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Commissario Brunettis zwanzigster Fall - Reiches Erbe

Commissario Brunettis zwanzigster Fall - Reiches Erbe

Titel: Commissario Brunettis zwanzigster Fall - Reiches Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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und Patente sowie alle bewegliche Habe - dem Anwalt Benevento Cuccetti. Des Weiteren wurde erklärt, dieses Testament trete an die Stelle aller früheren, sei aus freiem Willen verfasst und Ausdruck ihrer unwiderruflichen Entscheidung.
    »Nette Mischung aus Poesie und Fachchinesisch: ›freier Wille und unwiderrufliche Entscheidung‹«, bemerkte Brunetti.
    »Nette Mischung aus festen Anlagen und beweglicher Habe«, ergänzte Signorina Elettra und wies auf die Papiere in seiner Hand. Brunetti legte die Abschrift beiseite und entdeckte eine Liste mit Bankkonten, Immobilien und anderen Besitztümern.
    »Was haben Sie sonst noch in Erfahrung gebracht?«, fragte er.
    »Die Wohnung, die an Morandi verkauft wurde, liegt hinter der Basilica, oberste Etage, hundertachtzig Quadratmeter.«
    [261]  »Wenn die Cuccettis Frau gehört hat, kann sie nicht Teil von Reynards Vermögen gewesen sein.«
    »Richtig, Signora Cuccetti war schon über zehn Jahre Eigentümerin, bevor sie ihm die Wohnung verkauft hat.«
    »Angegebener Preis?«
    »Einhundertfünfzigtausend Euro«, antwortete sie. Und bevor er etwas sagen konnte, fügte sie hinzu: »Heute ist sie wahrscheinlich das Zehnfache wert.«
    »Und war mindestens das Dreifache wert, als er sie gekauft hat«, kommentierte Brunetti sachlich. Er kam zum Thema zurück: »Interessant, dass niemand im Finanzamt sich über diesen so offensichtlich falschen Preis gewundert hat.«
    Sie zuckte die Achseln. Ein so reicher und mächtiger Mann wie Cuccetti war in seinem Leben vermutlich mit noch viel schlimmeren Dingen durchgekommen. Und wem, wenn nicht Awocato Cuccetti, sollte das Finanzamt einen Gefallen tun?
    Vianello erschien in der Tür. »Signorina, der Vice-Questore möchte Sie sprechen.«
    Keiner der drei fragte sich, warum Patta nicht einfach das Telefon benutzt hatte. Sie alle wussten: Der Vice-Questore schickte Vianello wie einen Botenjungen nach oben und ließ Signorina Elettra zu sich zitieren, um Brunetti klarzumachen, für wen sie arbeitete und wem ihre Loyalität zu gelten hatte.
    Signorina Elettra ging hinaus, dafür trat Vianello unaufgefordert ein und nahm vor Brunettis Schreibtisch Platz.
    »Ich habe in den Gesetzen nachgeschlagen«, sagte Brunetti und zeigte mit dem Daumen hinter sich auf das Regal mit zivil- und strafrechtlichen Gesetzessammlungen. »Die Verjährungsfrist ist schon Vorjahren abgelaufen.«
    [262]  »Wofür?«
    »Urkundenfälschung. In diesem Fall Fälschung eines Testaments.«
    »Also, ich habe das nicht gewusst«, sagte Vianello mit starker Betonung auf dem »ich«.
    »Und?«
    »Wenn ich das nicht gewusst habe, dürfte jemand wie Morandi es erst recht nicht gewusst haben, oder was meinst du?«
    »Und?«
    Vianello schlug die Beine übereinander, verschränkte die Arme, rutschte auf dem Stuhl nach vorn und antwortete dann so langsam, dass Brunetti förmlich hören konnte, wie er beim Sprechen die Teile zusammensetzte: »Das heißt, man könnte sich das so zusammenreimen, dass Signora Sartori Signora Altavilla erzählt hat, was sie und Morandi getan haben. Mit dem Testament, meine ich.«
    »Demnach hätten sie von der Fälschung gewusst, als sie das Testament beglaubigt haben?«, fragte Brunetti dazwischen.
    »Möglich wäre es«, sagte Vianello.
    »Madre Rosa hat von ihrer »schrecklichen Ehrlichkeit gesprochen. Oder so ähnlich«, sagte Brunetti. »Wenn also Signora Altavilla etwas von Signora Sartori erfahren hat, könnte sie Morandi damit konfrontiert haben.«
    »Um ihn zu einem Geständnis zu bringen?«, fragte Vianello.
    Brunetti ließ sich das durch den Kopf gehen und meinte schließlich: »Das dachte ich zuerst auch. Aber was hätte das gebracht? Die alte Frau ist tot, Cuccetti ist tot, seine Frau [263]  und sein Sohn sind tot. Der Nachlass ist weg: Den, oder was davon noch übrig war, hat die Kirche.« Er hob ratlos die Schultern. »Vielleicht glaubte sie, ihm damit ein ruhiges Gewissen zu verschaffen oder seinen Ruf zu retten.« Und dann fügte er hinzu: »Oder seine Seele.« Es gab Leute, die noch viel seltsamere Dinge glaubten.
    »Morandi ist nicht der Typ, der sich von seinem Gewissen plagen lässt«, sagte Vianello schroff. »Oder an seinen guten Ruf denkt.« Zu Punkt drei schwieg er sich aus.
    »Du würdest staunen.«
    »Worüber?«
    »Wie wichtig ihr Ruf manchen Leuten ist, von denen wir das am wenigsten erwarten würden.«
    »Aber der Mann ist ungebildet, zigmal vorbestraft und ein bekannter Dieb«, sagte Vianello aufrichtig verwirrt.
    »Das

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