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Commissario Montalbano 03 - Der Dieb der süssen Dinge

Commissario Montalbano 03 - Der Dieb der süssen Dinge

Titel: Commissario Montalbano 03 - Der Dieb der süssen Dinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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eigentlich finanziell zurecht?«
    »Sehr gut. Er hatte fast eine Milliarde an Wertpapieren, außerdem gehörten ihm die Wohnung und das Büro.«
    Die drei Nachmittagskunden der geraden Wochentage wohnten in Villaseta. Alles Männer in vorgerücktem Alter und entweder verwitwet oder ledig. Der Tarif war derselbe wie in Vigàta. Bei Martino Zaccaria, Obst- und Gemüsehändler, bestand das Extra darin, daß er sich die Fußsohlen küssen ließ; mit Luigi Pignataro, Rektor der Mittelschule im Ruhestand, spielte Karima blinde Kuh. Der Rektor zog sie nackt aus und verband ihr die Augen, dann versteckte er sich. Karima mußte ihn suchen und finden, dann setzte sie sich auf einen Stuhl, nahm den Rektor auf den Schoß und gab ihm die Brust. Auf Montalbanos Frage an Calogero Pipitone, worin denn bei ihm das Extra bestehe, sah der staatlich geprüfte Landwirt ihn erstaunt an. »Worin wohl, Commissario? Leisutta e iu supra. Sie unten und ich oben.«
    Montalbano hätte ihn am liebsten umarmt.
    Da Karima montags, mittwochs und freitags einen Ganztagsjob bei Lapecora hatte, gab es keine weiteren Kunden. Merkwürdigerweise hatte Karima sonntags und nicht freitags ihren Ruhetag, offensichtlich hatte sie sich an die hiesigen Sitten angepaßt. Er war neugierig, wieviel sie im Monat verdiente, aber mit Zahlen stand er auf Kriegsfuß, und so öffnete er die Tür und rief:
    »Hat jemand einen Taschenrechner?«
    »Ich, Dottori.«
    Catarella kam herein und zog stolz einen Taschenrechner aus seiner Hosentasche, der kaum größer als eine Visitenkarte war.
    »Was rechnest du denn damit aus, Catare?«
    »Die Tage«, antwortete er geheimnisvoll. »Du kriegst ihn gleich wieder.«
    »Dottori, ich muß Ihnen noch sagen, daß der Rechner mit ammuttuna funktioniert.«
    »Und das heißt?«
    Es war ein Mißverständnis, Catarella glaubte, sein Chef habe das Wort nicht verstanden. Er streckte den Kopf zur Tür hinaus und fragte seine Kollegen: »Wie sagt man denn ammuttuna auf italienisch?«
    »Draufhauen«, übersetzte jemand. »Und wie soll ich das mit dem Rechner jetzt machen?«
    »Wie bei einem Wecker, der nicht geht.« Also, abgesehen von dem, was Lapecora zahlte, verdiente Karima als Putzfrau monatlich eine Million zweihunderttausend Lire. Dazu kam noch eine Million zweihunderttausend für Extradienste. Lapecora zahlte ihr für den Ganztagsjob mindestens eine weitere Million. Zusammen also pro Monat drei Millionen vierhunderttausend steuerfrei. Vierundvierzig Millionen zweihunderttausend im Jahr. Karima war, wie sich herausgestellt hatte, seit mindestens vier Jahren in diesem Sektor tätig, was zusammen einhundertsechsundsiebzig Millionen achthunderttausend Lire machte.
    Und die restlichen dreihundertdreiundzwanzig Millionen auf dem Sparbuch, woher stammten die? Der Taschenrechner hatte tadellos funktioniert, auch ohne daß er draufgehauen hatte.
    Aus den anderen Räumen des Büros drang tosender Applaus an sein Ohr. Was war da wohl los? Er machte die Tür auf und stellte fest, daß der Gefeierte Mimi Augello war. Montalbano schäumte vor Wut. »Schluß damit, ihr Idioten!«
    Überrascht und eingeschüchtert, sahen sie ihn an. Nur Fazio versuchte die Situation zu erklären. »Sie wissen es möglicherweise noch nicht, aber Dottor Augello…«
    »Ich weiß es schon! Der Questore hat mich persönlich angerufen und mich zur Rede gestellt. Unser lieber Signor Augello tritt - aus eigener Initiative, ohne Erlaubnis meinerseits, und das habe ich dem Questore auch gesagt - im Fernsehen auf und erzählt die größte Scheiße!«
    »Erlaube mal!« wagte Augello einzuwerfen. »Ich erlaube gar nichts! Du hast das Blaue vom Himmel gelogen!«
    »Ich habe es getan, um uns alle zu verteidigen, die wir…«
    »Man verteidigt sich nicht, indem man Lügen über jemanden verbreitet, der die Wahrheit gesagt hat!« Er ging zurück in sein Zimmer und knallte die Tür hinter sich zu - er, Montalbano, der so unbeirrbar aufrichtig war und fast geplatzt wäre vor Wut, als er sah, wie Augello sich im Applaus aalte.
    »Entschuldigen Sie«, sagte Fazio, als er die Tür öffnete und vorsichtig den Kopf hereinsteckte. »Patre Jannuzzo möchte Sie sprechen.«
    »Laß ihn rein.«
    Don Alfio Jannuzzo, immer in zivil, war in Vigàta berühmt für seine Wohltätigkeitsveranstaltungen. Er war Anfang Vierzig, groß und kräftig. »Ich fahre Fahrrad«, fing er an.
    »Ich aber nicht«, antwortete Montalbano, dem bei der Vorstellung, der Pfarrer wollte ihn für die Teilnahme an einem

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