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Commissario Montalbano 05 - Das Spiel des Patriarchen

Commissario Montalbano 05 - Das Spiel des Patriarchen

Titel: Commissario Montalbano 05 - Das Spiel des Patriarchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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zu messen.
    Da beschloss Montalbano, dass es an der Zeit war, mit dem Ich-Tarzan-du-Jane-Spielchen aufzuhören und in die Zivilisation zurückzukehren. Während er sich die Ameisen aus den Klamotten klopfte, stellte er sich die letzte Frage: An welcher geheimen Krankheit litten die Griffos, wenn sich zur Behandlung ein so gewissenhafter Arzt hatte einschalten müssen?
     
    Kurz bevor es nach Vigàta hinunterging, stand an der Straße eine Telefonze lle. Wie durch ein Wunder funktionierte das Telefon. Signor Malaspina, der Veranstalter der Busreisen, brauchte knapp fünf Minuten, um die Fragen des Commissario zu beantworten.
    Nein, das Ehepaar Griffo hatte nie zuvor eine solche Reise gemacht.
    Ja, sie hatten in letzter Minute gebucht, und zwar Samstagmittag um dreizehn Uhr, dem äußersten Termin für die Anmeldung. Ja, sie hatten bar bezahlt.
    Nein, gebucht hatte weder der Signore noch die Signora. Totò Bellavia, der Angestellte am Schalter, schwor hoch und heilig, dass ein proper gekleideter Mann um die vierzig, der sich als Neffe der Griffos vorstellte, gebucht und bezahlt hatte.
    Wieso war er auf das Thema so gut vorbereitet? Ganz einfach, das Verschwinden der Griffos war Stadtgespräch, und er war neugierig geworden und hatte sich informiert.
     
    »Dottori, in Fazios Zimmer wäre der Sohn von den Alten.«
    »Ist oder wäre?« Catarella verzog keine Miene. »Tutti e dui li cosi. Alles beides, Dottori.«
    »Lass ihn rein.«
    Davide Griffo trat ein, er war verstört, unrasiert, die Augen rot, der Anzug verknittert.
    »Ich fahre wieder nach Messina, Commissario. Was soll ich hier? Ich kann nachts nicht schlafen, ständig muss ich daran denken - Signor Fazio hat gesagt, Sie hätten noch nichts herausgefunden.«
    »Das stimmt leider. Aber seien Sie versichert, dass ich Ihnen Bescheid gebe, sobald es etwas Neues gibt. Haben wir Ihre Adresse?«
    »Ja, ich habe sie hinterlassen.«
    »Eine Frage, bevor Sie gehen. Haben Sie Vettern?«
    »Ja, einen.«
    »Wie alt ist er?«
    »Um die vierzig.« Der Commissario horchte auf. »Wo lebt er?«
    »In Sydney. Er arbeitet dort. Er hat seinen Vater seit drei Jahren nicht mehr besucht.«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Weil wir uns immer treffen, wenn er kommt.«
    »Können Sie Fazio die Adresse und die Telefonnummer dieses Vetters geben?«
    »Natürlich. Aber wozu brauchen Sie sie? Glauben Sie, dass …«
    »Ich will nichts unbedacht lassen.«
    »Wissen Sie, Commissario, allein der Gedanke, mein Vetter könnte etwas mit dem Verschwinden zu tun haben, ist einfach verrückt -   entschuldigen Sie.«
    Montalbano unterbrach ihn mit einer Geste. »Noch etwas. Sie wissen doch, dass wir hier Vetter, Onkel, Neffe auch zu jemandem sagen, mit dem wir gar nicht blutsverwandt sind, nur so, aus Sympathie, aus Zuneigung - Denken Sie gut darüber nach. Gibt es jemanden, den Ihre Eltern als Neffen bezeichnen?«
    »Commissario, man merkt, dass Sie meinen Vater und meine Mutter nicht kennen! Die haben einen Charakter - Gott bewahre! Nonsi, unmöglich, dass sie jemanden als Neffen bezeichnen, der keiner ist.«
    »Signor Griffo, bitte entschuldigen Sie, wenn ich Sie Dinge wiederholen lasse, die Sie mir vielleicht schon gesagt haben, aber, verstehen Sie, das ist in Ihrem wie in meinem Interesse. Ist es absolut sicher, dass Ihre Eltern Ihnen nichts von dem Ausflug gesagt haben, den sie unternehmen wollten?«
    »Nichts, Commissario, absolut nichts. Wir schreiben uns nicht, wir telefonieren miteinander. Ich rufe sie an, donnerstags und sonntags, immer zwischen neun und zehn Uhr abends. Am Donnerstag, als ich das letzte Mal mit ihnen sprach, erwähnten sie die Fahrt nach Tindari nicht. Als Mamma sich von mir verabschiedete, sagte sie sogar: >bis Sonntag, wie immer<. Wenn sie diesen Ausflug vorhatten, hätten sie mir gesagt, dass ich mir keine Sorgen machen solle, wenn ich sie nicht erreichte, dass ich etwas später noch mal anrufen solle, falls der Bus Verspätung hätte. Scheint Ihnen das nicht logisch?«
    »Natürlich.«
    »Doch da sie nichts gesagt hatten, rief ich sie am Sonntag um viertel nach neun an, und es meldete sich niemand. Und da fing diese Qual an«
    »Der Bus kam gegen elf Uhr abends in Vigàta an.«
    »Und ich versuchte sie bis sechs Uhr morgens zu erreichen.«
    »Signor Griffo, wir müssen leider alle Möglichkeiten in Betracht ziehen. Auch solche, die wir nur ungern äußern. Hat Ihr Vater Feinde?«
    »Commissario, ich habe einen Kloß im Hals, der mich am Lachen hindert. Mein Vater ist ein

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