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Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta

Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta

Titel: Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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Tour.«
    Sie schlossen Frieden.

    Giulia, die Frau des Vicequestore Valente, war nicht nur in
    Livias Alter, sondern stammte auch noch aus Sestri. Die
    beiden Frauen waren sich sofort sympathisch. Montalbano
    fand Valentes Frau nicht ganz so sympathisch, weil die pasta
    ein zerkochtes Häuflein Elend war, der Schmorbraten nur
    einem kranken Hirn entsprungen sein konnte und man einen
    solchen Kaffee nicht mal an Bord eines Flugzeugs anbieten
    würde. Nach dem sogenannten Mittagessen schlug Giulia
    Livia vor, mit ihr zu Haus zu bleiben und erst später in die
    Stadt zu gehen. Montalbano fuhr mit seinem Freund ins Büro.
    Dort erwartete den Vicequestore ein Mann um die Vierzig mit
    langen Koteletten und einem von der sizilianischen Sonne
    verbrannten Gesicht.
    »Jeden Tag was Neues! Verzeihen Sie, Signor Questore,
    aber ich muß Sie sprechen. Es ist wichtig.«
    »Darf ich dir Professor Farid Rahman vorstellen? Er ist
    ein Freund aus Tunesien und Lehrer«, sagte Valente und dann,
    an den Professore gewandt: »Dauert es lang?«
    »Höchstens eine Viertelstunde.«
    »Dann schaue ich mir derweil das arabische Viertel an«,
    meinte Montalbano.
    »Wenn Sie auf mich warten«, mischte sich Farid Rahman
    ein, »dann würde ich mich sehr freuen, es Ihnen zeigen zu
    dürfen.«
    »Hör zu«, schlug Valente vor. »Ich weiß, daß meine Frau
    keinen guten Kaffee macht. Dreihundert Meter von hier ist die
    Piazza Mokarta, dort setzt du dich in die Bar und trinkst einen,
    der wirklich gut ist. Der Professore holt dich dann dort ab.«
    Montalbano bestellte den Kaffee nicht sofort, sondern
    widmete sich erst einer üppigen, duftenden Portion pasta al
    forno, die ihn wieder aus dem Tief holte, in das ihn die
    Kochkunst der Signora Giulia gestürzt hatte. Als Rahman
    kam, hatte Montalbano die pasta restlos verputzt und nur ein
    unschuldiges leeres Espressotäßchen vor sich stehen. Sie
    machten sich auf den Weg ins Viertel.
    »Wie viele Tunesier gibt es in Mazara?«
    »Wir stellen mittlerweile über ein Drittel der lokalen
    Bevölkerung.«
    »Gibt es oft Ärger zwischen den Tunesiern und den
    Mazaresi?«
    »Nein, kaum der Rede wert, praktisch keinen, verglichen
    mit anderen Städten. Wissen Sie, wir sind für die Mazaresi wie
    ein historisches Gedächtnis, fast etwas Genetisches. Wir sind
    Einheimische. Al-Imam al-Mazari, der Gründer der
    maghrebinischen Schule für Rechtswissenschaften, wurde in
    Mazara geboren, ebenso der Philologe Ibn al-Birr, der 1068
    aus der Stadt gewiesen wurde, weil er den Wein zu sehr liebte.
    Eine große Rolle spielt jedoch die Tatsache, daß die Mazaresi
    Seeleute sind. Und gerade Seeleute haben einen gesunden
    Menschenverstand, sie wissen, was es heißt, mit beiden
    Beinen auf der Erde zu stehen. Apropos Meer – wußten Sie,
    daß die hiesigen Fischkutter gemischte Mannschaften aus
    Sizilianern und Tunesiern haben?
    »Und Sie, Professore, haben Sie einen offiziellen
    Auftrag?«
    »Nein, Gott bewahre uns vor allem Offiziellen. Hier
    funktioniert alles bestens, weil es halboffiziell läuft. Ich bin
    Grundschullehrer, vermittle aber auch zwischen meinen
    Landsleuten und den lokalen Behörden. Noch ein Beispiel für
    den Realitätssinn: Ein Schuldirektor hat uns Räume bewilligt,
    und wir Lehrer sind aus Tunis gekommen und haben unsere
    eigene Schule gegründet. Aber offiziell weiß das Schulamt
    nichts davon.«

    Das Viertel war ein Stückchen Tunis, das einfach dort
    herausgepickt und nach Sizilien verlegt worden war. Die
    Geschäfte waren geschlossen, weil Freitag und damit Ruhetag
    war, aber in den engen Gäßchen herrschte trotzdem buntes,
    quirliges Leben. Als erstes zeigte Rahman ihm das große
    öffentliche Bad, von jeher gesellschaftlicher Treffpunkt für die
    Araber, und führte ihn in eine Opiumhöhle, ein Café, in dem
    man Wasserpfeife rauchte. Dann kamen sie zu einer Art
    leerem Lagerraum, in dem ein alter Mann im Schneidersitz auf
    dem Boden saß und mit ernstem Gesicht aus einem Buch
    vorlas und es kommentierte. Vor ihm saßen auf die gleiche
    Weise an die zwanzig Kinder, die aufmerksam zuhörten.
    »Das ist einer unserer Lehrer, der den Koran erklärt«,
    sagte Rahman und wollte weitergehen.
    Montalbano blieb stehen und legte Rahman seine Hand
    auf den Arm. Es beeindruckte ihn, wie andächtig und
    aufmerksam die Kinder lauschten, die doch sofort wieder
    kreischen und raufen würden, sobald sie auf der Straße waren.
    »Was liest er denn vor?«
    »Die achtzehnte Sure, die von der

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