Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Commissario Montalbano 05 - Das Spiel des Patriarchen

Commissario Montalbano 05 - Das Spiel des Patriarchen

Titel: Commissario Montalbano 05 - Das Spiel des Patriarchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
Vom Netzwerk:
mit nach Hause brachte?
    Am besten war es, die beiden Dinge, zumindest vorläufig, auseinander zu halten und die Tatsache, dass die beiden Vermissten und der Ermordete im selben Haus gewohnt hatten, schlicht und einfach als Zufall zu betrachten. Vorerst. Hatte er das, auch ohne es offen zu sagen, nicht schon so entschieden? Mimi Augello hatte er die Briefe von Nenè Sanfilippo zum Lesen gegeben und ihn damit stillschweigend mit den Ermittlungen in dem Mordfall beauftragt. Er selbst hatte sich um das Ehepaar Griffo zu kümmern.
    Alfonso und Margherita Griffo, die sich drei oder vier Tage hintereinander zu Hause einschließen konnten, als wären sie von der Einsamkeit belagert, ohne sich in der Wohnung im Geringsten bemerkbar zu machen, nicht mal ein Niesen oder ein Husten, nichts, fast als gäben sie die Generalprobe ihres späteren Verschwindens. Alfonso und Margherita Griffo, die, soweit sich der Sohn erinnerte, nur einmal aus Vigàta fort gewesen und nach Messina gefahren waren. Alfonso und Margherita Griffo beschließen eines schönen Tages plötzlich, einen Ausflug nach Tindari zu unternehmen. Verehren sie die Muttergottes? Wo sie doch nicht mal in die Kirche gingen! Und wie wichtig ihnen dieser Ausflug ist!
    Nach dem, was Arturo Caviglione gesagt hatte, waren sie eine Stunde vor der Abfahrtszeit erschienen und als Erste in den noch völlig leeren Bus gestiegen. Und obwohl sie die einzigen Fahrgäste waren, hatten sie von fünfzig zur Verfügung stehenden Sitzplätzen die sicherlich unbequemsten Plätze gewählt, wo schon die beiden großen Kartons mit der Musterkollektion von Beatrice Dileo standen. Hatten sie diese Wahl aus mangelnder Erfahrung getroffen, weil sie nicht wussten, dass in dieser hintersten Reihe die Kurven am ärgsten zu spüren waren und einem übel wurde? Jedenfalls war die Vermutung, dass sie sich dafür entschieden hatten, um für sich zu sein, um nicht mit den anderen Fahrgästen reden zu müssen, nicht haltbar. Wenn man schweigen will, dann gelingt einem das auch unter Hunderten von Leuten. Warum also ausgerechnet diese letzte Reihe?
    Eine Antwort konnte darin liegen, was Beatrice erzählt hatte. Der jungen Frau war aufgefallen, dass Alfonso Griffo sich hin und wieder umwandte und durch die große Heckscheibe sah. In dieser Position konnte er die Autos beobachten, die hinter ihnen fuhren. Doch auch er selbst konnte von außen gesehen werden, etwa von einem Wagen aus, der dem Bus folgte. Sehen und gesehen werden: Das wäre nicht möglich gewesen, wenn er auf irgendeinem anderen Platz gesessen hätte. In Tindari angekommen, hatten sich die Griffos nicht von der Stelle gerührt. Beatrices Ansicht nach hatten sie den Bus nicht verlassen, hatten sich den anderen nicht angeschlossen, wurden im Ort nicht gesehen. Welchen Sinn hatte dieser Ausflug dann? Warum war er ihnen so wichtig?
    Auf etwas Wesentliches hatte ebenfalls Beatrice hingewiesen. Nämlich dass es Alfonso Griffo gewesen war, der für den letzten außerplanmäßigen Stopp nur eine halbe Stunde vor der Ankunft in Vigàta gesorgt hatte. Vielleicht musste er wirklich dringend, aber vielleicht gab es auch eine ganz andere und sehr viel beunruhigendere Erklärung. Vielleicht hatten die Griffos bis zum Tag vorher nicht mal im Traum daran gedacht, an diesem Ausflug teilzunehmen. Sie hatten vor, den Sonntag so zu verbringen, wie sie schon hundertfach ihren Sonntag verbracht hatten. Doch dann passiert etwas, weswegen sie, gegen ihren Willen, gezwungen sind, diese Fahrt zu machen. Nicht irgendeine Fahrt, sondern diese. Sie haben eine Art ausdrücklichen Befehl erhalten. Und wer hat ihnen diesen Befehl gegeben, welche Macht hat er über die beiden Alten? Nur um ihm eine Gestalt zu geben, sagte sich Montalbano, nehmen wir mal an, der Arzt hätte es ihnen verordnet.
    Doch ihm war gar nicht nach Scherzen. Und es handelt sich um einen so gewissenhaften Arzt, dass er mit seinem Wagen sowohl auf der Hin- wie auf der Rückfahrt hinter dem Bus herfährt, um zu überwachen, dass seine Patienten auch bleiben, wo sie sind. Als es schon dunkel und bis zur Ankunft in Vigàta nicht mehr weit ist, blendet der Arzt mit den Scheinwerfern in einer bestimmten Weise auf. Es ist ein vereinbartes Zeichen. Alfonso Griffo bittet den Busfahrer zu halten. Und an der Bar Paradiso verlieren sich die Spuren des Ehepaares. Vielleicht hat der gewissenhafte Arzt die beiden alten Leute aufgefordert, in seinen Wagen einzusteigen, möglicherweise hatte er es eilig, ihren Blutdruck

Weitere Kostenlose Bücher