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Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta

Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta

Titel: Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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der Hand, den er
    gerade noch einmal vorgelesen hatte.
    »Nein, Signora, daß sie tatsächlich etwas Verrücktes
    getan hat, weiß ich von Signor Sorrentino, der keinen Grund
    hatte, mir etwas vorzumachen. Wenige Tage vor der Landung
    hat Lisetta also die tolle Idee, aus Serradifalco auszureißen,
    um in Vigàta den Mann zu treffen, den sie liebt.«
    »Aber wie soll das denn gegangen sein?« fragte die
    Signora bange.
    »Wahrscheinlich hat sie irgendein Militärfahrzeug
    angehalten und gebeten, sie mitzunehmen, in den Tagen
    damals muß es von italienischen und deutschen Soldaten nur
    so gewimmelt haben. Sie war ein hübsches Mädchen, das wird
    nicht schwer gewesen sein«, mischte sich der Preside ein; er
    hatte beschlossen, kooperativ zu sein, nachdem er widerwillig
    eingesehen hatte, daß die Phantasien seiner Frau doch nicht
    aus der Luft gegriffen waren.
    »Und die Bomben? Und das Gewehrfeuer? Ganz schön
    mutig«, sagte die Signora.
    »Welchen Satz meinen Sie dann?« fragte der Preside
    ungeduldig.
    »Wo Lisetta Ihrer Frau schreibt, er habe sie wissen lassen,
    daß sie, nachdem sie so lange in Vigàta gewesen seien, den
    Befehl zum Aufbruch bekommen hätten.«
    »Ich verstehe nicht.«
    »Sehen Sie, Signora, in diesem Satz erfahren wir, daß er
    schon lange in Vigàta war, folglich war er nicht von hier.
    Zweitens: Er teilt Lisetta mit, daß er gezwungen sei, das Dorf
    zu verlassen. Drittens: Er schreibt im Plural, also muß nicht
    nur er allein Vigàta verlassen, sondern eine Gruppe von
    Personen. Das alles deutet auf einen Soldaten hin. Ich mag
    mich täuschen, aber es erscheint mir logisch.«
    »Logisch«, wiederholte der Preside. »Sagen Sie, Signora,
    wann hat Lisetta Ihnen zum erstenmal erzählt, daß sie sich
    verliebt hat, wissen Sie das noch?«
    »Ja, weil ich in den Tagen damals krampfhaft versucht
    habe, mich an jedes kleinste Detail der Stunden zu erinnern,
    die ich mit Lisetta verbracht hatte. Das war sicher gegen Mai
    oder Juni 1942. Ich habe mein Gedächtnis mit einem alten
    Tagebuch aufgefrischt, das ich wiedergefunden habe.«
    »Das ganze Haus hat sie auf den Kopf gestellt«, brummte
    ihr Mann.
    »Man müßte herausfinden, welche Garnisonen zwischen
    Anfang 1942, vielleicht auch eher, und Juli 1943 hier
    stationiert waren.«
    »Und wie soll das gehen?« fragte der Preside. »Ich zum
    Beispiel erinnere mich an jede Menge Flugabwehr- und
    Küstenbatterien, an einen mit Geschützen bestückten
    Güterzug, der in einem Tunnel versteckt war, an die Soldaten
    in der Garnison und die in den Bunkern... Seeleute nicht, die
    kamen und gingen. Das festzustellen ist praktisch unmöglich.«
    Sie schwiegen bekümmert. Dann erhob sich der Preside.
    »Ich rufe Burruano an. Er ist immer in Vigàta geblieben, vor,
    während und nach dem Krieg. Ich bin ja auch geflohen.«
    Die Signora teilte Montalbano mit, worüber sie
    nachgedacht hatte: »Vielleicht war es nur Schwärmerei, in
    dem Alter kann man noch nicht so unterscheiden, aber ernst
    war es ihr auf jeden Fall, so ernst, daß sie riskiert hat,
    auszureißen und sich gegen ihren Vater aufzulehnen, der wie
    ein Gefängniswärter war, zumindest erzählte sie das.«
    Montalbano lag eine Frage auf den Lippen, er wollte sie
    nicht stellen, aber sein Jagdinstinkt gewann die Oberhand.
    »Verzeihen Sie, wenn ich Sie unterbreche, aber könnten
    Sie genauer... Ich meine, können Sie mir sagen, in welchem
    Sinn Lisetta dieses Wort ‚Gefängniswärter’ gebraucht hat?
    War es die Eifersucht eines sizilianischen Vaters? Zwanghafte
    Eifersucht?«
    Die Signora sah ihn kurz an und senkte dann den Blick.
    »Ich sagte schon, daß Lisetta viel weiter war als ich, ich
    war noch ein Kind. Mein Vater hatte mir verboten, das Haus
    der Moscatos zu betreten, wir sahen uns also nur in der Schule
    oder in der Kirche. Dort konnten wir ein paar Stunden in Ruhe
    zusammensein. Wir redeten miteinander. Und jetzt zerbreche
    ich mir den Kopf, um mich zu erinnern, was sie mir gegenüber
    angedeutet oder gesagt hat. Ich glaube, ich habe damals
    einiges nicht verstanden...«
    »Was denn?«
    »Zum Beispiel hatte Lisetta ihren Vater immer ‚meinen
    Vater’ genannt, und dann sprach sie plötzlich von ‚diesem
    Mann’. Das hat nicht unbedingt etwas zu bedeuten. Ein
    andermal sagte sie: ‚Dieser Mann wird mir noch weh tun, sehr
    weh.’ Ich glaubte damals, er würde sie schlagen, verprügeln,
    verstehen Sie? Jetzt kommt mir ein schrecklicher Zweifel über
    die wahre Bedeutung dieser

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