Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta

Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta

Titel: Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
Vom Netzwerk:
Commissario. Ich habe sehr schöne
    Erinnerungen an Lisetta, wir gingen stundenlang spazieren,
    und ich fühlte mich erhaben an ihrer Seite, so erwachsen. Sie
    behandelte mich wie einen Gleichaltrigen. Nachdem ihre
    Familie Serradifalco verlassen hatte und nach Vigàta
    zurückgekehrt war, habe ich nichts mehr von ihr direkt
    gehört.«
    »Wie das?«
    Der Bürgermeister zögerte einen Augenblick. »Na ja,
    inzwischen ist ja Gras darüber gewachsen. Ich glaube, daß
    mein Vater und der Vater von Lisetta einen furchtbaren Streit
    miteinander hatten. Gegen Ende August 43 kam mein Vater
    eines Tages ganz verstört heim. Er war in Vigàta bei u Zu
    Stefano gewesen, wie ich ihn nannte, ich weiß nicht, aus
    welchem Grund. Er war blaß und hatte Fieber, und ich
    erinnere mich, daß meine Mutter sehr erschrocken war und ich
    folglich auch. Ich weiß nicht, was zwischen den beiden
    vorgefallen war, aber am nächsten Tag sagte mein Vater, als
    wir beim Essen saßen, daß der Name Moscato in unserem
    Haus nie mehr ausgesprochen werden dürfe. Ich gehorchte,
    obwohl ich den großen Wunsch hatte, ihn nach Lisetta zu
    fragen. Wissen Sie, diese entsetzlichen Streitereien zwischen
    Verwandten...«
    »Erinnern Sie sich an den amerikanischen Soldaten, den
    Lisetta hier kennengelernt hat?«
    »Hier? Einen amerikanischen Soldaten?«
    »Ja. So habe ich es jedenfalls verstanden. Sie lernte in
    Serradifalco einen amerikanischen Soldaten kennen, sie
    verliebten sich ineinander, und Lisetta folgte ihm nach
    Amerika, wo sie bald darauf heirateten.«
    »Von dieser Geschichte mit der Hochzeit habe ich vage
    gehört, weil eine Tante von mir, eine Schwester meines
    Vaters, ein Foto bekommen hat, das Lisetta als Braut mit
    einem amerikanischen Soldaten zeigte.«
    »Was erstaunt Sie dann so?«
    »Mich erstaunt, daß Sie sagen, Lisetta habe den
    amerikanischen Soldaten hier kennengelernt. Als die
    Amerikaner Serradifalco besetzten, war Lisetta nämlich schon
    seit zehn Tagen aus unserem Haus verschwunden.«
    »Wie bitte?«
    » Sissignore. Eines Nachmittags gegen drei oder vier sah
    ich, daß Lisetta sich anschickte, aus dem Haus zu gehen. Ich
    fragte sie, wohin unser Spaziergang uns an jenem Tag führen
    würde. Sie antwortete mir, ich solle nicht gekränkt sein, aber
    sie wolle allein Spazierengehen. Ich war tief gekränkt. Zum
    Abendessen war Lisetta noch nicht zurück. Zio Stefano, mein
    Vater und mehrere Bauern machten sich auf die Suche nach
    ihr, fanden sie aber nicht. Es waren schreckliche Stunden für
    uns, italienische und deutsche Soldaten waren unterwegs, die
    Erwachsenen dachten an eine Vergewaltigung... Am
    Nachmittag des nächsten Tages verabschiedete sich u Zu
    Stefano und sagte, er werde erst wiederkommen, wenn er seine
    Tochter gefunden habe. Lisettas Mutter blieb bei uns, die arme
    Frau war völlig verzweifelt. Dann war die Landung, und wir
    wurden durch die Front voneinander getrennt. An dem Tag, als
    die Front sich verlagerte, kam Stefano Moscato, um seine Frau
    abzuholen, er sagte, er habe Lisetta in Vigàta gefunden und
    durchzubrennen sei eine kindische Idee gewesen. Jetzt, wo Sie
    das wissen, verstehen Sie bestimmt, daß Lisetta ihren
    zukünftigen Mann nicht hier in Serradifalco, sondern auf jeden
    Fall in Vigàta, in ihrem Dorf, kennengelernt hat.«

Zwanzig
    Ich weiß daß die Tempel großartig sind seit ich dich kenne
    mußte ich sie schon mindestens fünfzigmal anschauen du
    kannst dir jede einzelne Säule sonstwohin stecken mir reicht's
    ich haue ab.
    Livias Mitteilung schäumte vor Wut. Montalbano war
    bestürzt, aber weil ihn auf der Rückfahrt von Serradifalco ein
    Bärenhunger überfallen hatte, machte er erst mal den
    Kühlschrank auf: nichts. Er sah in den Ofen: nichts. Livia, die
    Adelina nicht im Haus haben wollte, solange sie selbst in
    Vigàta war, hatte es in ihrem Sadismus so weit getrieben, daß
    sie alles gründlichst geputzt hatte – weit und breit war nicht
    mal ein Brotkrümel zu finden. Montalbano ging zum Wagen
    zurück und fuhr zur Osteria San Calogero, an der gerade der
    Rolladen heruntergelassen wurde.
    »Für Sie haben wir immer geöffnet, Commissario.«
    Weil er so hungrig war und weil er es Livia heimzahlen
    wollte, aß er, bis ihm schlecht war.

    »Aus einem Satz werde ich nicht klug«, sagte Montalbano.
    »Wo sie schreibt, daß sie etwas Verrücktes tun muß?«
    Sie saßen im Wohnzimmer und tranken Kaffee, der
    Commissario, der Preside und Signora Angelina.
    Montalbano hielt Lisettas Brief in

Weitere Kostenlose Bücher