Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta

Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta

Titel: Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
Vom Netzwerk:
die
    Unauffindbarkeit behandelt. Wie Sie sicher wissen, sieht
    Paragraph 143 vor...«
    »Das interessiert mich nicht. Wann haben Sie diese
    Mitteilung zugestellt?«
    »Vor zehn Jahren.«
    »Dann war Calogero Rizzitano vor zehn Jahren also
    unauffindbar.«
    »Danach auch! Denn von den fünfundvierzig
    Eigentümern legten vierundvierzig wegen der Summe, die wir
    ihnen geboten hatten, Beschwerde ein. Und kamen damit
    durch.«
    »Und der fünfundvierzigste, derjenige, der keine
    Beschwerde eingelegt hat, war Calogero Rizzitano.«
    »Richtig. Wir haben die Summe, die ihm zusteht,
    zurückgelegt. Weil er für uns juristisch immer noch am Leben
    ist. Niemand hat ihn für tot erklären lassen. Wenn er wieder
    auftaucht, kriegt er das Geld.«

    Wenn er wieder auftaucht, hatte der Geometra gesagt, aber
    alles deutete darauf hin, daß Lillo Rizzitano gar keine Lust
    hatte, wieder aufzutauchen. Oder daß er vermutlich gar nicht
    mehr in der Lage war, wieder aufzutauchen. Preside Burgio
    und auch er selbst hielten es inzwischen für durchaus möglich,
    daß Lillo, den ein Militärlaster in der Nacht des neunten Juli
    verletzt aufgenommen und wer weiß wohin gebracht hatte,
    irgendwie durchgekommen war. Aber sie wußten ja nicht mal,
    wie schwer er verletzt gewesen war! Er konnte auch während
    der Fahrt oder im Krankenhaus gestorben sein, falls sie ihn
    überhaupt in ein Krankenhaus gebracht hatten. Warum darauf
    bestehen, einem Schemen Gestalt zu verleihen? Die beiden
    Toten vom Crasticeddru waren im Augenblick ihrer
    Entdeckung möglicherweise in einem besseren Zustand
    gewesen, als es Lillo Rizzitano schon seit langer Zeit war. In
    mehr als fünfzig Jahren kein Wort, keine Zeile. Nichts. Auch
    nicht, als man sein Land beschlagnahmte und die Reste seines
    kleinen Hauses niederriß, die doch ihm gehörten. Die
    Mäandergänge des Labyrinths, in das Montalbano sich hatte
    aufmachen wollen, stießen hier an eine Mauer; vielleicht
    zeigte sich das Labyrinth ja auch barmherzig, indem es ihn am
    Weitergehen hinderte und ihm vor der einzig logischen,
    natürlichen Lösung Halt gebot.

    Das Abendessen war leicht, aber alles war mit jener Raffinesse
    zubereitet, die der Herr seinen Auserwählten nur sehr selten
    gewährt. Montalbano bedankte sich nicht bei der Frau des
    Questore, sondern sah sie nur an wie ein streunender Hund,
    der gestreichelt wird. Dann zogen sich die beiden Männer ins
    Arbeitszimmer zurück, um zu plaudern. Die Einladung des
    Questore war ihm wie ein Rettungsring erschienen, der einem
    Ertrinkenden zugeworfen wird – jemandem, der nicht im
    aufgewühlten Meer, sondern in der platten Ruhe der
    Langeweile untergeht.
    Zunächst sprachen sie über Catania; sie waren sich einig,
    daß die Mitteilung über die Nachforschungen im Fall Brancato
    an die Questura in Catania als erstes dazu geführt hatte, daß
    Brancato ausgeschaltet wurde.
    »Wir sind löchrig wie ein Sieb«, beklagte sich der
    Questore bitter, »wir können keinen Schritt tun, ohne daß
    unsere Gegner es erfahren. Brancato ließ Ingrassia umbringen,
    weil dieser sich querstellte, aber als die Drahtzieher erfuhren,
    daß wir Brancato im Visier hatten, sorgten sie dafür, daß er
    ausgeschaltet wurde, und damit war die Spur, die wir so
    mühsam verfolgten, zweckmäßigerweise gleich mit beseitigt.«
    Er sah finster drein, diese Geschichte mit den
    Maulwürfen, die überall saßen, verbitterte ihn mehr als ein
    Verrat durch ein Mitglied seiner Familie.
    Nach einer langen Pause, während der Montalbano kein
    Wort sagte, fragte der Questore: »Wie steht's mit Ihren
    Nachforschungen im Mordfall vom Crasticeddru?«
    Der Commissario merkte am Ton, daß sein Vorgesetzter
    diese Nachforschungen nur als willkommene Abwechslung
    betrachtete, als Zeitvertreib, der ihm gegönnt wurde, bevor er
    sich wieder ernsthafteren Dingen zuwandte.
    »Jetzt weiß ich sogar den Namen des Mannes«,
    revanchierte er sich. Verblüfft fuhr der Questore auf und war
    plötzlich hellwach.
    »Sie sind großartig! Erzählen Sie.«
    Montalbano erzählte alles, sogar die Posse mit De
    Dominicis, die der Questore sehr vergnüglich fand. Der
    Commissario schloß mit einer Art Konkurserklärung: Die
    Nachforschungen hätten keinen Sinn mehr, sagte er, auch weil
    niemand sicher sein konnte, daß Lillo Rizzitano nicht tot war.
    Der Questore dachte darüber nach. »Aber wenn jemand
    wirklich verschwinden will, dann verschwindet er«, sagte er
    dann. »Schon oft sind Leute anscheinend im

Weitere Kostenlose Bücher