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Commissario Montalbano 04 - Die Stimme der Violine

Commissario Montalbano 04 - Die Stimme der Violine

Titel: Commissario Montalbano 04 - Die Stimme der Violine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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die ihn gern adoptieren würden. Jetzt war ihm kalt, er stand auf und ging hinein.
    »Dottore, haben Sie geschlafen? Ich bin's, Fazio. Ich wollte Ihnen sagen, dass wir heute Nachmittag eine Sitzung hatten. Wir haben dem Questore einen Protestbrief geschrieben. Alle haben ihn unterschrieben, Dottor Augello als Erster. Ich lese ihn vor: >Die Unterzeichneten, Mitarbeiter des Commissariato di Pubblica Sicurezza in Vigàta, missbilligen …<«
    »Warte mal, habt ihr ihn schon abgeschickt?«
    »Ja, Dottore.«
    »Was seid ihr doch für Hornochsen! Ihr hättet mir ja was sagen können, bevor ihr ihn abschickt!«
    »Warum? Vorher oder nachher ist doch egal, oder?«
    »Weil ich euch überredet hätte, einen solchen Scheiß nicht zu machen!«
    Er unterbrach die Verbindung und war wirklich stocksauer.
    Es dauerte lange, bis er einschlafen konnte. Und eine Stunde nachdem er eingeschlafen war, wachte er wieder auf, schaltete das Licht ein und setzte sich halb im Bett auf. Eine Art Blitz hatte ihn dazu gebracht, die Augen zu öffnen. Bei dem Lokaltermin in der Villa mit Dottor Licalzi war etwas gewesen, ein Wort oder ein Ton - irgendein Missklang. Was war es? Er raunzte sich selbst an: »Das kann dir doch scheißegal sein! Der Fall gehört dir nicht mehr!«
    Er löschte das Licht und legte sich wieder hin.
    »Wie Francois«, fügte er bitter hinzu.

Zehn
    Am nächsten Morgen war das Personal im Kommissariat fast komplett: Augello, Fazio, Germana, Gallo, Galluzzo, Giallombardo, Tortorella und Grasso. Nur Catarella fehlte, allerdings entschuldigt, weil er zur ersten Lektion des Computerkurses in Montelusa war. Alle zogen lange Gesichter, wie drei Tage Regenwetter, mieden Montalbano, als wäre er ansteckend, und sahen ihm möglichst nicht in die Augen.
    Ihnen war doppelte Schmach zugefügt worden, erstens durch den Questore, der ihrem Chef den Fall nur entzogen hatte, weil er ihm eins auswischen wollte, zweitens durch ihren Chef selbst, der so böse auf ihren Protestbrief an den Questore reagiert hatte. Er hatte es ihnen nicht nur nicht gedankt - so war er halt, der Commissario -, sondern hatte sie auch noch als Hornochsen betitelt, wie Fazio erzählt hatte.
    Es waren also alle da, aber alle langweilten sich tödlich, denn, abgesehen vom Mordfall Licalzi, war seit zwei Monaten nichts Anständiges mehr passiert. Zum Beispiel hatten die Familien Cuffaro und Sinagra, die beiden Mafiasippen, die sich gegenseitig das Terrain streitig machten und in schöner Regelmäßigkeit eine Leiche pro Monat lieferten (das eine Mal einen Cuffaro und das nächste Mal einen Sinagra), seit einiger Zeit offenbar die Begeisterung verloren.
    Und zwar seit Giosuè Cuffaro verhaftet worden war, seine Verbrechen blitzschnell bereute und Peppuccio Sinagra in den Knast brachte, der verhaftet wurde, seine Verbrechen blitzschnell bereute und dafür sorgte, dass Antonio Smecca, ein Cousin der Cuffaros, hinter Schloss und Riegel kam, der seine Verbrechen blitzschnell bereute und Cicco Lo Carmine von den Sinagras Scherereien machte, der - Die einzige Knallerei, die in Vigàta zu hören gewesen war, lag einen Monat zurück und fand statt, als beim Fest für San Gerlando ein Feuerwerk veranstaltet wurde.
    »Die Bosse sind alle im Gefängnis!«, hatte Questore Bonetti-Alderighi während einer überfüllten Pressekonferenz triumphierend verkündet.
    Und die Fünf-Sterne-Bosse vertreten sie hervorragend, dachte der Commissario.
    An jenem Vormittag löste Grasso, der Catarellas Posten übernommen hatte, Kreuzworträtsel, Gallo und Galluzzo spielten scopa, Giallombardo und Tortorella eine Partie Dame, die anderen lasen oder starrten die Wand an. Kurzum - alle arbeiteten wie die Irren.
    Auf seinem Tisch fand Montalbano einen Berg zu unterschreibender Schriftstücke und zu erledigender Akten vor.
    Eine subtile Rache seiner Leute?
    Die unerwartete Bombe explodierte um eins, als der Commissario, dem der rechte Arm schon lahmte, überlegte, ob er zum Essen gehen sollte.
    »Dottore, da ist eine Signora, Anna Tropeano, die Sie sprechen will. Sie macht einen ziemlich aufgeregten Eindruck«, sagte Grasso, der an diesem Vormittag Telefondienst hatte.
    »Salvo! Dio mio! In den Schlagzeilen der Nachrichten haben sie gemeldet, dass Maurizio umgebracht wurde!«
    Im Kommissariat gab es keinen Fernseher, Montalbano schoss aus seinem Zimmer, um in die Bar Italia hinüberzulaufen.
    Fazio fing ihn ab.
    »Dottore, was ist denn los?«
    »Maurizio Di Blasi ist umgebracht worden!«
    Gelsomino, der

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