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Commissario Montalbano 03 - Der Dieb der süssen Dinge

Commissario Montalbano 03 - Der Dieb der süssen Dinge

Titel: Commissario Montalbano 03 - Der Dieb der süssen Dinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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persönlich.«
    Wie beruhigend - alles lief wie am Schnürchen.
    Es war noch dunkel, als Liborio Pintacuda ihn am nächsten Morgen mit einer dampfenden Tasse Kaffee in der Hand weckte. »Ich erwarte Sie im Boot.«
    Pintacuda hatte ihn zu dem aussichtslosen Angelvormittag eingeladen, und der Commissario hatte angenommen. Er zog Jeans und ein langärmeliges Hemd an: Es wäre ihm peinlich gewesen, zusammen mit einem elegant gekleideten Signore im Boot zu sitzen und nur eine Badehose anzuhaben.
    Angeln war für den Professore offenbar dasselbe wie Essen:
    Er sagte kein Wort, außer wenn er hin und wieder die Fische verfluchte, die nicht anbissen.
    Gegen neun Uhr morgens, als die Sonne schon hoch stand, konnte Montalbano nicht mehr an sich halten.
    »Mein Vater liegt im Sterben«, sagte er.
    »Mein Beileid«, sagte der Professore, ohne den Blick von der Angelschnur abzuwenden.
    Der Commissario fand die Bemerkung unangebracht, fehl am Platz.
    »Er ist noch nicht tot, er liegt im Sterben«, erklärte er. »Das macht keinen Unterschied. Ihr Vater ist für Sie in dem Augenblick gestorben, als Sie erfuhren, daß er im Sterben liegt. Alles übrige sind sozusagen Formalitäten des Körpers, nichts weiter. Lebt er bei Ihnen?«
    »Nein, in einem anderen Dorf.«
    »Allein?«
    »Ja. Und ich finde nicht den Mut, ihn zu besuchen, jetzt, wo er stirbt. Ich kann einfach nicht. Allein der Gedanke daran macht mir angst. Ich werde nie die Kraft haben, das Krankenhaus zu betreten.«
    Der Alte sagte nichts, sondern erneuerte nur den Köder, den die Fische dankend gefressen hatten. Dann erst sprach er.
    »Wissen Sie, ich habe zufällig den Fall verfolgt, der Der Hund aus Terracotta genannt wurde. Da haben Sie in einem Waffenhandel nicht weiterermittelt, sondern sich verbissen auf ein Verbrechen gestürzt, das vor fünfzig Jahren verübt wurde und dessen Aufklärung keinerlei brauchbare Ergebnisse bringen konnte. Ist Ihnen eigentlich klar, warum Sie das gemacht haben?«
    »Aus Neugierde?« fragte Montalbano vorsichtig.
    »Nein, mein Lieber. Auf raffinierte Weise ist es Ihnen gelungen, Ihren unerfreulichen Beruf zwar auszuüben, dabei aber die Realität des Alltags hinter sich zu lassen. Offensichtlich belastet Sie dieser Alltag manchmal zu sehr. Dann nehmen Sie Reißaus. Wie ich, wenn ich hier Zuflucht suche. Aber sobald ich wieder zu Hause bin, schrumpft der Gewinn gleich auf die Hälfte zusammen. Daß Ihr Vater sterben wird, ist eine Tatsache, aber Sie weigern sich, sich persönlich davon zu überzeugen und sie damit zu akzeptieren. Sie sind wie ein Kind, das die Augen schließt und meint, dann wäre die Welt verschwunden.« Jetzt sah Professor Liborio Pintacuda dem Commissario ins Gesicht.
    »Wann entscheiden Sie sich, erwachsen zu werden, Montalbano?«
    Zwanzig
    Als Montalbano zum Abendessen hinunterging, beschloß er, am nächsten Morgen nach Vigàta zurückzukehren; er war schon seit fünf Tagen fort. Luicino hatte wie immer in dem Zimmerchen gedeckt; Pintacuda saß bereits an seinem Platz und erwartete ihn. »Morgen fahre ich ab«, verkündete Montalbano. »Ich nicht, ich brauche noch eine Woche Entgiftung.« Luicino brachte gleich den ersten Gang, die beiden machten ihren Mund also nur zum Essen auf. Als der zweite Gang kam, erlebten sie eine Überraschung. »Polpette!« rief der Professore indigniert. »Polpette sind Hundefutter!«
    Der Commissario ließ sich nicht aus der Fassung bringen, der Duft, der ihm in die Nase stieg, war voll und würzig. »Was ist mit Tanino, ist er krank?« erkundigte sich Pintacuda beunruhigt.
    »Nossignore, er ist in der Küche«, antwortete Luicino. Erst jetzt zerteilte der Professore mit der Gabel eine polpetta und steckte sich ein Stückchen in den Mund. Montalbano hatte sich noch nicht gerührt. Pintacuda kaute langsam, schloß die Augen halb und stieß einen ächzenden Laut aus.
    »Wer im Sterben liegt und das hier ißt, fährt auch gern zur Hölle«, sagte er leise.
    Der Commissario steckte sich eine halbe polpetta in den Mund und machte sich mit Zunge und Gaumen an eine erkennungsdienstliche Analyse, die die von facomuzzi deutlich in den Schatten stellte. Also: Fisch und - da gab es keinen Zweifel - Zwiebeln, Peperoncino, verquirltes Ei, Salz, Pfeffer, Semmelbrösel. Doch bei diesem Appell fehlten noch zwei Gewürze, die sich hinter dem Geschmack der Butter versteckten, in der die polpette gebraten waren. Beim zweiten Bissen fand er heraus, was er zuerst nicht entdeckt hatte: Kreuzkümmel und

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