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Commissario Montalbano 03 - Der Dieb der süssen Dinge

Commissario Montalbano 03 - Der Dieb der süssen Dinge

Titel: Commissario Montalbano 03 - Der Dieb der süssen Dinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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hübsche Frau, und ein schneller Blick, ein kleines Grinsen flogen zwischen dem Ladenbesitzer und seinen Verkäufern hin und her. Na ja, beschwören könnten sie es nicht, aber Sie verstehen schon, Commissario, so ein schönes Mädchen und allein im Haus mit einem Mann wie dem seligen Signor Lapecora, der sich für sein Alter wirklich gut gehalten hatte… Ja, er hatte einen Neffen, einen eingebildeten Lackaffen, der sein Auto oft direkt vor der Ladentür parkte, so daß Signora Miccichè, die hundertfünfzig Kilo auf die Waage bringt, einmal zwischen dem Auto und der Ladentür steckengeblieben ist… Nein, das Nummernschild kannten sie nicht. Wenn es eines wie früher gewesen wäre, als PA noch Palermo und MI noch Milano hieß, dann wäre das was anderes. Das dritte und letzte Geschäft in der Salita Granet verkaufte Elektrogeräte. Der Inhaber, Signor Zircone, Angelo, wie auf dem Schild zu lesen war, stand hinter dem Ladentisch und las Zeitung. Natürlich hatte er den Verblichenen gekannt, er hatte sein Geschäft ja schon seit zehn Jahren hier. Wenn Signor Lapecora vorbeiging - in den letzten Jahren nur montags, mittwochs und freitags -, grüßte er immer. So ein freundlicher Mensch. Ja, die Tunesierin kam auch vorbei, eine schöne Frau. Ja, manchmal auch der Neffe. Der Neffe und der Freund des Neffen. »Welcher Freund?« fragte Montalbano überrascht. Es stellte sich heraus, daß Signor Zircone diesen Freund mindestens dreimal gesehen hatte: Er kam mit dem Neffen und ging mit ihm in das Haus Nummer 28. Um die Dreißig, blond, ziemlich gut beieinander. Mehr konnte er nicht sagen. Das Autokennzeichen? Soll das ein Witz sein? Bei diesen Nummernschildern, bei denen man nicht kapiert, ob einer Christ oder Türke ist? Ein metallicgrauer BMW, jedes weitere Wort wäre gelogen.
    Der Commissario klingelte an der Tür des Büros. Niemand öffnete, Galluzzo überlegte hinter der Tür wahrscheinlich, was er jetzt tun sollte. »Ich bin's, Montalbano.« Sofort ging die Tür auf.
    »Die Tunesierin ist noch nicht aufgetaucht«, sagte Galluzzo.
    »Sie wird auch nicht auftauchen. Du hattest recht, Gallo.« Der Polizist sah betreten zu Boden. »Wer hat die Meldung rausgegeben?«
    »Dottor Jacomuzzi.«
    Galluzzo hatte es sich, um sich beim Wachehalten die Zeit zu vertreiben, gemütlich gemacht. Er hatte sich einen Stapel alter Nummern des »Venerdi di Repubblica« geholt, die Signor Lapecora ordentlich in einem Regalfach, in dem nicht so viele Aktenordner standen, gesammelt hatte, und sie auf der Suche nach Seiten, auf denen mehr oder weniger nackte Mädchen abgebildet waren, über den Schreibtisch verteilt. Als er mit dem Anschauen fertig war, hatte er sich den Kreuzworträtseln in einer vergilbten Zeitschrift gewidmet.
    »Muß ich den ganzen Tag hierbleiben?« fragte er betrübt. »Ich glaub' schon, nimm's nicht so tragisch. Ich geh' mal schnell bei Signor Lapecora aufs Klo.«
    Es kam nicht oft vor, daß er außerplanmäßig mußte, vielleicht hatte sein Ärger über Jacomuzzi, der gestern abend im Fernsehen diese Show abgezogen hatte, seinen Verdauungsrhythmus durcheinandergebracht. Er setzte sich auf die Kloschüssel und stieß befriedigt den rituellen Seufzer aus, und genau in diesem Moment erschien glasklar ein Bild vor seinen Augen, etwas, das er vor ein paar Minuten gesehen und dem er keinerlei Bedeutung beigemessen hatte.
    Er sprang auf und rannte ins Zimmer nebenan, wobei er Hose und Unterhose mit einer Hand auf Halbmast hielt. »Keine Bewegung!« befahl er Galluzzo, dervor Schreck leichenblaß wurde und reflexartig die Hände hob. Da war es ja, direkt neben Galluzzos Ellenbogen, ein halbfett gedrucktes schwarzes R, sorgfältig aus einer Zeitung ausgeschnitten. Nein, nicht aus einer Zeitung: aus einer Zeitschrift, denn das Papier glänzte matt. »Was ist denn los?« brachte Galluzzo gerade noch heraus. »Es kann alles sein oder auch nichts«, antwortete der Commissario, als wäre er die Sibylle von Cumae. Er zog die Hose hoch, machte den Gürtel zu, wobei er den Hosenschlitz offen ließ, und griff zum Telefon. »Verzeihen Sie die Störung, Signora. An welchem Datum, sagten Sie, haben Sie den ersten anonymen Brief bekommen?«
    »Am dreizehnten Juni letzten Jahres.« Er bedankte sich und legte auf.
    »Hilf mir mal, Gallo. Wir ordnen sämtliche Nummern dieser Zeitschrift und schauen, ob Seiten fehlen.«
    Sie wurden fündig: Aus der Nummer vom siebten Juni waren zwei Seiten herausgerissen.
    »Wir suchen weiter«, sagte der

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