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Commissario Montalbano 04 - Die Stimme der Violine

Commissario Montalbano 04 - Die Stimme der Violine

Titel: Commissario Montalbano 04 - Die Stimme der Violine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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und ließ sich mit Claudio Pizzotta, dem Direttore, verbinden.
    »Ach, Commissario, wie grauenvoll! Schrecklich! Wir haben gerade in >Retelibera< gehört, dass die arme Signora Licalzi …«
    Nicolò Zito hatte die Nachricht gesendet, und er hatte vergessen, sich den Kommentar des Journalisten zu der Geschichte anzuhören.
    »Auch >Televigàta< hat darüber berichtet«, fügte Direttore Pizzotta, halb echt befriedigt, halb in gespielter Trauer, hinzu.
    Galluzzo hatte sich um seinen Schwager gekümmert.
    »Was soll ich denn machen, Dottore?«, fragte der Direttore verängstigt.
    »Ich verstehe nicht.«
    »Mit diesen Journalisten. Die belagern mich. Sie wollen ein Interview. Sie haben erfahren, dass die arme Signora bei uns abgestiegen war -«
    Von wem sollten sie das erfahren haben, wenn nicht vom Direttore selbst? Vor seinem inneren Auge sah der Commissario, wie Pizzotta telefonisch die Journalisten zu sich bestellt und ihnen erklärt, wie und warum er interessante Enthüllungen über die Tote machen könne, die schön und jung und vor allem nackt gewesen sei, als man sie gefunden habe -
    »Machen Sie, was Sie wollen. Sagen Sie, hatte Signora Michela gewöhnlich etwas von ihrem Schmuck angelegt? Besaß sie eine Armbanduhr?«
    »Natürlich legte sie ihren Schmuck an, allerdings diskret.
    Warum hätte sie ihn sonst von Bologna nach Vigàta mitnehmen sollen? Und was die Uhr angeht, sie trug immer eine wundervolle Piaget am Handgelenk, dünn wie ein Blatt Papier.«
    Montalbano dankte, legte auf und teilte Signora Clementina mit, was er gerade erfahren hatte. Die Signora dachte eine Weile darüber nach.
    »Jetzt muss festgestellt werden, ob es sich um einen nolens volens zum Mörder gewordenen Dieb oder um einen Mörder handelt, der sich als Dieb ausgeben will.«
    »Vom Gefühl her glaube ich nicht an diese Geschichte mit dem Dieb.«
    »Man tut nicht gut daran, auf sein Gefühl zu vertrauen.«
    »Signora Clementina, Michela Licalzi war doch nackt, sie hatte gerade geduscht, ein Dieb hätte die Geräusche gehört und wäre erst später ins Haus eingedrungen.«
    »Woher wollen Sie denn wissen, dass der Dieb nicht schon im Haus war, als die Signora zurückkam? Sie kommt herein, und der Dieb versteckt sich. Als sich die Signora unter die Dusche stellt, denkt der Dieb, das sei der richtige Augenblick. Er kommt aus seinem Versteck, stiehlt, was es zu stehlen gibt, wird jedoch von der Signora überrascht. Wie der Dieb reagiert, wissen wir ja. Und möglicherweise hatte er nicht mal die Absicht, sie zu töten.«
    »Aber wie sollte dieser Dieb ins Haus gekommen sein?«
    »So, wie Sie hineingekommen sind, Commissario.«
    Treffer, versenkt. Montalbano entgegnete nichts.
    »Jetzt zu den Kleidern«, fuhr Signora Clementina fort.
    »Wenn er sie mitgenommen hat, um Augenwischerei zu betreiben, ist das eine Sache. Aber wenn der Mörder sie verschwinden lassen musste, dann steht das auf einem anderen Blatt. Was war an den Kleidern so wichtig?«
    »Sie konnten eine Gefahr für ihn bedeuten, zu seiner Identifizierung führen«, sagte der Commissario.
    »Ja, ganz recht, Commissario. Aber sie bedeuteten sicher keine Gefahr, als die Signora sie trug. Sie müssen erst danach dazu geworden sein. Aber wie?«
    »Möglicherweise hatten sie Flecken«, meinte Montalbano zweifelnd. »Vielleicht vom Blut des Mörders. Obwohl …«
    »Obwohl …?«
    »Obwohl im Schlafzimmer nirgends Blut war. Ein bisschen war auf dem Leintuch, es war Signora Michela aus dem Mund geflossen. Aber vielleicht waren es andere Flecken.
    Von Erbrochenem, nur so zum Beispiel.«
    »Oder von Sperma, nur so zum Beispiel«, sagte Signora Vasile Cozzo und errötete.
    Es war zu früh, um nach Marinella heimzufahren, und so beschloss Montalbano, noch im Kommissariat vorbeizuschauen und sich zu erkundigen, ob es Neuigkeiten gab.
    »Ah dottori! Ah dottori!«, rief Catarella sofort, als er den Commissario sah. »Sie sind hier? Es haben mindestens zehn Leute angerufen! Alle wollten Sie selber persönlich sprechen! Ich hab ja nicht gewusst, dass Sie noch kommen, da hab ich allen gesagt, sie sollen morgen früh noch mal anrufen! Che feci, mali o beni, dottori? Wie hab ich das gemacht, Dottori, gut oder schlecht?«
    »Gut hast du das gemacht, Catare, denk dir nichts. Weißt du denn, was sie wollten?«
    »Das waren alles Leute, die gesagt haben, dass sie Bekannte von der Toten sind.«
    Fazio hatte die Plastiktüte mit den Schriftstücken, die sie im Zimmer hundertachtzehn beschlagnahmt hatten,

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