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Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta

Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta

Titel: Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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sorgt, daß sie einschlafen. Die Höhle von Ephesos
    existiert wirklich, sie ist sogar in der Treccani-Enzyklopädie
    abgebildet. Man errichtete über ihr ein Heiligtum, das später
    wieder abgerissen wurde. Nun, die christliche Legende erzählt,
    daß in der Höhle eine Quelle war. Sobald die Schlafenden
    aufwachten, tranken sie erst und schickten dann einen von
    ihnen auf die Suche nach etwas Eßbarem. Aber an keiner
    Stelle ist in der christlichen Legende, auch nicht in ihren
    unzähligen europäischen Varianten, von einem Hund die
    Rede. Der Hund, der Kytmyr heißt, ist schlicht und einfach
    eine poetische Schöpfung Mohammeds, der die Tiere so sehr
    liebte, daß er sich einen Hemdsärmel abschnitt, um die Katze
    nicht zu wecken, die darauf schlief.«
    »Ich blicke nicht mehr durch«, sagte Montalbano.
    »Aber es ist doch ganz einfach, Commissario! Ich wollte
    nur sagen, daß der Krug ein Symbol für die Quelle in der
    Höhle von Ephesos ist. Daraus schließen wir: Der Krug, der
    also zur christlichen Legende gehört, paßt nur dann zu dem
    Hund, der eine poetische Schöpfung des Koran ist, wenn man
    sämtliche Varianten vor Augen hat, die die verschiedenen
    Kulturen dazu beigetragen haben... Meiner Meinung nach
    kann der Autor der Inszenierung in der Grotte nur jemand sein,
    der aus Gründen des Studiums...«
    Wie in einem Comic sah Montalbano förmlich die
    Glühbirne, das Licht, das ihm aufging.

    Er bremste so abrupt vor dem Bürogebäude der Antimafia, daß
    der Wachtposten nervös wurde und seine Maschinenpistole
    hob.
    »Ich bin Commissario Montalbano!« schrie er und zeigte
    seinen Führerschein, das erste, was er in die Finger bekam.
    Atemlos rannte er zu einem anderen Beamten, der Pförtner
    war.
    »Sagen Sie Dottor De Dominicis Bescheid, daß
    Commissario Montalbano raufkommt, schnell!«
    Er war allein im Aufzug, und Montalbano nutzte die
    Gelegenheit und zerzauste sich die Haare, lockerte den
    Krawattenknoten und öffnete den Kragenknopf. Er wollte
    noch das Hemd ein bißchen aus der Hose hängen lassen, fand
    das dann aber doch übertrieben.
    »De Dominicis, ich hab's!« japste er und schloß die Tür
    hinter sich.
    »Was denn?« fragte De Dominicis, beunruhigt über den
    Anblick des Commissario, und erhob sich von seinem
    funkelnden Sessel in seinem funkelnden Büro.
    »Wenn Sie bereit sind, mir zu helfen, lasse ich Sie an
    einer Ermittlung teilnehmen, die...«
    Er unterbrach sich und legte die Hand auf den Mund, als
    wolle er sich selbst am Weiterreden hindern.
    »Worum geht es denn? Ein kleiner Hinweis nur!«
    »Ich kann nicht, glauben Sie mir, ich kann nicht.«
    »Was müßte ich tun?«
    »Bis spätestens heute abend muß ich wissen, worüber ein
    gewisser Calogero Rizzitano seine Doktorarbeit in
    Literaturwissenschaften geschrieben hat. Sein Professor hieß
    Cotroneo, soviel ich weiß. Er muß gegen Ende 42 promoviert
    haben. Der Gegenstand dieser Doktorarbeit ist der Schlüssel
    zu allem, es könnte ein tödlicher Schlag gegen die...«
    Er unterbrach sich wieder, riß die Augen auf und dachte
    erschrocken: Ich habe doch nichts gesagt, oder?
    Montalbanos Erregung übertrug sich auf De Dominicis.
    »Wie soll das gehen? Damals gab es Tausende von Studenten!
    Falls die Unterlagen überhaupt noch existieren...«
    »Ach, was. Nicht Tausende, höchstens Dutzende. In der
    Zeit standen die jungen Männer alle unter Waffen. Es ist ganz
    einfach.«
    »Warum kümmern Sie sich dann nicht selber darum?«
    »Weil mich der Amtsschimmel bestimmt furchtbar viel
    Zeit kosten würde, und Ihnen stehen doch alle Türen offen.«
    »Wo kann ich Sie erreichen?«
    »Ich fahre jetzt sofort nach Vigàta zurück, ich darf
    gewisse Entwicklungen nicht aus den Augen lassen. Rufen Sie
    mich an, sobald Sie etwas herausgefunden haben. Aber
    unbedingt zu Hause. Im Büro nicht, da könnte ein Maulwurf
    sein.«

    Bis zum Abend wartete er auf De Dominicis' Anruf, der nicht
    kam. Das machte ihm aber keine Sorgen, er war sicher, daß De
    Dominicis angebissen hatte. Offenbar war die Sache auch für
    ihn nicht ganz einfach.

    Am nächsten Morgen freute er sich, daß Adelina, seine
    Haushälterin, wieder da war.
    »Warum bist du denn nicht mehr gekommen?«
    »Warum, warum! Weil die Signorina es nicht mag, daß
    ich im Haus bin, wenn sie da ist.«
    »Woher wußtest du, daß Livia wieder weg ist?«
    »Ich hab's im Ort gehört.«
    In Vigàta wußte jeder über jeden Bescheid. »Was hast du
    eingekauft?«
    »Es gibt pasta con le sardi und

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