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Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta

Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta

Titel: Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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gesagt?«
    »Nein. Ich bin selber drauf gekommen. Sie streitet es ab.
    Sie streitet alles ab. Aber ich brauche einen sicheren Beweis,
    den ich ihr ins Gesicht schleudern kann. Verstehst du?«
    Anna hatte sich erboten, ihm diesen sicheren Beweis zu
    liefern. Sie hatte sich so reingehängt, daß es ihr sogar
    gelungen war, Bilder von der »romantischen« Szene im Wald
    festzuhalten. Sie hatte sie von einer treuen Freundin, die beim
    Erkennungsdienst arbeitete, vergrößern lassen und dem
    Commissario gebracht. Ingrids Schwiegervater war nicht nur
    Chefarzt im Krankenhaus von Montelusa, sondern auch ein
    hochrangiger Politiker, und ins Parteibüro, ins Krankenhaus
    und nach Hause hatte Montalbano ihm eine erste vielsagende
    Dokumentation geschickt. Auf der Rückseite aller drei Fotos
    stand nur: Wir haben dich in der Hand. Dieses Bombardement
    hatte ihn offenbar zu Tode erschreckt, augenblicklich hatte er
    Karriere und Familienleben in Gefahr gesehen. Der
    Commissario behielt für alle Fälle noch zwanzig weitere Fotos
    bei sich. Ingrid hatte er nichts erzählt, sie brach sonst
    womöglich noch einen Streit vom Zaun, weil ihre schwedische
    Privatsphäre verletzt worden war.
    Montalbano gab Gas, er war zufrieden, denn jetzt wußte
    er, daß die ausgeklügelte Strategie, die er in die Wege geleitet
    hatte, Wirkung zeigte.
    »Fahr du den Wagen rein«, sagte Montalbano, stieg aus
    und machte sich am Rolladen der polizeieigenen Werkstatt zu
    schaffen. Als das Auto drinstand, schaltete er das Licht ein
    und ließ den Rolladen wieder herunter.
    »Was habe ich zu tun?« fragte Ingrid. »Siehst du den
    ramponierten Cinquecento da? Ich will wissen, ob die
    Bremsen manipuliert waren.«
    »Ich weiß nicht, ob ich das feststellen kann.«
    »Versuch's.«
    »Dann ist meine Bluse hin.«
    »Ach ja, warte. Ich hab' was mitgebracht.«
    Er nahm eine Plastiktüte von der Rückbank seines Autos
    und zog ein Hemd und ein Paar Jeans von sich heraus.
    »Zieh das hier an.«
    Während Ingrid sich umzog, ging er auf die Suche nach
    einer tragbaren Lampe, wie man sie in Werkstätten benutzt,
    fand sie auf der Werkbank und schloß sie an. Wortlos nahm
    Ingrid die Lampe, einen Engländer und einen Schraubenzieher
    und schlüpfte unter das gestauchte Chassis des Cinquecento.
    Sie brauchte nur etwa zehn Minuten. Staubig und voller
    Schmieröl kam sie wieder unter dem Auto hervor.
    »Glück gehabt. Die Bremsleitung wurde teilweise
    gekappt, das steht fest.«
    »Was heißt teilweise?«
    »Daß sie nicht ganz durchgeschnitten wurde, sie haben
    gerade soviel gelassen, daß er nicht sofort einen Unfall baute.
    Aber beim ersten kräftigeren Zug mußte das Seil auf jeden
    Fall reißen.«
    »Bist du sicher, daß es nicht von allein gerissen ist? Das
    Auto war alt.«
    »Der Schnitt ist zu sauber. Da ist nichts ausgefranst oder
    zumindest nur an einer winzigen Stelle.«
    »Jetzt hör gut zu«, sagte Montalbano. »Der Mann, der am
    Steuer saß, fuhr von Vigàta nach Montelusa, blieb eine Weile
    dort und kehrte dann nach Vigàta zurück. Der Unfall passierte
    auf der abschüssigen Strecke, kurz bevor man in den Ort
    hineinfährt, auf der Catena. Er ist mit einem Lastwagen
    zusammengeprallt und darunter steckengeblieben. Alles klar?«
    »Alles klar.«
    »Und jetzt frage ich dich: Wo haben sie dieses kleine
    Werk deiner Meinung nach vollbracht, in Vigàta oder in
    Montelusa?«
    »In Montelusa«, sagte Ingrid. »Wenn sie es in Vigàta
    gemacht hätten, hätte es ihn schon lange vorher erwischt,
    bestimmt. Willst du sonst noch was wissen?«
    »Nein. Vielen Dank.«
    Ingrid zog sich nicht um, sie wusch sich nicht einmal die
    Hände.
    »Das mache ich bei dir zu Haus.«

    An der Bar stieg Ingrid aus, holte ihr Auto und folgte dem
    Commissario. Es war ein lauer Abend und noch nicht
    Mitternacht.
    »Willst du duschen?«
    »Nein, ich gehe lieber schwimmen, danach vielleicht.«
    Sie zog Montalbanos dreckige Klamotten und ihren Slip
    aus: Der Commissario mußte sich ganz schön am Riemen
    reißen, gleichzeitig in die ungeliebte Rolle des geistigen
    Beraters zu schlüpfen.
    »Los, zieh dich aus, geh mit!«
    »Nein. Ich schau' dir lieber von der Veranda aus zu.«
    Der Vollmond machte fast zuviel Licht. Montalbano lag
    im Liegestuhl und genoß den Anblick von Ingrids Silhouette;
    sie lief ans Meer und begann dann mit ausgebreiteten Armen
    tänzelnd im kalten Wasser herumzuhüpfen. Er sah, wie sie
    hineintauchte, folgte mit dem Blick noch eine Weile dem
    kleinen schwarzen Punkt,

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