Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta

Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta

Titel: Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
Vom Netzwerk:
gehört, verliebt sich in Lisetta Moscato, und
    sie erwidert seine Liebe. Wie sie es angestellt haben, sich zu
    treffen, miteinander zu reden, das weiß der liebe Gott.«
    »Ich habe lange darüber nachgedacht«, sagte die Signora.
    »Es gab eine Zeit, ich glaube, von 1942 bis März oder April
    43, da hatte Lisetta mehr Freiheit, weil ihr Vater geschäftlich
    weit weg von Vigàta war. Daß sie sich verliebten, daß sie sich
    heimlich trafen, kann nur in dieser Zeit möglich gewesen
    sein.«
    »Sie verliebten sich ineinander, das ist sicher«,
    Montalbano nahm seinen Gedanken wieder auf. »Dann kam
    der Vater zurück, und sie konnten sich nicht mehr sehen.
    Möglicherweise kam auch die Flucht dazwischen. Dann
    erfährt sie von Marios bevorstehender Abreise... Lisetta flieht,
    kommt hierher und trifft sich mit Cunich, wo, wissen wir
    nicht. Um möglichst lang mit Lisetta zusammensein zu
    können, kehrt er nicht an Bord zurück. Und dann werden sie
    im Schlaf ermordet. Bis dahin ist alles in Ordnung.«
    »Wie, in Ordnung?« fragte die Signora erstaunt.
    »Entschuldigen Sie, ich wollte sagen, daß die Rekonstruktion
    bis hierher stimmt. Ermordet haben kann sie ein abgewiesener
    Verehrer oder Lisettas Vater, der sie erwischt hat und in seiner
    Ehre gekränkt war. Weiß der Himmel.«
    »Was meinen Sie mit ‚weiß der Himmel’?« fragte die
    Signora. »Wollen Sie etwa nicht wissen, wer die beiden armen
    jungen Menschen umgebracht hat?«
    Er wollte ihr nicht erklären, daß ihn der Mörder eigentlich
    nicht interessierte, was ihn beschäftigte, war die Frage, warum
    jemand, vielleicht der Mörder selbst, sich die Mühe gemacht
    hatte, die Leichen in die Grotte zu schaffen und die Szene mit
    der Schale, dem Krug und dem Hund aus Terracotta zu
    arrangieren.

    Bevor
    Montalbano
    heimfuhr,
    ging
    er
    in
    ein
    Lebensmittelgeschäft und holte zweihundert Gramm
    Pfefferkäse und einen Laib Weizenbrot. Er kaufte ein, weil er
    sicher war, daß er Livia nicht antreffen würde. Sie war in der
    Tat nicht da, alles war noch wie vorher, als er zu den Burgios
    gegangen war.
    Er hatte nicht mal Zeit gehabt, die Tüte auf den Tisch zu
    stellen, als das Telefon klingelte; es war der Questore.
    »Montalbano, Staatssekretär Licalzi hat mich heute angerufen.
    Er wollte wissen, warum ich noch keinen Beförderungsantrag
    für Sie eingereicht habe.«
    »Was, zum Teufel, will der eigentlich von mir?«
    »Ich habe mir erlaubt, eine mysteriöse Liebesgeschichte
    zu erfinden, ich habe darum herumgeredet und Andeutungen
    gemacht... er hat tatsächlich angebissen, wahrscheinlich liest
    er leidenschaftlich gern Klatschblätter. Aber das Problem hat
    er gelöst. Er hat gesagt, ich soll mich schriftlich an ihn
    wenden, dann kriegen Sie eine üppige Gehaltszulage. Ich habe
    den Antrag geschrieben und weitergeleitet. Wollen Sie ihn
    hören?«
    »Ersparen Sie mir das.«
    »Schade, ich finde, ich habe ein kleines Meisterwerk
    zustande gebracht.«
    Er deckte den Tisch und schnitt eine dicke Scheibe Brot
    ab, als wieder das Telefon klingelte. Es war nicht Livia, wie er
    gehofft hatte, sondern Fazio.
    »Dottore, ich war den ganzen Tag über für Sie unterwegs.
    Dieser Stefano Moscato war nicht gerade einer, mit dem man
    was zu tun haben wollte.«
    »Mafioso?«
    »Richtiger Mafioso wohl nicht. Aber gewalttätig, das
    schon. Mehrere Verurteilungen wegen Schlägereien,
    Überfällen und Vergewaltigung. Das klingt mir nicht nach
    Mafia, ein Mafioso läßt sich wegen solchem Kleinkram nicht
    verurteilen.«
    »Wann war die letzte Verurteilung?«
    »1981, stellen Sie sich vor. Er stand schon mit einem
    Bein im Grab und hat einem mit dem Stuhl den Kopf
    eingeschlagen.«
    »Weißt du, ob er 1942 oder 43 eine Zeitlang im
    Gefängnis saß?«
    »Allerdings. Schlägerei und Körperverletzung. Von März
    1942 bis zum einundzwanzigsten April 1943 war er in
    Palermo, im Ucciardone-Gefängnis.«
    Die Neuigkeiten, die Fazio ihm mitgeteilt hatte, ließen
    Montalbano den Pfefferkäse, der von Haus aus schon nicht
    von schlechten Eltern war, noch viel besser schmecken.

Einundzwanzig
    Galluzzos Schwager eröffnete sein Telegiornale mit der
    Nachricht von einem brutalen Attentat am Stadtrand von
    Catania, das eindeutig die Handschrift der Mafia trage. Ein in
    der ganzen Stadt bekannter und geschätzter Händler, ein
    gewisser Corrado Brancato, der ein großes Lagerhaus besessen
    und Supermärkte beliefert hatte, habe sich einen freien
    Nachmittag in seiner kleinen Villa außerhalb

Weitere Kostenlose Bücher