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Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta

Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta

Titel: Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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der ihr Kopf war, und schlief dann
    plötzlich ein.

    Als er aufwachte, dämmerte schon der Morgen. Ein wenig
    fröstelnd erhob er sich, machte Kaffee und trank drei Tassen
    hintereinander. Ingrid hatte, bevor sie gegangen war, alles
    saubergemacht, keine Spur war mehr von ihr zu sehen. Sie war
    wirklich Gold wert: Sie hatte getan, worum er sie gebeten
    hatte, und keinerlei Erklärung dafür verlangt. Was die
    Neugierde anging, war sie jedenfalls nicht sehr weiblich. Aber
    auch nur in diesem Punkt. Er verspürte leisen Appetit und
    öffnete den Kühlschrank: Die milinciane alla parmigiana, die
    er mittags nicht gegessen hatte, waren weg, die hatte Ingrid
    sich stibitzt. Er mußte sich mit einem Stück Brot und einem
    formaggino zufriedengeben, aber das war besser als gar nichts.
    Er duschte und zog die Klamotten an, die er Ingrid geliehen
    hatte; sie dufteten noch ganz leicht nach ihr.
    Wie immer kam er zehn Minuten zu spät ins
    Kommissariat: Seine Leute standen schon mit einem
    Dienstwagen und dem von der Firma Vinti geliehenen Jeep
    voller Schaufeln, Pickel, Hacken und Spaten bereit; sie sahen
    aus wie Tagelöhner, die sich auf den Weg machten, um auf
    dem Feld ihr Brot zu verdienen.

    Der Crasto, der sich selbst nicht mal im Traum für einen Berg
    halten würde, war ein ziemlich kahler Hügel, erhob sich
    westlich von Vigàta und war keine fünfhundert Meter vom
    Meer entfernt. Mitten hindurch führte ein Tunnel, der jetzt mit
    Holzbrettern verschlossen war; der Tunnel sollte Teil einer
    Straße sein, die aus dem Nichts kam und ins Nichts führte –
    sehr nützlich für die Schöpfung nichtgeometrischer tangenti (∗
    Schmiergelder). Sie hieß in der Tat Tangenziale. Einer
    Legende nach verbarg sich im Berginneren ein crasto, ein
    Widder, aus massivem Gold. Die Tunnelarbeiter hatten ihn
    nicht gefunden, dafür aber diejenigen, die den Auftrag
    ausgeschrieben hatten. Am Berg klebte, auf der dem Meer
    abgewandten Seite, eine Art kleine Felsschanze, u
    crasticeddru genannt: Bis hierher waren die Bagger und Laster
    nicht gekommen, die Gegend war von einer eigenen wilden
    Schönheit. Und genau dahin waren die beiden Autos gefahren
    – über unwegsames Gelände, um nicht aufzufallen. Es war
    schwierig, ohne Fahrweg vorwärts zu kommen, aber der
    Commissario wollte, daß die Wagen bis an den Fuß des
    Felssporns fuhren. Montalbano hieß alle aussteigen.
    Es war kühl, ein schöner Morgen.
    »Und jetzt?« fragte Fazio. »Schaut euch den Crasticeddru
    an. Und zwar aufmerksam. Lauft ganz um ihn herum. Gebt
    euch Mühe. Irgend wo muß der Eingang zu einer Grotte sein.
    Wahrscheinlich ist er versteckt, mit Steinen oder Zweigen
    getarnt. Augen auf! Ihr müßt ihn finden. Ich verspreche euch,
    daß er da ist.«
    Sie verteilten sich.

    Zwei Stunden später kehrten sie entmutigt zu den Autos
    zurück. Die Sonne stach vom Himmel, sie schwitzten, Fazio
    hatte vorsorglich Thermosflaschen mit Kaffee und Tee
    mitgebracht.
    »Wir gehen noch mal los«, sagte Montalbano. »Ihr dürft
    nicht nur den Felsen absuchen, ihr müßt auch auf den Boden
    schauen, da könnte auch irgendwas sein, das irgendwie
    auffällig ist.«
    Sie machten sich von neuem auf die Suche, und eine
    halbe Stunde später hörte Montalbano Galluzzo aus der Ferne
    rufen.
    »Commissario! Commissario! Kommen Sie, schnell!«
    Der Commissario lief zu dem Beamten, der die Seite des
    Felssporns untersucht hatte, die der Provinciale nach Fela am
    nächsten lag.
    »Da, schauen Sie.«
    Man hatte versucht, die Spuren zu verwischen, aber an
    einer Stelle war deutlich der Reifenabdruck zu sehen, den ein
    großer Laster auf dem Boden hinterlassen hatte.
    Galluzzo zeigte auf den Felsen. »Sie führen da rü...«,
    wollte er sagen, als ihm der Atem stockte.
    » Cristo di Dio!« rief Montalbano.
    Wieso hatten sie das nicht gleich gesehen? Ein großer
    Felsblock stand in einer merkwürdigen Position, dahinter
    kamen dürre Grasstengel zum Vorschein. Während Galluzzo
    seine Kollegen herrief, rannte der Commissario zu dem
    Felsblock, griff nach einem Grasbüschel und zog fest daran.
    Um ein Haar wäre er nach hinten gefallen: Das Büschel hatte
    keine
    Wurzeln,
    jemand
    hatte
    es
    zusammen
    mit
    Besenkornstengeln dort hineingesteckt, um den Eingang der
    Höhle zu tarnen.

Neun
    Der Felsblock war eine fast rechteckige Steinplatte, die mit
    dem sie umgebenden Felsen eins zu sein schien und auf einer
    Art großer Stufe stand, die ebenfalls aus Fels war. Montalbano
    schätzte nach

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