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Commissario Montalbano 04 - Die Stimme der Violine

Commissario Montalbano 04 - Die Stimme der Violine

Titel: Commissario Montalbano 04 - Die Stimme der Violine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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Freitagabend ab, fünf Minuten bevor »Retelibera« den Fund der Leiche gemeldet hatte.
    Irgendetwas stimmte nicht, Montalbano konnte es nicht lokalisieren, und das bereitete ihm Unbehagen. Er stand auf, ging in die Veranda, die direkt auf den Strand hinausführte, zog die Schuhe aus und lief über den Sand bis ans Meer. Er krempelte seine Hosenbeine hoch und lief am Wasser entlang, das ab und zu über seine Füße schwappte. Das wiegende Geräusch der Brandung half ihm, seine Gedanken zu ordnen. Und plötzlich wusste er, was ihm keine Ruhe ließ.
    Er lief zurück ins Haus, nahm das Notizbuch und schlug die Seite vom Mittwoch auf. Michela hatte vermerkt, dass sie um zwanzig Uhr zu den Vassallos zum Abendessen kommen sollte. Aber warum hatte Signora Vassallo sie dann abends um neun und um zehn im Hotel zu erreichen versucht? War Michela der Einladung nicht gefolgt? Oder hatte jene Signora Vassallo, die angerufen hatte, nichts mit den Vassallos zu tun, die sie zum Essen eingeladen hatten?
    Er sah auf die Uhr, Mitternacht war vorüber. Er fand die Angelegenheit zu wichtig, als dass er jetzt an gute Manieren hätte denken können. Im Telefonbuch standen drei Vassallos. Er wählte die erste Nummer, die sich gleich als die richtige erwies.
    »Bitte entschuldigen Sie. Hier ist Commissario Montalbano.«
    »Commissario! Ich bin Ernesto Vassallo. Ich wollte morgen früh zu Ihnen kommen. Meine Frau ist fix und fertig, ich musste schon den Arzt rufen. Gibt es was Neues?«
    »Nichts. Ich muss Sie etwas fragen.«
    »Ich stehe Ihnen natürlich zur Verfügung. Die arme Michela …«
    Montalbano fiel ihm ins Wort.
    »Ich habe in ihrem Notizbuch gelesen, dass Signora Licalzi am Mittwochabend zu Ihnen zum Essen -«
    Diesmal unterbrach Ernesto Vassallo ihn.
    »Sie ist nicht gekommen, Commissario! Wir haben lange gewartet. Sie kam nicht. Sie hat nicht mal angerufen, dabei ist sie sonst so gewissenhaft! Wir haben uns Sorgen gemacht, wir fürchteten, sie sei krank, wir haben ein paarmal im Hotel angerufen, auch bei ihrer Freundin Anna Tropeano haben wir sie zu erreichen versucht, aber Anna sagte, sie wüsste nichts, sie hatte Michela gegen sechs getroffen, sie waren eine halbe Stunde zusammen gewesen, dann war Michela gegangen und hatte zu Anna noch gesagt, sie wolle ins Hotel, sich umziehen und dann zu uns fahren.«
    »Ich bin Ihnen wirklich dankbar. Kommen Sie morgen früh nicht ins Kommissariat, ich habe jede Menge Termine, kommen Sie nachmittags, wann es Ihnen passt. Buonanotte.^
    Wo er schon mal dabei war, konnte er auch weitermachen.
    Er fand den Namen von Aurelio Di Blasi im Telefonbuch und wählte die Nummer. Der erste Klingelton war noch nicht vorbei, als am anderen Ende bereits der Hörer abgenommen wurde.
    »Pronto? Pronto? Bist du das? Bist du's?«
    Die Stimme eines Mannes mittleren Alters, atemlos und besorgt.
    »Hier ist Commissario Montalbano.«
    »Ah.«
    Montalbano merkte, dass der Mann zutiefst enttäuscht war.
    Wessen Anruf hatte er um die Zeit wohl so sehnlich erwartet?
    »Signor Di Blasi, Sie haben bestimmt schon von der armen -«
    »Ich weiß, ich weiß, es war ja im Fernsehen.«
    Die Enttäuschung war spürbarem Verdruss gewichen.
    »Ecco, ich wollte wissen, warum Sie von Donnerstagmittag bis Freitagabend fortwährend versucht haben, Signora Licalzi im Hotel zu erreichen.«
    »Was soll daran so besonders sein? Ich bin ein entfernter Verwandter von Michelas Mann. Wenn sie wegen der Villa hier war, hielt sie sich an mich, wenn sie Rat oder Hilfe brauchte. Ich bin Bauingenieur. Am Donnerstag habe ich angerufen, um sie zu uns zum Abendessen einzuladen, aber der Portier sagte, die Signora sei in der Nacht zuvor nicht ins Hotel zurückgekommen. Der Portier kennt mich, er vertraut mir. Da habe ich mir Sorgen gemacht. Finden Sie das so ungewöhnlich?«
    Jetzt klang Ingegnere Di Blasi ironisch und aggressiv. Der Commissario hatte den Eindruck, dass dem Mann die Nerven blank lagen.
    »Nein«, sagte er und legte auf.
    Es war nicht nötig, Anna Tropeano anzurufen, was sie erzählen würde, wusste er bereits, weil Signor Vassallo es schon vorweggenommen hatte. Er würde die Tropeano ins Kommissariat vorladen. Eines war inzwischen sicher: Michela Licalzis Spuren verloren sich am Mittwochabend gegen sieben Uhr; im Hotel war sie nie angekommen, obwohl sie ihrer Freundin gegenüber geäußert hatte, dass sie dorthin wollte.
    Montalbano war nicht müde, und so legte er sich mit einem Buch ins Bett, einem Roman von Denevi, einem

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