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Commissario Montalbano 01 - Die Form des Wassers

Commissario Montalbano 01 - Die Form des Wassers

Titel: Commissario Montalbano 01 - Die Form des Wassers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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Ausgenommen jenes der Villa, von deren Existenz ich offiziell nichts weiß. Wenn Sie Lust haben, schauen Sie mal vorbei. Sie werden dort sicherlich manch aufschlußreichen Hinweis bezüglich seiner Liebschaften finden.«
    Sie hatte zweimal »Seine Liebschaften« gesagt, und Montalbano wollte sie auf eine gewisse Art trösten. »Abgesehen davon, daß die Liebschaften des Ingegnere nicht zu meiner Untersuchung gehören, habe ich einige Informationen zusammengetragen. Ich sage Ihnen in aller Offenheit, daß man mir allgemeine Antworten gegeben hat, die für jede beliebige Person gelten könnten.«
    Die Signora sah ihn mit einem ironischen Schmunzeln an.
    »Ich habe es ihm niemals vorgeworfen, wissen Sie? Zwei Jahre nach der Geburt unseres Sohnes haben mein Mann und ich gewissermaßen aufgehört, ein Paar zu sein. Und so hatte ich die Möglichkeit, ihn in aller Ruhe zu beobachten, dreißig Jahre lang, ohne daß mein Blick durch irgendeine Erregung der Sinne getrübt gewesen wäre. Sie haben mich nicht ganz verstanden, entschuldigen Sie. Wenn ich von seinen Liebschaften sprach, tat ich das, um das Geschlecht nicht zu spezifizieren.«
    Montalbano sackte zwischen den Schultern zusammen, sank noch tiefer in den Sessel. Er hatte das Gefühl, jemand habe ihm mit einer Eisenstange auf den Kopf geschlagen.
    »Im übrigen bin ich überzeugt«, sprach die Signora weiter, »um wieder auf das Thema zurückzukommen, das mich am meisten interessiert, daß es sich um eine kriminelle Tat handelt. Nein, lassen Sie mich bitte ausreden, nicht um Mord und Totschlag, sondern um ein politisches Verbrechen. Es muß brutale Gewalt gewesen sein, die zu seinem Tod führte.«
    »Drücken Sie sich deutlicher aus, Signora.«
    »Ich bin überzeugt, daß mein Mann gewaltsam dazu gezwungen wurde, sich an jenen schändlichen Ort zu begeben, wo man ihn dann gefunden hat, zum Beispiel durch Erpressung. Die Erpresser hatten einen Plan, haben es aber nicht geschafft, ihn vollständig auszuführen. Sein Herz hat nicht mitgemacht, entweder aus Erregung oder - warum nicht? - aus Angst. Er war sehr krank, wissen Sie? Er hatte eine schwere Operation hinter sich.«
    »Aber wie hätte man ihn denn zwingen können?«
    »Keine Ahnung. Vielleicht können Sie mir weiterhelfen. Wahrscheinlich haben sie ihn in einen Hinterhalt gelockt, und er hat sich nicht wehren können. An besagtem Ort wollten sie ihn dann, was weiß ich, fotografieren oder dafür sorgen, daß ihn jemand erkennt. Damit hätten sie meinen Mann in ihrer Gewalt gehabt, eine Marionette in ihren Händen.«
    »Wen meinen Sie mit ›sie‹?«
    »Seine politischen Gegner, nehme ich mal an, oder irgendwelche Geschäftspartner.«
    »Sehen Sie, Signora, Ihre Überlegung, oder besser gesagt, Ihre Vermutung hat leider einen Haken: Sie läßt sich nicht beweisen.«
    Die Frau öffnete das gelbe Couvert, das sie nicht aus der Hand gelegt hatte, und entnahm ihm mehrere Fotografien. Es handelte sich um Aufnahmen von der Leiche, die der Erkennungsdienst an der Mànnara gemacht hatte.
    »O mein Gott«, murmelte Montalbano schaudernd. Die Frau hingegen zeigte keinerlei Gefühlsregung, während sie die Fotos betrachtete. »Wie sind Sie denn an die gekommen?«
    »Ich habe gute Freunde. Haben Sie die Bilder bereits gesehen?«
    »Nein.«
    »Das ist ein Fehler.«
    Sie wählte ein Foto aus und reichte es Montalbano zusammen mit dem Vergrößerungsglas. »Bitte, dieses hier, schauen Sie es sich gut an. Die Hosen sind heruntergelassen, und man kann das Weiß der Unterhose erkennen.«
    Montalbano war schweißüberströmt. Das Unbehagen, das er empfand, ärgerte ihn, aber er wußte nichts dagegen zu tun.
    »Ich kann da nichts Ungewöhnliches erkennen.«
    »Ach nein? Und die Marke der Unterhose?«
    »Ja, die sehe ich. Ja und?«
    »Die dürften Sie eigentlich nicht sehen. Bei Unterhosen dieser Marke - und wenn Sie mir in das Schlafzimmer meines Mannes folgen wollen, kann ich Ihnen noch weitere zeigen - ist das Etikett stets innen auf der Rückseite eingenäht. Daß Sie es hier erkennen können, bedeutet, daß er die Unterhose verkehrt herum trug. Und sagen Sie mir jetzt bloß nicht, Silvio hätte sie sich am Morgen beim Ankleiden womöglich falsch herum angezogen und es den ganzen Tag nicht bemerkt. Er nahm ein harntreibendes Mittel, weshalb er mehrmals am Tag die Toilette aufsuchen mußte. Die Unterhose hätte er also irgendwann im Laufe des Tages richtig herum anziehen können. Und dies kann nur eines bedeuten.«
    »Was?« fragte

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