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Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta

Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta

Titel: Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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Worte.«
    Sie hielt inne, trank einen Schluck Tee und fuhr dann fort.
    »Mutig war sie, wirklich mutig. Wenn wir während der
    Bombenangriffe in unserem Versteck saßen und vor Angst
    zitterten und weinten, dann war sie diejenige, die uns Mut
    machte und uns tröstete. Aber für das, was sie dann getan hat,
    mußte sie noch viel mutiger sein – den Vater herauszufordern,
    im Gewehrfeuer wegzulaufen, hierherzukommen und mit
    einem zu schlafen, der nicht mal ihr offizieller Verlobter war.
    Wir waren damals anders als die siebzehnjährigen Mädchen
    heute.«
    Ihr Monolog wurde von der Rückkehr des Preside
    unterbrochen, der in heller Aufregung war.
    »Burruano ist zu Hause nicht zu erreichen. Kommen Sie,
    Commissario, gehen wir.«
    »Den Ragioniere suchen?«
    »Nein, mir ist etwas eingefallen. Wenn wir Glück haben,
    wenn ich recht habe, werde ich San Calogero zu seinem
    nächsten Festtag fünfzigtausend Lire spendieren.«
    San Calogero war ein schwarzer Heiliger und wurde von
    den Leuten im Dorf sehr verehrt.
    »Wenn Sie recht haben, lege ich noch mal fünfzigtausend
    drauf«, sagte Montalbano, gleich Feuer und Flamme.
    »Sagt ihr mir vielleicht, wo ihr hin wollt?«
    »Ich erzähl's dir nachher«, gab der Preside zurück. »Und
    mich laßt ihr hier sitzen?« protestierte sie.
    Der Preside hatte es eilig und war schon aus der Tür.
    Montalbano verbeugte sich. »Ich werde Sie über alles auf dem
    laufenden halten.«

    »Wie konnte ich nur die Pacinotti vergessen?« schimpfte der
    Preside, sobald sie draußen waren.
    »Wer ist diese Dame?« erkundigte sich Montalbano. Er
    stellte sie sich um die Fünfzig und untersetzt vor. Der Preside
    gab keine Antwort. Montalbano fragte etwas anderes.
    »Fahren wir mit dem Auto? Ist es weit?«
    »Ach was. Nur ein paar Schritte.«
    »Wer ist denn diese Signora Pacinotti?«
    »Warum sagen Sie ‚Signora’? Die Pacinotti war ein
    Versorgungsschiff, man brauchte es für Reparaturen, die auf
    den Kriegsschiffen anfielen. Sie ging gegen Ende 1940 hier im
    Hafen vor Anker und blieb an Ort und Stelle. Die Mannschaft
    bestand aus Matrosen, die nicht nur Matrosen, sondern auch
    Mechaniker, Zimmerer, Elektriker und Klempner waren. Alles
    junge Kerle. Sie waren so lange da, daß viele von ihnen hier
    heimisch wurden und schließlich zum Dorf gehörten.
    Freundschaften wurden geschlossen, manche verlobten sich
    auch. Zwei haben Mädchen aus dem Dorf geheiratet. Einer ist
    tot, er hieß Tripcovich, der andere ist Marin, dem die
    Autowerkstatt an der Piazza Garibaldi gehört. Kennen Sie
    ihn?«
    »Er ist mein Mechaniker«, sagte der Commissario und
    dachte lustlos, daß er sich schon wieder auf die Zeitreise durch
    die Erinnerung der Alten machen mußte.

    Ein dicker, mürrischer Mann um die Fünfzig in einem
    völlig verschmutzten Overall grüßte den Commissario nicht
    und fuhr den Preside an: »Sie verschwenden nur Ihre Zeit. Der
    Wagen ist noch nicht fertig, ich habe Ihnen doch gesagt, daß
    da eine Menge zu tun ist.«
    »Deswegen komme ich gar nicht. Ist Ihr Vater da?«
    »Klar! Wo soll er sonst sein? Er ist hier und kostet mich
    den letzten Nerv, weil ich natürlich unfähig bin und die
    Mechanikergenies in der Familie er und sein Enkel sind.«
    Ein etwa zwanzigjähriger junger Mann, ebenfalls im
    Overall, tauchte unter einer Motorhaube auf und grinste die
    beiden an. Montalbano und der Preside durchquerten die
    Werkstatt, die ursprünglich ein Lager gewesen sein mußte,
    und kamen zu einer Art Bretterverschlag.
    Darin saß hinter einem Schreibtisch Antonio Marin. »Ich
    habe alles gehört«, sagte er. »Und wenn die Arthritis mir nicht
    in die Knochen gefahren wäre, würde ich dem das Handwerk
    schon zeigen.«
    »Wir brauchen eine Auskunft von Ihnen.«
    »Nur zu, Commissario.«
    »Preside Burgio sagt Ihnen, worum es geht.«
    »Erinnern Sie sich, wie viele Besatzungsmitglieder der
    Pacinotti getötet oder verletzt oder infolge des Krieges als
    vermißt gemeldet wurden?«
    »Wir hatten Glück«, sagte der Alte und wurde munter;
    offenbar sprach er gern über diese heroischen Zeiten, und zu
    Hause winkten sie wahrscheinlich immer gleich ab, wenn er
    mit dem Thema anfing. »Wir hatten einen Toten infolge eines
    Bombensplitters, er hieß Arturo Rebellato; einen Verletzten –
    ebenfalls durch einen Splitter – namens Silvio Destefano, und
    einen Vermißten, Mario Cunich. Wissen Sie, wir standen uns
    sehr nahe, die meisten von uns waren aus dem Veneto, aus
    Triest...«
    »Wurde er auf See

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