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Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta

Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta

Titel: Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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Suckert?«
    »Ich schwöre Ihnen: nie von ihm gehört«, sagte der
    andere, fischte ein kanariengelbes Taschentuch aus der Hose
    und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
    »Wenn Sie das sagen, habe ich nichts mehr
    hinzuzufügen«, sagte der Commissario eisig. Er sah ihn scharf
    an und bedeutete ihm, näher zu kommen.
    »Ich gebe Ihnen einen guten Rat: keine Tricks.
    Buonasera.«
    »Buonasera«, antwortete De Vito mechanisch und ging
    schnell hinaus, ohne Ingrid auch nur einen Blick zuzuwerfen.
    »Du bist ein Arschloch«, sagte Ingrid ruhig, »und
    hundsgemein.«
    »Ja, ich weiß, manchmal packt's mich, und dann bin ich
    so.«
    »Gibt es diesen Suckert wirklich?«
    »Es gab ihn. Aber er nannte sich Malaparte. Er war
    Schriftsteller.«
    Sie hörten den Porsche aufdröhnen und Reifen
    quietschen.
    »Hast du dich jetzt abreagiert?« fragte Ingrid. »So
    ziemlich.«
    »Ich wußte schon, als du hereinkamst, daß du schlechte
    Laune hast. Was ist denn los, kannst du es mir sagen?«
    »Ich könnte, aber es lohnt sich nicht. Beruflicher Ärger.«

    Montalbano hatte Ingrid vorgeschlagen, ihren Wagen auf
    dem Parkplatz der Bar stehenzulassen, sie würden ihn später
    holen. Ingrid hatte sich weder erkundigt, wohin sie fuhren,
    noch, was sie vorhatten. Auf einmal fragte Montalbano: »Wie
    geht's mit deinem Schwiegervater?«
    Ingrids Stimme wurde fröhlich. »Gut! Ich hätte es dir
    längst sagen sollen, entschuldige bitte. Es geht gut mit meinem
    Schwiegervater. Seit zwei Monaten läßt er mich in Ruhe, er
    stellt mir nicht mehr nach.«
    »Wie kommt denn das?«
    »Ich weiß es nicht, er hat mir nichts gesagt. Das letzte
    Mal war auf dem Rückweg von Fela, wir waren auf einer
    Hochzeit gewesen, mein Mann hatte nicht mitfahren können,
    meine Schwiegermutter war nicht ganz gesund. Jedenfalls
    waren wir beide allein. Da bog er plötzlich in eine
    Nebenstraße ein, fuhr ein paar Kilometer weiter, blieb im
    Wald stehen, ließ mich aussteigen, zog mich aus, warf mich zu
    Boden und vergewaltigte mich wie üblich. Tags darauf fuhr
    ich mit meinem Mann nach Palermo, und als ich nach einer
    Woche zurückkam, war mein Schwiegervater plötzlich um
    Jahre gealtert, ganz zittrig. Seitdem meidet er mich regelrecht.
    Jetzt kann ich ihm auf einem Flur im Haus gegenüberstehen
    und muß nicht fürchten, daß er mich gegen die Wand drückt,
    eine Hand an meinem Busen und die andere zwischen meinen
    Beinen.«
    »Ist doch besser so, oder?«

    Über die Geschichte, die Ingrid ihm gerade erzählt hatte,
    wußte Montalbano mehr als sie. Der Commissario hatte von
    der Sache zwischen Ingrid und ihrem Schwiegervater schon
    erfahren, als sie sich zum erstenmal begegneten. Und eines
    Nachts, als sie miteinander schwatzten, hatte Ingrid plötzlich
    furchtbar geweint, die Situation mit dem Vater ihres Mannes
    war unerträglich geworden: Sie, die wirklich ein freier Mensch
    war, fühlte sich wie beschmutzt, verdorben durch diesen
    Beinahe-Inzest, zu dem sie gezwungen wurde; sie dachte
    daran, ihren Mann zu verlassen und nach Schweden
    zurückzukehren, ihr Brot könnte sie sich bestimmt verdienen,
    denn sie war eine hervorragende Automechanikerin.
    Damals hatte Montalbano beschlossen, sich darum zu
    kümmern und ihr aus der Patsche zu helfen. Am nächsten Tag
    lud er die Inspektorin Anna Ferrara ein, die ihn liebte und
    überzeugt war, daß er mit Ingrid eine Affäre hatte. »Ich bin
    verzweifelt«, fing er an und verzog sein Gesicht wie ein
    bedeutender Tragöde.
    »O Dio, was ist denn los?« fragte Anna und umschloß
    seine Hand mit den ihren.
    »Ingrid betrügt mich.«
    Er ließ den Kopf auf die Brust sinken und brachte sogar
    einen feuchten Schimmer in seine Augen.
    Anna unterdrückte einen triumphierenden Aufschrei. Sie
    hatte es ja immer schon gewußt! Jetzt verbarg der
    Commissario das Gesicht in den Händen, und Anna war
    angesichts dieser verzweifelten Geste ganz erschüttert.
    »Weißt du, ich wollte es dir eigentlich nicht sagen, um dir
    nicht weh zu tun. Aber ich habe ein paar Nachforschungen
    über Ingrid angestellt. Du bist nicht der einzige Mann.«
    »Aber das wußte ich!« sagte der Commissario, das
    Gesicht immer noch in den Händen.
    »Worum geht es dann?«
    »Diesmal ist es anders! Es ist kein Abenteuer wie die
    vielen anderen, die ich ja verzeihen kann. Sie hat sich verliebt
    und wird wiedergeliebt!«
    »Weißt du denn, in wen sie verliebt ist?«
    »Ja, in ihren Schwiegervater.«
    Anna fuhr zusammen. »O Gesù! Hat sie dir das

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