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Commissario Montalbano 03 - Der Dieb der süssen Dinge

Commissario Montalbano 03 - Der Dieb der süssen Dinge

Titel: Commissario Montalbano 03 - Der Dieb der süssen Dinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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Mandrino. Er lebt mit seiner Tochter zusammen.«
    »Also keine Extras für Professor Mandrino?«
    »Doch, bei ihm war es genauso. Seine Tochter ist Lehrerin und vormittags nicht zu Hause.«
    »An welchem Tag war Karima beim Professore?«
    »Samstags.«
    »Geometra, wenn Sie nichts weiter zu sagen haben, können Sie jetzt gehen.«
    »Danke für Ihr Verständnis.« Verlegen stand er auf. Er sah den Commissario an. »Morgen ist Dienstag.«
    »Und?«
    »Glauben Sie, daß sie kommen wird?«
    Er brachte es nicht übers Herz, ihn zu enttäuschen.
    »Vielleicht. Und wenn sie kommt, dann lassen Sie es mich wissen.«
    Das war erst der Anfang einer wahren Prozession. Hinter seiner heulenden Mutter erschien Ntonio, der kleine Junge, den Montalbano in Villaseta gesehen hatte und der Schläge hatte einstecken müssen, weil er seine Vesper nicht rausrücken wollte. Ntonio hatte auf dem Foto den Dieb erkannt, da gab es keinen Zweifel, das war er. Ntonios Mutter, die lauthals schimpfte und wilde Verwünschungen ausstieß, servierte dem bestürzten Commissario ihre Forderungen: dreißig Jahre Knast für den Dieb und lebenslänglich für die Mutter; sollte die irdische Gerechtigkeit dem nicht folgen, fordere sie galoppierende Schwindsucht für sie und eine lange und zermürbende Krankheit für ihn. Aber der Junge, der von dem hysterischen Anfall seiner Mutter völlig unbeeindruckt schien, schüttelte den Kopf. »Und du, willst du etwa auch, daß er im Gefängnis stirbt?« fragte der Commissario.
    »Nein«, sagte Ntonio entschieden. »Auf dem Foto sieht er eigentlich ganz nett aus.«
    Das Extra für Professor Paolo Guido Mandrino, sechzig Jahre alt und pensionierter Lehrer für Geschichte und Geographie, bestand darin, daß er sich baden ließ. An einem der vier Samstagvormittage, an denen Karima kam, erwartete er sie nackt unter der Bettdecke. Auf Karimas Aufforderung hin, ins Bad zu gehen und sich zu waschen, gab Paolo Guido sich ausgesprochen widerspenstig. Karima riß daraufhin die Bettdecke weg, zwang ihn, sich auf den Bauch zu legen, und versohlte ihm den Hintern. Wenn er endlich in der Badewanne saß, seifte Karima ihn ordentlich ein und wusch ihn. Das war's dann auch schon. Der Lohn für das Extra: hundertfünfzigtausend Lire; der Lohn fürs Putzen: fünfzigtausend.
    »Montalbano? Ich kann unsere Verabredung leider nicht einhalten, es geht heute nicht. Ich habe eine Besprechung mit dem Prefetto. «
    »Dann schlagen Sie einen anderen Zeitpunkt vor, Signor Questore. «
    »Ach, es ist nicht so dringend. Und nach der Erklärung von Dottor Augello im Fernsehen…«
    »Mimi?!« schrie er; es klang, als singe er die Bohème.
    »Ja. Wußten Sie das denn nicht?«
    »Nein. Ich war in Mazàra.«
    »Er war in den Fünfzehn-Uhr-Nachrichten. Er hat kurz und bündig dementiert und versichert, Ragonese habe sich verhört. Es handele sich nicht um einen Jungen, der anderen Kindern ihre Vesper gestohlen hat, sondern um einen Dieb, der Vespas entwendet. Ein gefährlicher Typ, ein Drogensüchtiger, der einen mit der Spritze bedrohte, wenn er erwischt wurde. Im Namen des gesamten Kommissariats hat er eine Entschuldigung verlangt. Sehr effektiv. Ich denke, Onorevole Pennacchio wird sich wieder beruhigen.«
    »Wir kennen uns bereits«, sagte Ragionier Vittorio Pandolfo, als er das Büro betrat.
    »Ach ja«, sagte Montalbano. »Was gibt's?«
    Er war reserviert, das mußte er nicht spielen: Wenn der Ragioniere etwas über Karima erzählen wollte, bedeutete das, daß er gelogen hatte, als er die Frage, ob er sie kenne, verneinte.
    »Ich bin gekommen, weil im Fernsehen…«
    »… das Foto von Karima gezeigt wurde, von der Sie ja nichts wußten. Warum haben Sie nichts gesagt?« «Commissario, das ist eine heikle Geschichte, und ich wollte mich nicht bloßstellen, es war mir peinlich. Sehen Sie, in meinem Alter…«
    »Sind Sie der Kunde vom Donnerstag vormittag?«
    »Ja.«
    »Wieviel zahlen Sie für's Saubermachen?«
    »Fünfzigtausend.«
    »Und für die Extradienste?«
    »Hundertfünfzigtausend.«
    Offensichtlich ein fester Tarif. Nur gab es bei Pandolfo das Extra zweimal monatlich. Diesmal stieg Karima in die Badewanne. Danach legte der Ragioniere sie nackt aufs Bett und schnupperte lange an ihr. Ab und zu leckte er auch ein bißchen.
    »Eins noch, Ragioniere. Spielten Sie, Lapecora, Mandrino und Finocchiaro immer Karten miteinander?«
    »Ja.«
    »Und wer hat zuerst von Karima gesprochen?«
    »Der selige Lapecora.«
    »Sagen Sie mal, wie kam Lapecora

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