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Commissario Montalbano 03 - Der Dieb der süssen Dinge

Commissario Montalbano 03 - Der Dieb der süssen Dinge

Titel: Commissario Montalbano 03 - Der Dieb der süssen Dinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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das Motorgeräusch eines Autos, das näher kam und dann auf dem freien Platz vor der Haustür hielt. Der Commissario öffnete eilig die Tür, es war Nicolò.
    »Ich bin so schnell gekommen, wie es ging«, sagte er und kam herein.
    »Ich danke dir.«
    »Schläft Livia?« fragte der Journalist und sah sich um. »Ja. Sie fliegt morgen mittag zurück nach Genua.«
    »Schade, ich hätte mich gern von ihr verabschiedet.«
    »Nicolo, hast du die Kamera dabei?« Der Journalist zog ein winziges Ding aus der Tasche, gerade so groß wie vier Päckchen Zigaretten, wenn man sie zu je zweien nebeneinanderlegte. »Da, nimm. Ich muß ins Bett.«
    »Nein, warte, du mußt sie mir an einer Stelle verstecken, an der man sie nicht sehen kann.«
    »Wie denn, wenn Livia drüben schläft?«
    »Nicolo, du hast diese fixe Idee, daß ich mich beim Vögeln filmen lassen will. Du mußt die Kamera hier in diesem Zimmer installieren.«
    »Was soll sie denn aufnehmen?«
    »Ein Gespräch zwischen mir und einem Mann, der genau da sitzt, wo du jetzt bist.« Nicolò Zito sah geradeaus und grinste. »Das vollgestopfte Bücherregal dort ist doch perfekt.« Er nahm einen Stuhl, stellte ihn vor das Regal und stieg hinauf. Er schob ein paar Bücher beiseite, installierte die Kamera, stieg wieder herunter, setzte sich auf den Stuhl, neben dem er vorher gestanden hatte, und sah nach oben. »Von hier sieht man nichts«, sagte er zufrieden. »Da, kontrollier selbst.«
    Der Commissario kontrollierte.
    »Scheint in Ordnung.«
    »Bleib mal da, wo du bist«, sagte Nicolò.
    Er kletterte noch mal auf den Stuhl, hantierte herum, stieg wieder herunter.
    »Was macht die Kamera jetzt?« fragte Montalbano.
    »Sie nimmt dich auf.«
    »Wirklich? Sie macht nicht das geringste Geräusch.«
    »Ich hab' dir doch gesagt, daß sie ein Wunderding ist.« Umständlich kletterte Nicolò erneut auf den Stuhl und wieder herunter. Aber diesmal hatte er die Kamera in der Hand und zeigte sie Montalbano.
    »Schau, Salvo, so mußt du's machen. Wenn du auf diese Taste hier drückst, spult das Band zurück. Jetzt halt die Kamera auf Augenhöhe, und drück auf die andere Taste. Probier mal.«
    Montalbano tat es und sah sich selbst winzig klein dasitzen und hörte eine würmchendünne Stimme, seine eigene Stimme, fragen: »Was macht die Kamera jetzt?« und dann Nicolos Antwort: »Sie nimmt dich auf.«
    »Großartig«, sagte der Commissario. »Aber kann man es nur so sehen?«
    »Aber nein«, antwortete Nicolò und zog eine normale Kassette aus der Tasche, die jedoch ein besonderes Innenleben hatte. »Schau zu. Ich nehme das Band aus der Kamera - wie du siehst, ist es so klein wie das Band eines Anrufbeantworters - und stecke es in diese Kassette. Es ist eine spezielle Kassette, die du in dein Videogerät einlegen kannst.«
    »Und was muß ich machen, damit sie aufnimmt?«
    »Die andere Taste hier drücken.«
    Der Commissario sah mehr verwirrt als überzeugt drein, und Nicolò hatte Bedenken.
    »Meinst du, du kannst damit umgehen?«
    »Also hör mal!« erwiderte Montalbano beleidigt.
    »Und warum schaust du dann so?«
    »Weil ich doch nicht in Gegenwart der Person, die ich aufnehmen will, auf den Stuhl klettern kann, das würde sie nur argwöhnisch machen.«
    »Versuch mal, ob du an die Kamera herankommst, wenn du auf Zehenspitzen stehst.« Er kam heran.
    »Dann ist es ganz einfach. Wenn die Person kommt, sitzt du mit einem Buch am Tisch. Dann stellst du es ganz ungezwungen an seinen Platz zurück und drückst dabei auf die Taste.«
    Liebe Livia, ich kann leider nicht warten, bis Du aufwachst, ich muß nach Montelusa zum Questore. Ich habe mit Mimi ausgemacht, daß er Dich nach Palermo bringt. Versuch so ruhig und fröhlich wie möglich zu sein. Ich rufe Dich heute abend an. Ich küsse Dich, Salvo
    Ein drittklassiger Vertreter hätte sich bestimmt besser ausgedrückt, herzlicher und phantasievoller. Er schrieb einen neuen Zettel, aber auf dem stand schließlich merkwürdigerweise genau das gleiche, da war nichts zu machen. Er mußte gar nicht zum Questore, er wollte sich nur vor der Abschiedsszene drücken. Es war also eine Lüge, und er hatte doch Menschen, die er mochte, noch nie anlügen können. Aber ein bißchen schwindeln, das konnte er, und wie!
    Im Büro erwartete ihn Fazio, der ganz aufgeregt war. »Dottore, ich versuche Sie schon seit einer halben Stunde zu Hause zu erreichen, aber Sie müssen den Telefonstecker rausgezogen haben.«
    »Was ist denn mit dir los?«
    »Da hat einer

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