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Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta

Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta

Titel: Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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vermißt?« fragte der Commissario.
    »In welcher See denn? Wir lagen immer am Kai. Wir
    waren praktisch eine Verlängerung der Mole.«
    »Warum galt er dann als vermißt?«
    »Weil er am Abend des siebten Juli 1943 nicht an Bord
    zurückkam. Nachmittags waren schwere Bombenangriffe, und
    er hatte Ausgang. Cunich war aus Monfalcone und hatte einen
    Freund aus dem gleichen Dorf, der auch mein Freund war,
    Stefano Premuda. Am nächsten Morgen schickte Premuda die
    ganze Mannschaft auf die Suche nach Cunich. Einen ganzen
    Tag lang gingen wir von Haus zu Haus und fragten nach ihm –
    nichts. Wir gingen ins Lazarett, ins Krankenhaus und an die
    Stelle, wo man die Toten hinlegte, die unter den Trümmern
    gefunden wurden... Nichts. Auch die Offiziere schlossen sich
    uns an, weil wir kurz zuvor aufgefordert worden waren, uns
    bereitzuhalten, denn wir sollten in den nächsten Tagen die
    Anker lichten... Aus dem Ankerlichten wurde dann doch
    nichts, weil die Amerikaner kamen.«
    »Kann er nicht einfach desertiert sein?«
    »Cunich? Niemals! Er glaubte fest an den Krieg. Er war
    Faschist. Ein guter Junge, aber Faschist. Außerdem war er bis
    über beide Ohren verliebt.«
    »In wen denn?«
    »In ein Mädchen aus dem Dorf. Wie ich übrigens auch.
    Er sagte, er werde sie heiraten, sobald der Krieg vorbei sei.«
    »Und Sie haben dann nichts mehr von ihm gehört?«
    »Wissen Sie, als die Amerikaner landeten, dachten sie,
    daß sie ein Versorgungsschiff wie das unsere ganz gut
    brauchen könnten – es war wirklich ein Schmuckstück. Sie
    behielten uns in Dienst, in italienischer Uniform, und gaben
    uns eine Binde, die wir am Arm trugen, um Mißverständnissen
    vorzubeugen. Cunich hatte jede Menge Zeit, wieder zu
    erscheinen, aber er tat es nicht. Er war spurlos verschwunden.
    Ich bin mit Premuda in brieflicher Verbindung geblieben und
    erkundigte mich hin und wieder, ob Cunich aufgetaucht sei, ob
    er etwas von ihm gehört habe... Absolut nichts.«
    »Sie wußten also, daß Cunich hier eine Freundin hatte.
    Haben Sie sie kennengelernt?«
    »Nein.«
    Eine Frage war noch offen, aber Montalbano hielt sich
    zurück und bedeutete dem Preside mit einem Blick, daß er ihm
    den Vortritt lassen wollte.
    »Hat er Ihnen wenigstens gesagt, wie sie hieß?« nahm der
    Preside das Angebot an, das Montalbano ihm so großzügig
    gemacht hatte.
    »Wissen Sie, Cunich war sehr zurückhaltend. Er hat mir
    nur mal gesagt, daß sie Lisetta hieß.«
    Was war los? Ging da etwa ein Engel durchs Zimmer und
    hielt die Zeit an? Montalbano und der Preside waren wie
    erstarrt. Dann faßte sich der Commissario an die Seite, denn er
    spürte einen heftigen Stich, der Preside legte eine Hand auf
    sein Herz und lehnte sich an ein Auto, um nicht umzufallen.
    Marin war ganz erschrocken.
    »Was habe ich denn gesagt? Dio mio, was habe ich
    gesagt?«

    Kaum hatten sie die Werkstatt verlassen, stieß der Preside
    Freudenschreie aus.
    »Wir haben ins Schwarze getroffen!«
    Er machte ein paar Tanzschritte. Zwei, die ihn als streng
    und besonnen kannten, blieben verwirrt stehen. Als er sich
    beruhigt hatte, wurde der Preside wieder ernst.
    »Wir haben San Calogero jeder fünfzigtausend Lire
    versprochen. Vergessen Sie das nicht.«
    »Ich werde es nicht vergessen.«
    »Kennen Sie San Calogero?«
    »Seit ich in Vigàta bin, war ich jedes Jahr auf seinem
    Fest.«
    »Deswegen kennen Sie ihn noch lange nicht. San
    Calogero ist, wie soll ich sagen, jemand, der einem nichts
    durchgehen läßt. Ich sage es Ihnen in Ihrem eigenen
    Interesse.«
    »Soll das ein Witz sein?«
    »Ganz und gar nicht. Er ist ein nachtragender Heiliger
    und gerät ganz leicht in Harnisch. Wenn man ihm etwas
    verspricht, muß man es halten. Wenn Sie zum Beispiel einen
    Autounfall haben und mit heiler Haut davonkommen und dem
    Heiligen ein Versprechen machen, das Sie dann nicht halten,
    können Sie Ihre Hand dafür ins Feuer legen, daß Sie noch mal
    einen Unfall haben und dabei mindestens ein Bein verlieren.
    Verstehen Sie?«
    »Voll und ganz.«
    »Jetzt fahren wir heim, und Sie erzählen alles meiner
    Frau.«
    »Ich?«
    »Ja, weil sonst ich ihr sagen müßte, daß sie recht hatte,
    und diese Genugtuung gönne ich ihr nicht.«

    »Im großen und ganzen«, sagte Montalbano, »könnte es so
    gewesen sein.«
    Es war schön, so gemütlich in einem Fall zu ermitteln in
    einem Haus aus anderen Zeiten und einem Täßchen Kaffee vor
    sich.
    »Der Matrose Mario Cunich, der in Vigàta fast schon zur
    Dorfgemeinschaft

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