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Commissario Montalbano 05 - Das Spiel des Patriarchen

Commissario Montalbano 05 - Das Spiel des Patriarchen

Titel: Commissario Montalbano 05 - Das Spiel des Patriarchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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anständiger Mann, auch wenn er keine nette Art hat. Wie Mamma. Papà ist seit zehn Jahren in Rente. Nie hat er mir von Leuten erzählt, die ihm Böses wollten.«
    »Ist er reich?«
    »Wer? Mein Vater? Er hat seine Rente. Mit der Abfindung hatte er sich die Wohnung kaufen können, in der sie leben.« Bekümmert senkte er den Blick.
    »Mir fällt einfach kein Grund ein, warum meine Eltern hätten verschwinden wollen oder warum jemand sie dazu hätte zwingen sollen. Ich habe sogar mit ihrem Arzt gesprochen. Er hat gesagt, es geht ihnen gut, dem Alter entsprechend. Und sie sind nicht verkalkt.«
    »Es kommt vor«, sagte Montalbano, »dass man als älterer Mensch leicht einer Faszination, einer plötzlichen Überzeugung erliegt …«
    »Ich verstehe nicht.«
    »Na ja, was weiß ich, irgendein Bekannter kann ihnen von den Wundern der schwarzen Madonna von Tindari erzählt haben -«
    »Wozu brauchen sie denn Wunder? Außerdem, wissen Sie, sind sie nicht besonders fromm.«
     
    Montalbano wollte gerade aufstehen, um sich auf den Weg zu Balduccio Sinagra zu machen, als Fazio ins Büro kam.
    »Dottore, entschuldigen Sie, haben Sie zufällig was von Dottor Augello gehört?«
    »Wir haben uns mittags gesehen. Er hat gesagt, er würde noch kommen. Warum?«
    »Weil ihn jemand aus der Questura von Pavia zu erreichen versucht.«
    Montalbano schaltete nicht sofort.
    »Pavia? Wer denn?«
    »Es war eine Frau, aber sie hat nicht gesagt, wie sie heißt.« Rebecca! Sie sorgte sich bestimmt um ihren heiß geliebten Mimi.
    »Hatte diese Frau aus Pavia seine Handynummer nicht?«
    »Sissi, die hat sie. Aber sie sagt, es sei ausgeschaltet. Sie hat gesagt, dass sie ihn seit Stunden zu erreichen versucht, seit dem Mittagessen. Was soll ich ihr sagen, wenn sie wieder anruft?«
    »Das fragst du mich?«
    Während er Fazio antwortete und dabei verärgert tat, frohlockte er innerlich. War der Samen etwa aufgegangen? »Hör zu, Fazio, mach dir keine Sorgen um Dottor Augello. Der taucht früher oder später wieder auf, wirst sehen. Ich wollte dir sagen, dass ich jetzt gehe.«
    »Fahren Sie nach Marinella?«
    »Fazio, ich bin dir keine Rechenschaft darüber schuldig, wohin ich fahre oder nicht fahre.«
    »Was hab ich denn gesagt? Was ist, sind Sie sauer? Eine unschuldige Frage hab ich gestellt. Mi scusasse, entschuldigen Sie, wenn ich mir das rausgenommen hab.«
    »Entschuldige du, ich bin ein bisschen nervös.«
    »Das sehe ich.«
    »Sag niemandem, was ich dir jetzt sage. Ich treffe mich mit Balduccio Sinagra.«
    Fazio wurde blass, er sah Montalbano mit aufgerissenen Augen an.
    »Soll das ein Witz sein?«
    »Nein.«
    »Dottore, der ist eine Bestie!«
    »Ich weiß.«
    »Dottore, Sie können noch so wütend werden, aber ich sag's Ihnen trotzdem: Ich finde, Sie dürfen nicht zu diesem Treffen.«
    »Hör gut zu. Signor Balduccio Sinagra ist in diesem Augenblick ein freier Bürger.«
    »Es lebe die Freiheit! Der hat es auf zwanzig Jahre Knast gebracht und hat mindestens dreißig Morde auf dem Gewissen!«
    »Die wir ihm bisher nicht nachweisen konnten.«
    »Beweise hin oder her, er ist und bleibt ein Haufen Scheiße!«
    »Einverstanden. Aber hast du vergessen, dass es unser Beruf ist, mit Scheiße zu tun zu haben?«
    »Dottore, wenn Sie unbedingt hinwollen, dann komme ich mit.«
    »Du rührst dich hier nicht von der Stelle. Und lass mich nicht erst sagen, dass das ein Befehl ist, weil ich stinksauer werde, wenn ihr mich zwingt, so was zu sagen.«
     

Sieben
    Don Balduccio Sinagra wohnte zusammen mit seiner vielköpfigen Familie in einem riesigen Landhaus ganz oben auf einem Hügel, der seit undenklichen Zeiten Ciuccàfa hieß, auf halbem Weg zwischen Vigàta und Montereale. Der Ciuccàfa- Hügel fiel durch zwei Besonderheiten auf. Die erste bestand darin, dass er sich völlig kahl und ohne den kleinsten grünen Grashalm präsentierte. Noch nie hatte es auf diesem Boden ein Baum geschafft zu wachsen, und nicht mal einem Stängel Mohrenhirse, einem Kapernstrauch, einem Bocksdorngestrüpp war es gelungen, hier Wurzeln zu schlagen. Es gab zwar eine Baumgruppe um das Haus herum, aber diese Bäume waren schon groß gewesen, als Don Balduccio sie hatte pflanzen lassen, um sich ein wenig Kühlung zu verschaffen. Und um zu verhindern, dass sie vertrockneten und abstarben, hatte er ganze Lastwagenladungen mit Spezialerde kommen lassen. Die zweite Besonderheit war, dass, abgesehen vom Haus der Sinagras, keine weiteren Häuser, ob Hütten oder Villen, zu sehen waren,

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