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Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta

Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta

Titel: Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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Als ich fertig war und die große Höhle mit
    der steinernen Tür geschlossen hatte, war es tiefe Nacht, und
    ich war fast heiter. Jetzt schliefen Lisetta und Mario wirklich,
    es war nichts geschehen. Deshalb machte mir die Leiche, die
    noch oben im Haus lag, gar nichts aus, sie existierte nicht, sie
    war ein Ergebnis meiner vom Krieg verwirrten Phantasie.
    Dann glaubte ich, die Welt ginge unter. Das Haus vibrierte
    unter den Schüssen, die in wenigen Metern Entfernung
    einschlugen, aber es war kein Flugzeuglärm zu hören. Es
    waren die Schiffe, sie schossen vom Meer aus. Ich rannte
    hinaus, ich fürchtete, unter den Trümmern begraben zu
    werden, wenn das Haus getroffen würde. Am Horizont schien
    der Tag anzubrechen. Was war das nur für ein Licht? Hinter
    mir flog das Haus buchstäblich in die Luft, ein Splitter traf
    mich am Kopf, und ich verlor das Bewußtsein. Als ich die
    Augen wieder öffnete, war das Licht am Horizont noch
    intensiver, in der Ferne hörte man fortwährendes Dröhnen. Ich
    schaffte es, mich bis zur Straße zu schleppen, machte Zeichen,
    winkte, aber kein Fahrzeug hielt an. Alle waren auf der Flucht.
    Ich lief Gefahr, von einem Lastwagen überfahren zu werden.
    Da bremste jemand, ein italienischer Soldat hob mich in den
    Wagen. Aus dem, was sie sagten, begriff ich, daß die
    Amerikaner gelandet waren. Ich flehte sie an, mich
    mitzunehmen, egal, wohin sie fuhren. Das taten sie. Was mir
    danach widerfahren ist, ist für Sie, glaube ich, ohne Belang.
    Ich bin erschöpft.«
    »Möchten Sie sich ein bißchen hinlegen?« Montalbano
    mußte ihn stützen und half ihm beim Ausziehen.
    »Bitte verzeihen Sie mir, daß ich die Schlafenden
    geweckt und Sie damit in die Wirklichkeit zurückgeholt
    habe«, sagte er.
    »Es mußte so kommen.«
    »Ihr Freund Burgio, der mir sehr geholfen hat, würde Sie
    gern sehen.«
    »Ich ihn nicht. Und wenn dem nichts entgegensteht, dann
    würde ich Sie bitten, so zu tun, als sei ich nie gekommen.«
    »Natürlich steht dem nichts entgegen.«
    »Brauchen Sie noch etwas von mir?«
    »Nein. Ich möchte Ihnen nur noch sagen, daß ich Ihnen
    zutiefst dankbar dafür bin, daß Sie meinem Lockruf gefolgt
    sind.«
    Es gab nichts mehr zu sagen. Der Alte sah auf die Uhr,
    die er sich dazu fast in die Augen bohrte. »Jetzt tun wir
    folgendes. Ich schlafe ein Stündchen, dann wecken Sie mich,
    rufen ein Taxi, und ich fahre nach Punta Ràisi zurück.«
    Montalbano lehnte die Fensterläden an und ging zur Tür.
    »Einen Augenblick noch, Commissario.« Der Alte hatte
    aus dem Portemonnaie, das er auf das Nachtkästchen gelegt
    hatte, ein Foto herausgezogen und reichte es dem
    Commissario.
    »Das ist meine jüngste Enkelin, sie ist siebzehn und heißt
    Lisetta.«
    Montalbano trat in einen Lichtstrahl. Abgesehen von den
    Jeans, die sie anhatte, und dem Mofa, an das sie sich lehnte,
    war diese Lisetta wie eine Zwillingsschwester, ein Ebenbild
    der anderen Lisetta. Er gab Rizzitano das Foto zurück.
    »Dürfte ich Sie vielleicht noch um ein Glas Wasser
    bitten?«

    Montalbano saß in der Veranda und beantwortete die Fragen,
    die sein Polizistenhirn stellte. Der Leichnam des gedungenen
    Mörders – falls man ihn unter den Trümmern überhaupt
    gefunden hatte – war bestimmt nicht mehr zu identifizieren
    gewesen. Lillos Eltern hatten entweder geglaubt, daß es die
    sterblichen Überreste ihres Sohnes seien oder daß er, wie der
    Bauer erzählte, halbtot von Soldaten mitgenommen worden
    sei. Aber da er nichts mehr von sich hatte hören lassen, war er
    sicher irgendwo gestorben. Für Stefano Moscato waren es die
    Überreste des Mörders, der, nachdem er sein Werk zu Ende
    gebracht, also Lisetta, Mario und Lillo ermordet und ihre
    Leichen hatte verschwinden lassen, noch mal ins Haus
    zurückgekehrt war, um etwas zu stehlen, dann aber von einer
    Bombe zerfetzt wurde. Von Lisettas Tod überzeugt, hatte er
    die Geschichte mit dem amerikanischen Soldaten in die Welt
    gesetzt. Als aber sein Verwandter aus Serradifalco nach Vigàta
    kam, hatte dieser ihm nicht geglaubt und die Beziehungen mit
    ihm abgebrochen. Er dachte an die Fotomontage, und da fiel
    ihm das Bild ein, das Rizzitano ihm gezeigt hatte. Er lächelte.
    Wahlverwandtschaften waren ein plumpes Spiel, verglichen
    mit dem unergründlichen Kreislauf des Blutes, der der
    Erinnerung Gewicht, Gestalt, Atem verleihen konnte. Er sah
    auf die Uhr und sprang auf. Die Stunde war längst vorbei. Er
    ging ins Schlafzimmer. Der alte Mann genoß

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