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Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta

Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta

Titel: Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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ich habe es eilig und muß Sie etwas sehr Wichtiges
    fragen. Konnte Lillo Rizzitano arabisch?«
    »Lillo? Nie und nimmer.«
    »Könnte es nicht sein, daß er an der Universität Arabisch
    studiert hat?«
    »Das schließe ich aus.«
    »In welchem Fach hat er denn promoviert?«
    »In Literaturwissenschaften, bei Professor Aurelio
    Cotroneo. Vielleicht hat er mir gegenüber das Thema seiner
    Doktorarbeit auch erwähnt, aber ich habe es vergessen.«
    »Hatte er arabische Freunde?«
    »Soviel ich weiß, nicht.«
    »Waren 1942 und 43 Araber in Vigàta?«
    »Commissario, die Araber waren zur Zeit ihrer Herrschaft
    hier und sind jetzt zurückgekehrt, aber als Habenichtse, nicht
    als Herrscher. In der Zeit waren sie nicht hier. Was haben die
    Araber Ihnen denn getan?«

    Es war schon dunkel, als sie nach Marsala aufbrachen. Livia
    war glücklich und aufgekratzt, das Zusammensein mit
    Valentes Frau hatte ihr Spaß gemacht. An der ersten Kreuzung
    bog Montalbano, anstatt nach rechts zu fahren, links ab; Livia
    merkte es sofort, und der Commissario war zu einem
    schwierigen Wendemanöver gezwungen. An der nächsten
    Kreuzung – vielleicht um den ersten Fehler auszugleichen –
    machte Montalbano es genau andersherum, anstatt nach links
    zu fahren, bog er rechts ab, ohne daß Livia, die in einem fort
    redete, es merkte. Sie staunten nicht schlecht, als sie plötzlich
    wieder in Mazara waren. Livia war stinksauer.
    »Jetzt reicht's mir langsam!«
    »Du hättest es ja auch merken können!«
    »Du bist unfair! Bevor wir aus Vigàta abgefahren sind,
    hast du mir versprochen, deine Gedanken zu Hause zu lassen,
    und jetzt hängst du wieder nur deinen Geschichten nach. Und
    red ja nicht sizilianisch mit mir!«
    »Es tut mir ja leid.«
    Die nächste halbe Stunde fuhr er sehr aufmerksam, aber
    dann schlichen sich seine Gedanken klammheimlich wieder
    ein: Der Hund paßte, die Schale mit den Münzen paßte, der
    Krug nicht. Warum nicht?
    Er konnte nicht mal ansatzweise über eine Hypothese
    nachdenken, denn die Scheinwerfer eines Lastwagens
    blendeten ihn; er begriff, daß er zu weit in der Straßenmitte
    fuhr und ein möglicher Zusammenstoß katastrophal wäre.
    Betäubt von Livias Schrei und dem wütenden Hupen des
    Lastwagens, riß er hastig das Steuer herum. Sie holperten auf
    einem frisch gepflügten Acker herum, dann blieb das Auto im
    Graben liegen. Sie redeten nicht, sie hatten nichts zu sagen,
    Livia atmete schwer. Montalbano grauste es vor dem, was
    gleich kommen würde, sobald seine Freundin sich ein bißchen
    erholt hatte. Feige appellierte er vorsorglich an ihr Mitleid.
    »Weißt du, ich wollte es dir erst nicht sagen, damit du dir
    keine Sorgen machst, aber nach dem Mittagessen ging es mir
    gar nicht gut...«
    Dann entwickelte sich die Geschichte zu einem
    Mittelding zwischen Tragödie und Dick-und-Doof-Film. Das
    Auto rührte sich nicht vom Fleck, Livia hüllte sich in
    verächtliches Schweigen, Montalbano gab es irgendwann auf,
    aus dem Graben herauszukommen, weil er fürchtete, den
    Motor zu ruinieren. Er hängte sich das Gepäck um den Hals,
    Livia folgte ihm mit ein paar Schritten Abstand. Ein
    Autofahrer hatte Mitleid mit den beiden Trauergestalten am
    Straßenrand und brachte sie nach Marsala. Montalbano ließ
    Livia im Hotel, ging ins Kommissariat, wies sich aus und
    weckte mit Hilfe eines Kollegen jemanden auf, der einen
    Abschleppwagen hatte. Es war vier Uhr morgens, als er
    endlich soweit war und sich neben Livia ins Bett legte, die
    sich im Schlaf hin- und herwarf.

Zweiundzwanzig
    Damit sie ihm verzieh, nahm Montalbano sich vor, liebevoll
    und gehorsam zu sein und geduldig zu lächeln. Es gelang ihm
    auch, und Livias gute Laune kehrte zurück, sie fand Mozia
    bezaubernd, staunte über die Straße knapp unter dem
    Wasserspiegel, die die Insel mit der gegenüberliegenden Küste
    verband, und war ganz hingerissen vom Mosaikboden in einer
    Villa, der aus weißen und schwarzen Flußkieseln gefügt war.
    »Das hier ist das Tophet«, sagte der Führer, »das heilige
    Areal der Phönizier. Es gab keine Gebäude, die Riten wurden
    unter freiem Himmel abgehalten.«
    »Die üblichen Opfer für die Götter?« erkundigte sich
    Livia.
    »Für den Gott«, korrigierte der Führer, »den Gott Baal
    Hammon. Sie opferten ihm den Erstgeborenen. Sie erwürgten
    und verbrannten ihn und taten seine Überreste in ein Gefäß,
    das sie in die Erde steckten, und daneben errichteten sie eine
    Stele. Über siebenhundert hat man hier

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