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Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta

Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta

Titel: Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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Nummer; der wußte bestimmt mehr über die Geschichte. Es meldete sich niemand.
    Als er fertig gegessen hatte, ließ Montalbano alle Spuren seiner Mahlzeit verschwinden und spülte sogar das Glas, aus dem er ein paar Schluck Wein getrunken hatte, sorgfältig ab. Er zog sich aus und wollte sich schon ins Bett legen, als er hörte, wie ein Wagen hielt, dann Stimmen, Türenschlagen und das Auto, das wieder wegfuhr. Blitzschnell schlüpfte er unter die Decke, löschte das Licht und tat, als schliefe er tief und fest. Er hörte, wie die Tür auf- und wieder zuging und Schritte plötzlich innehielten. Montalbano wußte, daß Livia auf der Schwelle zum Schlafzimmer stand und zu ihm herübersah.
    »Du bist vielleicht ein Kindskopf.«
    Montalbano ergab sich und machte das Licht an. »Woran hast du gemerkt, daß ich nur so tue?«
    »An deinem Atem. Weißt du, wie du atmest, wenn du schläfst? Nein. Ich aber.«
    »Wo warst du?«
    »In Eraclea Minoa und in Selinunt.«
    »Allein?«
    »Signor Commissario, ich sage alles, ich gebe alles zu, aber hören Sie, bitte schön, mit diesem Kreuzverhör auf! Mimì Augello hat mich begleitet.«
    Montalbano zog eine Grimasse und drohte mit dem Finger. »Ich warne dich, Livia: Augello hat schon meinen Schreibtisch okkupiert, ich will nicht, daß er noch etwas von mir besetzt.«
    Livia erstarrte. »Ich stelle mich lieber begriffsstutzig, das ist für uns beide besser. Ich zähle mich jedenfalls nicht zu deinen Besitztümern, du Scheißsizilianer.«
    »Schon gut, tut mir leid.«
    Sie diskutierten noch, als Livia sich auszog und ins Bett ging. Das würde er Mimì auf keinen Fall durchgehen lassen. Er stand auf.
    »Was willst du denn jetzt?«
    »Ich rufe Mimì an.«
    »Laß ihn doch in Ruhe, er hat nicht im Traum an irgendwas gedacht, was dich kränken könnte.«
    » Pronto, Mimì? Ich bin's, Montalbano. Ach, du bist gerade heimgekommen? Gut. Nein, nein, mach dir keine Sorgen, Livia geht's ausgezeichnet. Sie dankt dir für den schönen Tag, den sie sehr genossen hat. Und ich danke dir auch. Ach ja, Mimì, wußtest du, daß sie Corrado Brancato in Catania in die Luft gejagt haben? Nein, das ist kein Witz, es kam in den Nachrichten. Du weißt nichts davon? Wieso weißt du nichts davon? Klar, du warst ja den ganzen Tag weg. Dabei haben dich unsere Kollegen aus Catania überall gesucht. Und der Questore wird sich auch gefragt haben, wo du steckst. Tja, so ist das. Du mußt es halt irgendwie wiedergutmachen. Schlaf gut, Mimì.«
    »Dich als gemeines Aas zu bezeichnen, ist ja noch ein Kompliment«, sagte Livia.
    »Also gut«, lenkte Montalbano schließlich um drei Uhr morgens ein. »Ich gebe zu, daß alles meine Schuld ist, daß ich, wenn ich hier bin, so tue, als wärst du gar nicht da, und immer in meine Gedanken versunken bin. Ich bin zu sehr an das Alleinsein gewöhnt. Laß uns wegfahren.«
    »Und wo läßt du dann deinen Kopf?« erkundigte Livia sich.
    »Wie meinst du das?«
    »Daß du deinen Kopf mit allem, was drin ist, immer mit dir herumschleppst. Und es deshalb gar nicht zu vermeiden ist, daß du immer an deine Geschichten denkst, auch wenn wir tausend Kilometer weit weg sind.«
    »Ich schwöre, daß ich meinen Kopf leere, bevor wir abreisen.«
    »Und wo fahren wir hin?«
    Da Livia auf dem touristisch-archäologischen Trip war, gedachte er, darauf einzugehen.
    »Du kennst doch die Isola di Mozia noch nicht. Also, wir fahren gleich heute vormittag, gegen elf, nach Mazara del Vallo. Da wohnt ein Freund von mir, der Vicequestore Valente, den ich schon lang nicht mehr gesehen habe. Dann fahren wir weiter nach Marsala, und später schauen wir uns Mozia an. Und wenn wir nach Vigàta zurückkommen, überlegen wir uns die nächste Tour.«
    Sie schlossen Frieden.
    Giulia, die Frau des Vicequestore Valente, war nicht nur in Livias Alter, sondern stammte auch noch aus Sestri. Die beiden Frauen waren sich sofort sympathisch. Montalbano fand Valentes Frau nicht ganz so sympathisch, weil die pasta ein zerkochtes Häuflein Elend war, der Schmorbraten nur einem kranken Hirn entsprungen sein konnte und man einen solchen Kaffee nicht mal an Bord eines Flugzeugs anbieten würde. Nach dem sogenannten Mittagessen schlug Giulia Livia vor, mit ihr zu Haus zu bleiben und erst später in die Stadt zu gehen. Montalbano fuhr mit seinem Freund ins Büro. Dort erwartete den Vicequestore ein Mann um die Vierzig mit langen Koteletten und einem von der sizilianischen Sonne verbrannten Gesicht.
    »Jeden Tag was Neues!

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