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Commissario Montalbano 03 - Der Dieb der süssen Dinge

Commissario Montalbano 03 - Der Dieb der süssen Dinge

Titel: Commissario Montalbano 03 - Der Dieb der süssen Dinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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Land zurückzukehren. Die zweite ist ein Treffen auf hoher See, eine Unterredung, zu der er unter allen Umständen persönlich erscheinen mußte.«
    »Das überzeugt mich mehr.«
    »Mich auch. Und dann ist etwas Unvorhergesehenes dazwischengekommen.«
    »Das Patrouillenboot.«
    »Richtig. Und jetzt kann man nur noch Vermutungen anstellen. Angenommen, das tunesische Patrouillenboot weiß nicht, daß Ahmed an Bord des Fischkutters ist. Es trifft auf ein Schiff, das in tunesischen Hoheitsgewässern fischt, fordert es zum Stoppen auf, der Kutter versucht zu entkommen, von dem Patrouillenboot geht eine Garbe los, und aus purem Zufall wird ausgerechnet Ahmed Moussa getroffen. Zumindest hat man es uns so erzählt.« Diesmal verzog Valente den Mund. »Überzeugt dich das nicht?«
    »Es klingt wie die Theorie, die Senator Warren für den Mord an Präsident Kennedy aufgestellt hat.«
    »Also eine weitere Möglichkeit. Nehmen wir mal an, Ahmed trifft nicht den Mann, den er treffen wollte, sondern einen anderen, der auf ihn schießt.«
    »Oder es ist schon der richtige Mann, aber sie haben eine Meinungsverschiedenheit, einen Streit, und der andere macht kurzen Prozeß und schießt.«
    »Mit dem Bordmaschinengewehr?« fragte Montalbano zweifelnd.
    Augenblicklich wurde ihm bewußt, was er da gesagt hatte. Ohne Valente um Erlaubnis zu fragen, griff er fluchend zum Telefon und wählte Jacomuzzis Nummer in Montelusa. Während er auf die Verbindung wartete, fragte er Valente:
    »Waren in den Berichten, die du bekommen hast, genauere Angaben über das Kaliber der Kugeln?«
    »Es war allgemein von Schüssen aus einer Schußwaffe die Rede.«
    »Pronto? Wer ist da?« fragte Jacomuzzi.
    »Hör mal, Baudo…«
    »Wieso Baudo? Hier ist Jacomuzzi.«
    »Aber du wärst gern Pippo Baudo. Könntest du mir vielleicht sagen, womit dieser Tunesier auf dem Fischkutter eigentlich umgebracht wurde?«
    »Mit einer Schußwaffe.«
    »Ach nee. Ich dachte, sie hätten ihn mit einem Kissen erstickt.«
    »Deine blöden Witze sind zum Kotzen.«
    »Ich will genau wissen, was es für eine Waffe war.«
    »Eine Maschinenpistole, wahrscheinlich eine Skorpion. Steht das nicht in meinem Bericht?«
    »Nein. Bist du sicher, daß es nicht das Bordmaschinengewehr war?«
    »Natürlich bin ich sicher. Die Waffe, mit der das Patrouillenboot ausgerüstet ist, kann ein Flugzeug abschießen, wußtest du das nicht?«
    »Tatsächlich? Deine erkennungsdienstliche Präzision raubt mir den Atem, Jacomu.«
    »Wie soll man mit einem Ignoranten wie dir denn sonst reden?«
    Montalbano berichtete Valente, was er am Telefon erfahren hatte, und dann schwiegen die beiden eine Weile. Als Valente wieder das Wort ergriff, äußerte er einen Gedanken, der in diesem Augenblick auch dem Commissario durch den Kopf ging.
    »Steht es eigentlich fest, daß wir es mit einem tunesischen Patrouillenboot zu tun haben?«
     
    Es war spät geworden, und Valente lud seinen Kollegen zu sich nach Hause zum Essen ein. Montalbano, der mit den jämmerlichen Kochkünsten von Signora Valente schon Bekanntschaft gemacht hatte, lehnte ab und sagte, er müsse sofort nach Vigàta zurück.
    Er fuhr los und sah nach ein paar Kilometern eine Trattoria direkt am Ufer. Er hielt an, stieg aus und setzte sich an einen Tisch. Er bereute es nicht.

Zwölf
    Sein Gewissen drückte ihn, weil er sich schon seit Stunden nicht mehr bei Livia gemeldet hatte; wahrscheinlich machte sie sich schon Sorgen um ihn. Während er auf seinen Anisschnaps zur Verdauung wartete (die doppelte Portion spigole setzte seinem Magen etwas zu), beschloß er, sie anzurufen.
    »Alles in Ordnung bei euch?«
    »Jetzt hast du uns geweckt.« Von wegen Sorgen um ihn. »Habt ihr geschlafen?«
    »Ja, wir haben lange gebadet, das Wasser ist ganz warm.« Sie amüsierten sich ohne ihn.
    »Hast du was gegessen?« fragte Livia aus reiner Höflichkeit.
    »Ein panino. Ich bin unterwegs, in spätestens einer Stunde bin ich in Vigàta.«
    »Kommst du nach Hause?«
    »Nein, ich muß ins Büro, wir sehen uns heute abend.« Bestimmt bildete er sich das nur ein, aber er glaubte, am anderen Ende der Leitung etwas wie einen Seufzer der Erleichterung gehört zu haben.
    Er brauchte länger als eine Stunde nach Vigàta. Kurz vor der Stadt, fünf Minuten vom Büro, beschloß das Auto plötzlich zu streiken. Es tat keinen Muckser mehr. Montalbano stieg aus, öffnete die Motorhaube und warf einen Blick auf den Motor. Das war eine rein symbolische Geste, eine Art rituelle

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