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Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta

Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta

Titel: Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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Verzeihen Sie, Signor Questore, aber ich muß Sie sprechen. Es ist wichtig.«
    »Darf ich dir Professor Farid Rahman vorstellen? Er ist ein Freund aus Tunesien und Lehrer«, sagte Valente und dann, an den Professore gewandt: »Dauert es lang?«
    »Höchstens eine Viertelstunde.«
    »Dann schaue ich mir derweil das arabische Viertel an«, meinte Montalbano.
    »Wenn Sie auf mich warten«, mischte sich Farid Rahman ein, »dann würde ich mich sehr freuen, es Ihnen zeigen zu dürfen.«
    »Hör zu«, schlug Valente vor. »Ich weiß, daß meine Frau keinen guten Kaffee macht. Dreihundert Meter von hier ist die Piazza Mokarta, dort setzt du dich in die Bar und trinkst einen, der wirklich gut ist. Der Professore holt dich dann dort ab.«
    Montalbano bestellte den Kaffee nicht sofort, sondern widmete sich erst einer üppigen, duftenden Portion pasta al forno, die ihn wieder aus dem Tief holte, in das ihn die Kochkunst der Signora Giulia gestürzt hatte. Als Rahman kam, hatte Montalbano die pasta restlos verputzt und nur ein unschuldiges leeres Espressotäßchen vor sich stehen. Sie machten sich auf den Weg ins Viertel.
    »Wie viele Tunesier gibt es in Mazara?«
    »Wir stellen mittlerweile über ein Drittel der lokalen Bevölkerung.«
    »Gibt es oft Ärger zwischen den Tunesiern und den Mazaresi?«
    »Nein, kaum der Rede wert, praktisch keinen, verglichen mit anderen Städten. Wissen Sie, wir sind für die Mazaresi wie ein historisches Gedächtnis, fast etwas Genetisches. Wir sind Einheimische. Al-Imam al-Mazari, der Gründer der maghrebinischen Schule für Rechtswissenschaften, wurde in Mazara geboren, ebenso der Philologe Ibn al-Birr, der 1068 aus der Stadt gewiesen wurde, weil er den Wein zu sehr liebte. Eine große Rolle spielt jedoch die Tatsache, daß die Mazaresi Seeleute sind. Und gerade Seeleute haben einen gesunden Menschenverstand, sie wissen, was es heißt, mit beiden Beinen auf der Erde zu stehen. Apropos Meer – wußten Sie, daß die hiesigen Fischkutter gemischte Mannschaften aus Sizilianern und Tunesiern haben?
    »Und Sie, Professore, haben Sie einen offiziellen Auftrag?«
    »Nein, Gott bewahre uns vor allem Offiziellen. Hier funktioniert alles bestens, weil es halboffiziell läuft. Ich bin Grundschullehrer, vermittle aber auch zwischen meinen Landsleuten und den lokalen Behörden. Noch ein Beispiel für den Realitätssinn: Ein Schuldirektor hat uns Räume bewilligt, und wir Lehrer sind aus Tunis gekommen und haben unsere eigene Schule gegründet. Aber offiziell weiß das Schulamt nichts davon.«
    Das Viertel war ein Stückchen Tunis, das einfach dort herausgepickt und nach Sizilien verlegt worden war. Die Geschäfte waren geschlossen, weil Freitag und damit Ruhetag war, aber in den engen Gäßchen herrschte trotzdem buntes, quirliges Leben. Als erstes zeigte Rahman ihm das große öffentliche Bad, von jeher gesellschaftlicher Treffpunkt für die Araber, und führte ihn in eine Opiumhöhle, ein Café, in dem man Wasserpfeife rauchte. Dann kamen sie zu einer Art leerem Lagerraum, in dem ein alter Mann im Schneidersitz auf dem Boden saß und mit ernstem Gesicht aus einem Buch vorlas und es kommentierte. Vor ihm saßen auf die gleiche Weise an die zwanzig Kinder, die aufmerksam zuhörten.
    »Das ist einer unserer Lehrer, der den Koran erklärt«, sagte Rahman und wollte weitergehen.
    Montalbano blieb stehen und legte Rahman seine Hand auf den Arm. Es beeindruckte ihn, wie andächtig und aufmerksam die Kinder lauschten, die doch sofort wieder kreischen und raufen würden, sobald sie auf der Straße waren.
    »Was liest er denn vor?«
    »Die achtzehnte Sure, die von der Höhle.«
    Montalbano spürte eine Art leichten Schlag an der Wirbelsäule und fand keinen Grund dafür.
    »Höhle?«
    »Ja, al-kahf, Höhle. In der Sure steht, daß Gott dem Wunsch einiger Jünglinge, die sich nicht verführen lassen, nicht vom wahren Glauben abfallen wollten, entsprach und sie in einer Höhle in tiefen Schlaf versetzte. Damit in der Höhle immer völlige Dunkelheit herrschte, ließ er die Sonne einen anderen Weg nehmen. Sie schliefen etwa dreihundertneun Jahre lang. Auch ein Hund schlief bei ihnen, er lag in Wachstellung vor dem Höhleneingang, mit ausgestreckten Vorderbeinen...«
    Er unterbrach sich, als er sah, daß Montalbano leichenblaß geworden war und den Mund auf und zu machte, als müsse er nach Luft schnappen.
    »Signore, was ist los? Ist Ihnen nicht wohl, Signore? Soll ich einen Arzt holen? Signore!«
    Montalbano war

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