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Commissario Montalbano 05 - Das Spiel des Patriarchen

Commissario Montalbano 05 - Das Spiel des Patriarchen

Titel: Commissario Montalbano 05 - Das Spiel des Patriarchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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sich. »Wenn Sie keine weiteren Anweisungen haben -«
    »Gehen Sie nur, gehen Sie, Montalbano. Und danke.« Sie schüttelten einander stramm die Hand und blickten sich tief in die Augen. »Aber -«, sagte der Questore erschlaffend.
    »Ja bitte?«
    »Da ist dieser verflixte Bericht. Ich kann ihn nicht ignorieren, verstehen Sie? Äußern muss ich mich dazu schon.«
    »Signor Questore, wenn jemand ahnt, dass es zwischen uns und Sinagra einen Kontakt, und sei er auch minimal, gibt, und das weitererzählt, fliegt alles auf. Davon bin ich überzeugt.«
    »Gewiss, gewiss.«
    »Deshalb war ich vorhin, als Sie sagten, mein Wagen sei observiert worden, doch etwas enttäuscht.« Wie gut er das hinkriegte, so zu reden! Hatte er etwa seine wahre Ausdrucksweise gefunden?
    »Wurde der Wagen fotografiert?«, fragte er nach angemessener Pause.
    »Nein. Nur das Nummernschild wurde notiert.«
    »Dann gäbe es eine Lösung. Aber ich wage es nicht, Ihnen das vorzuschlagen, es wäre ein Affront gegen Ihre unerschütterliche Redlichkeit als Mensch und Diener des Staates.«
    Als hätte sein Stündlein geschlagen, hauchte Bonetti-Alderighi einen langen Seufzer aus. »Sagen Sie es trotzdem.«
    »Man muss ihnen nur sagen, dass sie das Kennzeichen falsch notiert haben.«
    »Aber wie kann ich wissen, dass sie sich geirrt haben?«
    »Weil Sie, genau in dieser halben Stunde, während der ich angeblich bei Sinagra war, lange mit mir telefoniert haben. Niemand wird Sie der Lüge bezichtigen wollen. Was halten Sie davon?«
    »Na ja«, meinte der Questore, nicht sehr überzeugt. »Ich werde sehen.«
    Montalbano ging in der Gewissheit, dass Bonetti-Alderighi, wenn auch von Skrupeln gequält, tun würde, was er ihm vorgeschlagen hatte.
     
    Montalbano rief, bevor er Montelusa verließ, im Kommissariat an.
    »Pronti? Pronti? Cu è ca ci tilifona? Wer ruft denn da an?«
    »Catare, ich bin's, Montalbano. Gib mir Dottor Augello.«
    »Den kann ich Ihnen nicht geben, der ist nämlich nicht da. Aber vorhin war er da. Er hat auf Sie gewartet, und wie Sie nicht gekommen sind, da ist er wieder weg.«
    »Weißt du, warum er weggegangen ist?«
    »Sissi. Weil's gebrannt hat.«
    »Gebrannt?«
    »Sissi. Und zwar böswillig, das weiß ich von der Feuerwehr. Und der Dottori Augello ist mit den Kollegen Gallo und Galluzzo hingefahren, Fazio war nämlich nirgends zu finden.«
    »Was wollten die Feuerwehrleute von uns?«
    »Sie haben gesagt, dass sie diesen böswilligen Brand grade löschen. Dann ist der Dottori Augello ans Telefon gegangen und hat mit ihnen geredet.«
    »Weißt du denn, wo das Feuer ausgebrochen ist?«
    »Das Feuer brennt in der Contrada.« Von diesem Ortsteil hatte der Commissario noch nie gehört. Da es zur Feuerwehr nur ein paar Schritte waren, eilte er in die Kaserne und wies sich aus. Man sagte ihm, der Brand, mit Sicherheit vorsätzlich gelegt, sei in der Contrada Fava ausgebrochen. »Warum habt hr bei uns angerufen?«
    »Weil unsere Leute in einem verfallenen Bauernhaus zwei Leichen gefunden haben. Anscheinend handelt es sich um zwei alte Leute, einen Mann und eine Frau.«
    »Sind sie bei dem Brand umgekommen?«
    »Nein, Commissario. Die Hausruine war von den Flammen schon eingeschlossen, aber unsere Leute haben rechtzeitig eingegriffen.«
    »Wie sind sie dann umgekommen?«
    »Dottore, sieht so aus, als wären sie getötet worden.«
     

Neun
    Als er die Statale verlassen hatte, musste er auf einem schmalen, ansteigenden Feldweg voller großer Steine und Schlaglöcher bergauf fahren, sodass der Wagen vor Anstrengung jammerte wie ein lebendiges Wesen. Und dann kam er nicht mehr vorwärts, Feuerwehrwagen und Autos, die auch auf dem Gelände ringsherum geparkt waren, versperrten ihm den Weg.
    »Wer sind Sie? Wo wollen Sie hin?«, fragte ein Beamter unfreundlich, als er sah, wie Montalbano aus seinem Wagen stieg, um zu Fuß weiterzugehen.
    »Ich bin Commissario Montalbano. Man hat mir gesagt, dass -«
    »Schon gut, schon gut«, sagte der Beamte rasch. »Gehen Sie nur, Ihre Leute sind schon an Ort und Stelle.«
    Es war heiß. Er zog Jackett und Krawatte aus, die er für den Besuch beim Questore hatte anlegen müssen. Doch trotz der Erleichterung war er nach ein paar Schritten schweißgebadet. Aber wo war der Brand?
    Die Antwort bekam er, als er um die nächste Kurve gegangen war. Die Landschaft war auf einen Schlag verändert. Kein Baum war zu sehen, kein Grashalm, kein Strauch, auch sonst keine Pflanze, nur eine unförmige und einförmige Fläche von

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