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Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta

Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta

Titel: Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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gefunden.«
    » Oddio! «rief Livia aus. » Signora mia, hier ging es den
    Kindern gar nicht gut. Als Admiral Leptines im Auftrag von
    Dionysios von Syrakus die Insel eroberte, schnitten die
    Moziani, bevor sie sich ergaben, ihren Kindern die Kehle
    durch. Es war das Schicksal der Kinder von Mozia, daß sie auf
    jeden Fall das Nachsehen hatten.«
    »Komm, wir gehen«, sagte Livia, »ich will von diesen
    Leuten nichts mehr hören.«

    Sie beschlossen, nach Pantelleria zu fahren, und dort
    verbrachten sie sechs Tage, endlich ohne Diskussionen und
    Streitereien. Es war der rechte Ort dafür, daß Livia eines
    Nachts fragte: »Warum heiraten wir nicht?«
    »Tja, warum nicht?«
    Vorsichtshalber vereinbarten sie, in Ruhe noch mal
    darüber nachzudenken; Livia würde den kürzeren ziehen, sie
    müßte ihr Haus in Boccadasse aufgeben und sich einem neuen
    Lebensrhythmus anpassen.

    Kaum war das Flugzeug mit Livia gestartet, stürzte
    Montalbano zu einem öffentlichen Telefon, rief seinen Freund
    Zito in Montelusa an, nannte ihm einen Namen und bekam
    eine Telefonnummer in Palermo, die er sofort wählte.
    »Professor Ricardo Lovecchio?«
    »Am Apparat.«
    »Unser gemeinsamer Freund Nicolò Zito hat mir Ihre
    Nummer gegeben.«
    »Wie geht's dem alten Rotschopf? Ich habe ihn schon
    ewig nicht gesehen.«
    Der Lautsprecher, der die Passagiere des Flugs nach Rom
    aufforderte, sich zum Schalter zu begeben, brachte
    Montalbano auf eine Idee, wie er seinem Besuch besondere
    Dringlichkeit verleihen konnte.
    »Nicolò geht's gut, ich soll Sie von ihm grüßen. Hören
    Sie, Professore, ich heiße Montalbano, bin am Flughafen
    Punta Ràisi und habe etwa vier Stunden Zeit, bevor ich
    weiterfliege. Ich muß mit Ihnen sprechen.« Der Lautsprecher
    wiederholte die Aufforderung, als stecke er mit dem
    Commissario, der Antworten brauchte, und zwar sofort, unter
    einer Decke.
    »Sind Sie Commissario Montalbano aus Vigàta, der die
    beiden Toten in der Grotte gefunden hat? Ja? So ein Zufall!
    Ich wollte Sie in diesen Tagen anrufen! Kommen Sie zu mir
    nach Hause, ich erwarte Sie, notieren Sie sich die Adresse.«

    »Ich zum Beispiel habe vier Tage und vier Nächte am Stück
    geschlafen, ohne Essen und Trinken. Für den Schlaf gesorgt
    haben etwa zwanzig Joints, fünf Ficks und ein Schlag auf den
    Kopf von der Polizei. Das war 1968. Meine Mutter machte
    sich Sorgen, sie wollte einen Arzt holen, weil sie mich im
    tiefen Koma glaubte.«
    Professor Lovecchio sah aus wie ein Bankangestellter,
    wirkte nicht wie fünfundvierzig, und ein Anflug von
    Verrücktheit glitzerte in seinen Augen. Es war elf Uhr
    vormittags, und er trank Whisky pur.
    »An meinem Schlaf war nichts Wunderbares«, fuhr
    Lovecchio fort, »für ein Wunder muß man schon ein
    Nickerchen von mindestens zwanzig Jahren halten. Im Koran,
    ich glaube, in der zweiten Sure, steht, daß ein Mann, in dem
    die Kommentatoren Ezra sehen, hundert Jahre lang geschlafen
    hat. Der Prophet Salih hat immerhin zwanzig Jahre lang
    geschlafen, ebenfalls in einer Höhle, die ja kein gemütlicher
    Platz zum Schlafen ist. Die Juden stehen dem nicht nach, sie
    rühmen im Jerusalemer Talmud einen gewissen Hammaagel,
    der siebzig Jahre lang schlief, natürlich auch in einer Grotte.
    Und nicht zu vergessen die Griechen! Epimenides ist nach
    fünfzig Jahren in einer Höhle aufgewacht. Tja, damals
    brauchte es nur eine Höhle und einen, der todmüde war, damit
    ein Wunder geschah. Wie lange haben denn der Junge und das
    Mädchen geschlafen, die Sie gefunden haben?«
    »Von 1943 bis 1994, fünfzig Jahre lang.«
    »Genau die richtige Zeit, um geweckt zu werden.
    Verkompliziert es Ihre Schlußfolgerungen, wenn ich Ihnen
    sage, daß man im Arabischen ‚sterben’ und ‚schlafen’ mit ein
    und demselben Wort bezeichnet? Und daß auch für
    »aufwachen« und ‚aufwecken’ nur ein Wort verwendet wird?«
    »Professore, es ist wunderbar, Ihnen zuzuhören, aber ich
    muß zum Flughafen, meine Zeit ist sehr knapp. Warum
    wollten Sie mich eigentlich anrufen?«
    »Um Ihnen zu sagen, daß Sie nicht auf den Hund
    reinfallen dürfen. Der Hund scheint sich nicht auf den Krug zu
    reimen und umgekehrt. Verstehen Sie?«
    »Nein.«
    »Sehen Sie, die Legende der Schlafenden ist nicht
    orientalischen, sondern christlichen Ursprungs. In Europa
    verbreitete sie Gregor von Tours. Er spricht von sieben
    Jünglingen aus Ephesos, die, um der Christenverfolgung unter
    Kaiser Decius zu entgehen, in eine Höhle fliehen, wo Gott
    dafür

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