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Commissario Montalbano 05 - Das Spiel des Patriarchen

Commissario Montalbano 05 - Das Spiel des Patriarchen

Titel: Commissario Montalbano 05 - Das Spiel des Patriarchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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ins Auto gesetzt, um die heilige Messe zu besuchen, wie er es stets und gottesfürchtig zu tun pflegte. Am Steuer saß Birtino, sein jüngster Sohn. Als dieser den Motor anließ, hatte es einen fürchterlichen Knall gegeben, bei dem noch die Fensterscheiben in fünf Kilometer Entfernung zu Bruch gingen.
    Der Buchhalter Arturo Spampinato, der mit der Angelegenheit rein gar nichts zu tun hatte, war im Glauben, ein schreckliches Erdbeben sei ausgebrochen, aus dem sechsten Stock gesprungen und zerschmettert. Von Don Sisino hatte man den linken Arm und den rechten Fuß gefunden, von Birtino nur ein paar verkohlte Knochen.
    Die Cuffaros hatten sich nicht über die Sinagras aufgeregt, wie die ganze Stadt erwartet hatte. Die Cuffaros wussten genauso gut wie die Sinagras, dass Dritte diese tödliche Bombe in den Wagen getan hatten, Mitglieder einer neuerdings auftretenden Mafia, karrieregeile üble Burschen, ohne Respekt und zu allem bereit, die es sich in den Kopf gesetzt hatten, die beiden alteingesessenen Familien aufs Kreuz zu legen und ihre Stelle einzunehmen. Es gab auch eine Erklärung dafür. War die Straße der Drogen einst ziemlich breit gewesen, so war sie jetzt zu einer sechsspurigen Autobahn geworden. Man brauchte also junge, entschlossene Kräfte mit zwei rechten Händen, die eine Kalaschnikow ebenso bedienen konnten wie den Computer.
     
    An all dies dachte der Commissario, als er Richtung Ciuccàfa fuhr. Und es fiel ihm auch eine tragikomische Szene ein, die er im Fernsehen gesehen hatte: Einer von der Antimafia-Kommission, der nach dem zehnten Mord in nur einer Woche nach Fela gekommen war, raufte sich dramatisch die Haare und fragte mit erstickter Stimme: »Wo bleibt der Staat?«
    Und dabei sahen ihn die wenigen carrabbinera, die vier Polizisten, die zwei Steuerfahnder, die drei Staatsanwälte, die in Fela den Staat vertraten und dabei tagtäglich Kopf und Kragen riskierten, sprachlos an. Der Abgeordnete der Antimafia litt offenbar unter Gedächtnisschwund: Er hatte vergessen, dass er, zumindest zum Teil, selbst der Staat war. Und dass, wenn die Zustände so waren, er selbst, zusammen mit anderen, dafür sorgte, dass die Zustände so waren.
    Gleich am Fuß des Hügels, wo die einsame Asphaltstraße zu Don Balduccios Haus begann, stand ein einstöckiges Häuschen. Als sich Montalbanos Auto näherte, erschien ein Mann an einem der beiden Fenster. Er sah den Wagen an und hielt dann ein Handy ans Ohr. Die entsprechende Person war verständigt.
    Zu beiden Seiten der Straße standen Strom- und Telegrafenmasten, alle fünfhundert Meter gab es eine Ausbuchtung, eine Art Rastplatz. Und natürlich fand sich auf jedem Rastplatz jemand, der im Auto mit dem Finger die Tiefen seiner Nase erforschte, dastand und Däumchen drehte oder vorgab, ein Mofa zu reparieren. Wachen. Waffen waren nirgends zu sehen, aber der Commissario wusste genau, dass sie im Fall des Falles unverzüglich zum Vorschein kämen, mal hinter einem Steinhaufen, mal hinter einem Mast.
    Das große Eisentor, die einzige Öffnung in einer hohen Einfassungsmauer, die das Haus umschloss, stand weit offen. Und davor stand Avvocato Guttadauro, mit einem breiten Grinsen quer durch das Gesicht, und verbeugte sich in einer Tour.
    »Fahren Sie weiter, biegen Sie dann sofort rechts ab, dort ist der Parkplatz.«
    Auf dem Platz stand ein Dutzend Autos aller Art, sowohl Luxus- als auch Kleinwagen. Montalbano parkte, stieg aus und sah, wie Guttadauro außer Atem angelaufen kam. »Wie hätte ich auch an Ihrer Sensibilität, Ihrem Verständnis, Ihrer Intelligenz zweifeln können! Don Balduccio wird glücklich sein! Kommen Sie, Commissario, ich gehe voraus.«
    Am Beginn der Auffahrt zum Haus standen zwei gewaltige Araukarien. Unter den Bäumen befanden sich zwei seltsame Schilderhäuschen, auf jeder Seite eins, die eher wie kleine Häuser für Kinder aussahen. Und tatsächlich waren sie mit Stickern von Superman, Batman, Herkules beklebt. Doch die Schilderhäuschen hatten auch eine kleine Tür und ein Fensterchen. Der Avvocato fing den Blick des Commissario auf.
    »Diese Häuschen hat Don Balduccio für seine kleinen Enkel bauen lassen. Besser gesagt, für seine Urenkel. Einer heißt Balduccio wie er und der andere Tanino. Sie sind zehn und acht Jahre alt. Don Balduccio ist ganz verrückt nach den beiden Kleinen.«
    »Entschuldigen Sie, Avvocato«, sagte Montalbano mit Engelsmiene. »Ist dieser bärtige Signore, der kurz aus dem Fensterchen des linken Häuschens geguckt

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