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Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta

Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta

Titel: Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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als zweiten Gang purpi
    alla c arrettera.«
    Köstlich, aber mörderisch. Montalbano umarmte sie.

    Gegen Mittag klingelte das Telefon, und Adelina, die
    bestimmt deswegen so gründlich putzte, weil sie die Spuren
    von Livias Aufenthalt auslöschen wollte, ging an den Apparat.
    »Dutturi, lu voli u dutturi Didumminici!«
    Montalbano, der in der Veranda saß und zum fünftenmal
    Wendemarke von Faulkner las, stürzte ans Telefon. Bevor er
    den Hörer in die Hand nahm, legte er sich schnell einen Plan
    zurecht, wie er De Dominicis wieder loswerden konnte, sobald
    er seine Information hatte.
    »Sì? Pronto? Wer ist da?« fragte er mit müder und
    enttäuschter Stimme.
    »Du hattest recht, es war ganz einfach. Calogero
    Rizzitano hat am dreizehnten November 1942 mit der
    höchsten Punktzahl promoviert. Schreib's dir auf, der Titel ist
    lang.«
    »Warte, ich muß einen Stift suchen. Aber eigentlich...«
    De Dominicis merkte, wie lustlos Montalbanos Stimme
    klang. »Was hast du denn?«
    De Dominicis fühlte sich mit ihm im Bunde, daher das
    »Du«.
    »Was glaubst du wohl, was ich habe! Das fragst du
    noch?! Du wußtest doch, daß ich die Antwort bis gestern
    abend gebraucht hätte! Sie interessiert mich nicht mehr! Nur
    weil du zu spät bist, ist jetzt alles zum Teufel!«
    »Glaub mir, es ging nicht eher.«
    »Schon gut, jetzt sag den Titel.«
    »Der Gebrauch des makkaronischen Lateins im
    geistlichen Drama der Siebenschläfer, verfaßt von einem
    unbekannten Autor des sechzehnten Jahrhunderts. Erklär mir
    mal, was dieser Titel mit der Mafia zu tun haben soll...«
    »Und ob er was damit zu tun hat! Aber du bist schuld
    dran, daß ich ihn jetzt nicht mehr brauche, zu danken brauche
    ich dir also auch nicht.«
    Er legte auf und brach vor Freude in ein
    ohrenbetäubendes Gewieher aus. Und schon war aus der
    Küche das Geräusch von zersplitterndem Glas zu hören:
    Adelina mußte so erschrocken sein, daß ihr etwas aus der
    Hand gefallen war. Montalbano nahm Anlauf, sprang von der
    Veranda in den Sand, schlug einen Purzelbaum, dann ein Rad,
    noch einen Purzelbaum und noch ein Rad. Der dritte
    Purzelbaum ging schief, und er fiel völlig außer Atem in den
    Sand. Adelina eilte von der Veranda zu ihm und schrie:
    »Madunnuzza beddra! Jetzt ist er verrückt geworden! Er hat
    sich das Genick gebrochen!«

    Montalbano wollte ganz gewissenhaft sein und fuhr in die
    Stadtbücherei von Montelusa.
    »Ich suche ein geistliches Drama«, sagte er zu der
    Leiterin. Die Leiterin, die ihn als Commissario kannte, war
    etwas erstaunt, sagte aber nichts.
    »Alles, was wir haben«, meinte sie dann, »sind die beiden
    Bände von D'Ancona und die beiden von De Bartholomaeis.
    Sie können die Bücher aber nicht ausleihen, Sie müssen hier
    reinschauen.«
    Das Drama der Siebenschläfer fand er im zweiten Band
    von D'Anconas Anthologie. Es war ein kurzes, sehr naives
    Stück.
    Lillo mußte seine Doktorarbeit auf den Dialog zwischen
    zwei häretischen Gelehrten aufgebaut haben, die ein
    vergnügliches makkaronisches Latein sprachen. Was den
    Commissario jedoch mehr interessierte, war das lange
    Vorwort, das D' Ancona geschrieben hatte. Da stand alles –
    die Sure aus dem Koran, der Weg der Legende durch die
    europäischen und afrikanischen Länder mit ihren Änderungen
    und Varianten. Professor Lovecchio hatte recht gehabt: Die
    achtzehnte Sure des Koran gäbe, für sich gesehen, nur Rätsel
    auf. Man mußte sie mit dem vervollständigen, was andere
    Kulturen hervorgebracht hatten.
    »Ich möchte eine Hypothese aufstellen und Sie um Ihre
    Unterstützung bitten«, sagte Montalbano, als er Burgio und
    dessen Frau von seinen neuesten Erkenntnissen unterrichtete.
    »Sie haben doch sehr überzeugt gesagt, Lisetta sei für Lillo
    wie eine kleine Schwester gewesen, die er über alles liebte.
    Stimmt das so?«
    »Ja«, sagten die beiden wie aus einem Mund.
    »Gut. Jetzt frage ich Sie etwas. Halten Sie es für möglich,
    daß Lillo Lisetta und ihren jungen Geliebten umgebracht hat?«
    »Nein«, sagten die beiden alten Leute, ohne zu zögern.
    »Dieser Meinung bin ich auch«, sagte Montalbano, »eben
    weil es Lillo war, der die beiden Toten sozusagen in den
    Zustand einer hypothetischen Auferstehung versetzt hat. Ein
    Mörder will nicht, daß seine Opfer wiederauferstehen.«
    »Und?« fragte der Preside.
    »Falls Lisetta ihn gebeten hat, sie in einer Notlage
    zusammen mit ihrem Freund im Haus der Rizzitanos am
    Crasto aufzunehmen, wie hätte Lillo da Ihrer

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