Julie ihre Stellung verlieren und müsste zurück in ihr Dorf.
    Doch was wäre, wenn Monsieur Alexandre sie nicht meldete, sondern eine Gegenleistung für sein Schweigen verlangte?
    Julie betrachtete sich im Spiegel über dem Becken, als sie sich das Haar frisch und straff am Kopf anliegend aufsteckte.
    »Gib es doch zu«, flüsterte sie ihrem Antlitz zu. »Du würdest alles tun, was er verlangt. Alles!«
    »Na? Spielen wir Prinzessin, statt zu arbeiten?«
    Sie schrak zusammen. Gustave, der Oberkellner. Sie war so sehr in Gedanken versunken gewesen,

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