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Commissario Montalbano 05 - Das Spiel des Patriarchen

Commissario Montalbano 05 - Das Spiel des Patriarchen

Titel: Commissario Montalbano 05 - Das Spiel des Patriarchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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oft verwechselt worden. Dabei war mein Vater -«
    »Signor Zotta, ich -«
    »Ich wollte noch sagen, dass ich wirklich sehr zufrieden bin.«
    »Womit?«
    »Damit, dass Sie das so machen, wie ich Ihnen gesagt habe.«
    »Was denn?«
    »Dass Sie mit dem Alter anfangen. Ich bin der Älteste von allen. Siebenundsiebzig werde ich in zwei Monaten und fünf Tagen. Man muss Respekt vor den Alten haben. Das sage ich immer wieder meinen Enkeln, die keine Manieren haben. Die Respektlosigkeit macht noch die gesamte Schöpfung kaputt. Sie waren zu Mussolinis Zeiten ja noch gar nicht geboren. Zu Mussolinis Zeiten, da hat es noch Respekt gegeben! Und wenn einer keinen Respekt hatte, zack, Kopf ab. Ich weiß noch …«
    »Signor Zotta, wir haben eigentlich entschieden, nicht in einer bestimmten Ordnung vorzugehen, weder in einer alphabetischen noch -«
    Der Alte kicherte mit lauter »Hihis«.
    »Wie hätte es auch anders sein können! Die Hand konntest du dafür ins Feuer legen! Hier drin, wo das Mutterhaus der Ordnung sein müsste, nossignore, kümmert man sich einen Scheißdreck um die Ordnung! Ein Sauhaufen ist das hier! Diese Schlamperei! Wie's gerade passt! Und das soll vernünftig sein? Und dann beschweren wir uns, dass die Jugend Drogen nimmt, klaut und mordet -«
    Montalbano verfluchte sich. Wie hatte er sich nur von diesem geschwätzigen Alten hereinlegen lassen können? Er musste die Lawine stoppen. Sofort, sonst würde er erbarmungslos mitgerissen werden.
    »Signor Zotta, bitte, wir wollen beim Thema bleiben.«
    »Hä?«
    »Wir wollen nicht abschweifen!«
    »Wer schweift denn ab? Glauben Sie, ich steh um sechs Uhr morgens auf, komm her und schweife ab? Glauben Sie, ich hätte nichts Besseres zu tun? Stimmt schon, dass ich Rentner bin, aber - «
    »Kannten Sie die Griffos?«
    »Die Griffos? Nie gesehen vor dem Ausflug. Und auch nach dem Ausflug kann ich sagen, dass ich sie nicht kennen gelernt hab. Den Namen kenne ich, das schon. Den hab ich gehört, wie der Fahrer bei der Abfahrt alle Namen aufgerufen hat und sie sich gemeldet haben. Wir haben uns nicht begrüßt und auch nicht miteinander geredet. Kein Wort. Sie waren ganz still und haben sich abgesondert, sie sind für sich geblieben. Wissen Sie, Signor Commissario, solche Fahrten machen Spaß, wenn alle gern in Gesellschaft sind. Da wird gescherzt, gelacht, man singt zusammen Lieder. Aber wenn -«
    »Sind Sie sicher, dass Sie die Griffos nie gesehen haben?«
    »Wo denn?«
    »Was weiß ich, auf dem Markt, im Tabakladen.«
    »Einkaufen tut meine Frau, und ich rauche nicht. Aber -«
    »Aber?«
    »Ich hab einen gekannt, der hieß Pietro Giffo. Vielleicht war der ein Verwandter, da fehlt bloß ein r. Dieser Giffo war Handelsvertreter, ein lustiger Typ. Einmal -«
    »Haben Sie die Griffos während des Tages, den Sie in Tindari verbrachten, zufällig getroffen?«
    »Ich und meine Frau sehen nie jemand von der Gesellschaft, egal wo wir hinfahren. Wir kommen in Palermo an? Da hab ich einen Schwager. Wir steigen in Erice aus? Da hab ich einen Vetter. Sie sind gastfreundlich, sie laden mich zum Essen ein. Und in Tindari erst! Ich hab einen Neffen, Filippo, der hat uns vom Bus abgeholt, er hat uns mit nach Hause genommen, seine Frau hatte zuerst einen sfincione gemacht und dann eine -«
    »Als der Fahrer vor der Rückfahrt die Namen aufrief, haben sich die Griffos da gemeldet?«
    »Sissignore, ich hab gehört, wie sie sich gemeldet haben.«
    »Haben Sie gesehen, ob sie bei einem der außerplanmäßigen Stopps ausgestiegen sind, die der Bus auf der Rückfahrt eingelegt hat?«
    »Commissario, ich wollte gerade sagen, was mein Neffe Filippo für uns zum Essen gemacht hat. Das war was, wo wir danach gar nicht mehr aufstehen konnten, so voll waren wir! Auf der Rückfahrt, als wir planmäßig hielten, für Milchkaffee und Kekse, wollte ich gar nicht aussteigen. Dann hat meine Frau mich daran erinnert, dass doch sowieso schon alles bezahlt war. Das wäre doch Verschwendung gewesen! Da hab ich halt ein bisschen Milch und zwei Kekse genommen. Ich bin sofort ganz schläfrig geworden. Das ist bei mir immer so nach dem Essen. Um es kurz zu machen, ich bin eingeschlafen. Gott sei Dank hab ich keinen Kaffee gewollt! Sie müssen nämlich wissen, signor mio, Kaffee macht …«
    »… dass Sie kein Auge zutun können. Als Sie in Vigàta ankamen, haben Sie da die Griffos aussteigen sehen?«
    »Mein Verehrter, es war so spät und so dunkel, dass ich fast nicht wusste, ob meine Frau ausgestiegen

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