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Commissario Montalbano 03 - Der Dieb der süssen Dinge

Commissario Montalbano 03 - Der Dieb der süssen Dinge

Titel: Commissario Montalbano 03 - Der Dieb der süssen Dinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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gekauft?«
    »Ich habe es nicht gekauft. Heute nachmittag ist Mimi vorbeigekommen. Warte! Das Puzzle ist von einem seiner Neffen, der…«
    Er wandte sich von Livia ab, bohrte die Hände in die Hosentaschen und ging davon, wobei er vor seinem inneren Auge Dutzende von Mimi Augellos Neffen sah, die in Tränen aufgelöst waren, weil der Onkel sie systematisch ihrer Spielsachen beraubte.
    »Komm, Salvo, stell dich nicht so an!« rief Livia, die hinter ihm hergelaufen war.
    Sie wollte sich bei ihm einhängen, aber Montalbano wich ihr aus.
    »Du kannst mich mal«, sagte Livia leise und ging nach Hause.
    Was sollte er jetzt machen? Livia ging einer Auseinandersetzung aus dem Weg, und er mußte seinem Ärger allein Luft machen. Grollend ging er am Strand entlang, machte sich die Schuhe naß und rauchte zehn Zigaretten. Meine Güte, bin ich blöd! sagte er plötzlich zu sich selbst. Natürlich mag Mimi Livia, und Livia findet Mimi sympathisch. Aber abgesehen davon vergnügt sich Mimi auf meine Kosten. Es macht ihm einen Heidenspaß, mich auf die Palme zu bringen. Wir versuchen uns gegenseitig aufzureiben. Jetzt muß ich mir einen Gegenangriff überlegen.
    Er ging zurück nach Hause; Livia saß vor dem Fernseher, den sie ganz leise gestellt hatte, damit Francois, der in ihrem Bett schlief, nicht aufwachte.
    »Bitte entschuldige, wirklich«, sagte er auf dem Weg in die Küche.
    Im Ofen fand er einen tortino di triglie e patate, der verführerisch duftete. Er setzte sich und begann zu essen: einfach köstlich. Livia trat hinter ihn und strich ihm übers Haar.
    »Schmeckt's dir?«
    »Ausgezeichnet. Du mußt Adelina sagen…«
    »Adelina ist heute morgen gekommen, hat mich gesehen, gesagt non voglio dari distrubbo, ich will nicht stören, hat auf dem Absatz kehrtgemacht und ist wieder verschwunden.«
    »Willst du damit sagen, daß du diesen tortino gemacht hast?«
    »Klar.«
    Ganz kurz, aber wirklich nur ganz kurz, blieb ihm der tortino im Halse stecken, weil ihm ein Gedanke durch den Kopf ging: Das hat sie gemacht, damit ich ihr die Geschichte mit Mimi verzeihe. Aber dann gewann der Essensgenuß die Oberhand.
    Bevor Livia sich zum Fernsehen neben Montalbano setzte, blieb sie bewundernd vor dem Puzzle stehen. Jetzt, wo er sich wieder beruhigt hatte, konnte sie ohne Scheu darüber reden.
    »Er hat es wirklich erstaunlich schnell hingekriegt. Wir beide hätten länger dafür gebraucht.«
    »Oder gelangweilt aufgegeben.«
    »Genau, Francois findet Puzzles nämlich auch langweilig, weil sie so festgelegt sind. Jedes Teil, sagt er, ist so ausgestanzt, daß es zu einem anderen paßt. Er hätte gern ein Puzzle, das mehrere Lösungen vorsieht.«
    »Das hat er gesagt?!«
    »Ja. Und er hat es noch genauer erklärt, nachdem ich ihn dazu ermuntert habe.«
    »Und?«
    »Ich glaube, ich habe verstanden, was er sagen wollte. Er wußte schon, wie die Freiheitsstatue aussieht. Als er mit dem Kopf der Statue fertig war, wußte er also, wie er weitermachen mußte. Anders ging es ja auch gar nicht, weil der Hersteller des Puzzles die Teile in einer ganz bestimmten Form ausgestanzt hat, er wollte also, daß der Spieler seinem Entwurf folgt. Verstehst du, was ich meine?«
    »So ziemlich.«
    »Es wäre schön, hat Francois gesagt, wenn der Spieler die Möglichkeit hätte, sich mit denselben Teilen ein anderes Puzzle auszudenken. Findest du es nicht ungewöhnlich, daß ein kleines Kind sich so etwas überlegt?«
    »Die sind heute alle frühreif«, sagte Montalbano und fluchte innerlich, weil diese Bemerkung so banal war. Er hatte noch nie über Kinder gesprochen, deswegen konnte er sich nur an Gemeinplätzen festhalten.
    Nicolò Zito faßte das Kommunique der tunesischen Regierung zu dem Zwischenfall auf dem Fischkutter zusammen: Nach Abschluß der entsprechenden Ermittlungen müsse die tunesische Regierung den Protest der italienischen Regierung zurückweisen, die ihre Motorfischerboote nicht daran hindere, in tunesische Hoheitsgewässer einzudringen. In jener Nacht habe ein tunesisches Patrouillenboot des Militärs wenige Kilometer vor Sfax einen Fischkutter gesichtet. Es habe ihn zum Stoppen aufgefordert, aber der Fischkutter habe die Flucht ergriffen. Mit dem Bordmaschinengewehr seien Warnschüsse abgegeben worden, wobei bedauerlicherweise der tunesische Matrose Ben Dhahab getroffen und erschossen worden sei. Die Regierung in Tunis habe seiner Familie bereits eine größere Summe zukommen lassen. Der tragische Vorfall möge als Mahnung

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