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Commissario Montalbano 05 - Das Spiel des Patriarchen

Commissario Montalbano 05 - Das Spiel des Patriarchen

Titel: Commissario Montalbano 05 - Das Spiel des Patriarchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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abgezählte Reiskörner. Gott, wie grässlich! »Als zweiten Gang hätte ich Seebarsch, heute Nacht gefangen, oder -«
    »Gut, kein oder. Und Sie, Beatrice?«
    »Seebarsch.«
    »Für Sie, Commissario, wie immer Mineralwasser und Corvo bianco. Und für Sie, Signorina?«
    »Ebenfalls.«
    Waren sie etwa verheiratet?
    »Hören Sie, Commissario«, sagte Beatrice lächelnd, »ich muss Ihnen etwas gestehen. Wenn ich esse, kann ich nicht reden. Befragen Sie mich also, bevor der risotto kommt oder zwischen den Gängen.«
    Großer Gott! Es stimmte also wirklich, irgendwann im Leben widerfährt einem das Wunder, dass man seiner Zwillingsseele begegnet! Schade, dass sie etwa fünfundzwanzig Jahre jünger war als er.
    »Was heißt hier befragen! Erzählen Sie lieber von sich.« Und so erfuhr Montalbano, bevor Calogero mit dem speziellen risotto kam, der mehr war als einfach nur speziell, dass Beatrice tatsächlich fünfundzwanzig Jahre alt war, dass sie als Dauerstudentin in Palermo Italienisch studierte und dass sie für die Firma »Sirio« als Vertreterin arbeitete, um sich Lebensunterhalt und Studium zu finanzieren. Sizilianerin trotz ihres Äußeren, sicherlich sizilianisch-normannischen Ursprungs, geboren in Aidone, wo ihre Eltern immer noch lebten. Aber warum wohnte und arbeitete sie in Vigàta? Ganz einfach: Zwei Jahre zuvor hatte sie in Aidone einen jungen Mann aus Vigàta kennen gelernt, der auch in Palermo studierte, jedoch Jura. Sie hatten sich ineinander verliebt, sie hatte einen furchtbaren Streit mit ihren Eltern gehabt, die dagegen waren, und war dem jungen Mann nach Vigàta gefolgt. Sie waren in eine kleine Wohnung im sechsten Stock einer Mietskaserne in Piano Lanterna gezogen. Aber vom Balkon des Schlafzimmers sah man das Meer. Nach nicht einmal vier Monaten des Glücks hatte Roberto, so hieß der Freund, ihr ein nettes Briefchen hinterlassen, in dem er ihr mitteilte, er gehe nach Rom, wo ihn seine Verlobte, eine entfernte Cousine, erwarte. Sie hatte nicht den Mut gehabt, nach Aidone zurückzukehren. Das war alles.
    Dann waren Nase, Gaumen, Hals vom wundervollen Duft des risotto erfüllt, und sie schwiegen, wie ausgemacht. Sie sprachen erst weiter, als sie auf die Seebarsche warteten. Es war Beatrice, die das Gespräch auf die Griffos brachte.
    »Diese beiden Leute, die verschwunden sind …«
    »Entschuldigen Sie. Sie waren doch in Palermo, woher wissen Sie dann, dass -«
    »Gestern Abend hat mich der Chef von >Sirio< angerufen. Er sagte, Sie hätten alle Ausflügler vorgeladen.«
    »In Ordnung, sprechen Sie weiter.«
    »Ich muss immer eine Musterkollektion dabeihaben. Wenn der Bus voll besetzt ist, stelle ich die Musterkollektion, die ziemlich sperrig ist, zwei große Kartons, in den Gepäckraum. Aber wenn der Bus nicht voll besetzt ist, lege ich sie auf die hinterste Bank, die mit den fünf Sitzplätzen. Ich stelle die Kartons auf den zwei Plätzen ab, die am weitesten von der Tür entfernt sind, um die Fahrgäste nicht beim Ein- oder Aussteigen zu behindern. Gut, die Griffos haben sich ausgerechnet in die letzte Reihe gesetzt.«
    »Welche der drei verbliebenen Plätze belegten sie?«
    »Nun, er saß auf dem mittleren Platz, direkt vor dem Gang. Seine Frau saß neben ihm. Frei blieb der Platz, der der Tür am nächsten ist. Als ich etwa um halb acht ankam -«
    »Mit der Musterkollektion?«
    »Nein, die Musterkollektion hatte ein Angestellter von >Sirio< schon abends zuvor im Bus untergebracht. Derselbe Angestellte holt sie auch wieder ab, wenn wir nach Vigàta zurückkommen.«
    »Sprechen Sie nur weiter.«
    »Als ich die beiden da sitzen sah, direkt neben den großen Kartons, wies ich sie darauf hin, dass sie sich bessere Plätze nehmen könnten, da der Bus noch fast leer war und es keine Reservierung gab. Ich erklärte ihnen, dass ich die Ware vorführen müsste und sie stören würde, wenn ich auf- und abging. Sie sah mich nicht mal an, sie starrte nach vorn, ich hielt sie für taub. Doch er schien besorgt, nein, besorgt nicht, sondern angespannt, er antwortete, ich könne ruhig machen, was ich wolle, sie würden lieber dort sitzen bleiben. Auf halbem Weg, als ich mit meiner Arbeit anfangen musste, bat ich ihn aufzustehen. Und wissen Sie, was er getan hat? Mit dem Hintern stieß er seine Frau an, die sich auf den freien Platz neben der Tür setzte. Und er rutschte eins weiter. So konnte ich meine Pfanne holen. Doch sobald ich mich hinter den Busfahrer gestellt hatte, das Mikrophon in der einen und die Pfanne

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