Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Commissario Montalbano 05 - Das Spiel des Patriarchen

Commissario Montalbano 05 - Das Spiel des Patriarchen

Titel: Commissario Montalbano 05 - Das Spiel des Patriarchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
Vom Netzwerk:
warum denn das?«
    »Weil er uns an einen bestimmten Ort führen muss. Doch er ist gezwungen, das zu tun, als würde es ohne sein Wissen geschehen. Theater, verstehst du, was ich meine?«
    »Ich fange an zu begreifen. Und wer ist an diesem Ort, zu dem uns der Pfarrer führen will?«
    »Japichinu Sinagra.«
    »Minchial Ach du Scheiße!«
    »Aus diesem freundlichen Euphemismus schließe ich, dass du die Bedeutung des Problems endlich erfasst hast«, sagte der Commissario oberlehrerhaft. Fazio sah ihn derweil argwöhnisch an.
    »Wie haben Sie denn rausgekriegt, dass dieser Pfarrer Crucillà den Ort kennt, an dem sich Japichinu versteckt? Die halbe Welt sucht Japichinu, Antimafia, Mordkommission, Zielfahndung, V-Leute, und keiner findet ihn.«
    »Ich habe gar nichts rausgekriegt. Er hat es mir gesagt. Das heißt, er hat es mir zu verstehen gegeben.«
    »Patre Crucilla?«
    » Nein. Balduccio Sinagra.«
    Ein leichtes Erdbeben schien loszugehen. Fazio, feuerrot im Gesicht, machte zur Abwechslung einen Schritt nach vorn und zwei nach hinten. »Sein Großvater?!«, fragte er schwer atmend.
    »Beruhig dich, du benimmst dich ja wie im Puppentheater. Sein Großvater, sissignore. Er will, dass sein Enkel ins Gefängnis geht. Vielleicht ist Japichinu aber nicht ganz einverstanden. Den Kontakt zwischen Großvater und Enkel hält der Pfarrer. Den Balduccio mir in seinem Haus vorgestellt hat. Wenn er kein Interesse gehabt hätte, ihn mir vorzustellen, hätte er ihn weggeschickt, bevor ich gekommen bin.«
    »Dottore, ich kann das nicht glauben. Was fällt dem bloß ein? Nicht mal der liebe Gott bewahrt Japichinu vor lebenslänglichem Knast!«
    »Der liebe Gott bewahrt ihn vielleicht nicht davor, aber irgendjemand anderes schon.«
    »Wie denn?«
    »Indem er ihn umbringt, Fazio. Im Knast hat er gute Chancen, mit heiler Haut davonzukommen. Die Jungs von der neuen Mafia machen beide Familien fertig, die Sinagras wie die Cuffaros. Und daher bedeutet Hochsicherheitstrakt Sicherheit nicht nur für die, die draußen sind, sondern auch für die, die drin sind.«
    Fazio dachte eine Weile darüber nach, aber nun war er überzeugt.
    »Muss ich in Montereale auch schlafen?«
    »Wohl kaum. Ich glaube nicht, dass der Pfarrer nachts das Haus verlässt.«
    »Wie wird mir Patre Crucillà klar machen, dass er mich zu dem Ort führt, an dem Japichinu sich versteckt hält?«
    »Mach dir keine Sorgen, es wird ihm schon was einfallen. Wenn er dich auf das Versteck hingewiesen hat, dann darfst du nichts überstürzen, unternimm nichts auf eigene Faust, ich sag's dir. Du setzt dich sofort mit mir in Verbindung.«
    »In Ordnung.«
    Fazio stand auf und ging langsam Richtung Tür. Auf halbem Weg blieb er stehen, wandte sich um und sah Montalbano an.
    »Was ist?«
    »Dottore, ich habe schon zu lange mit Ihnen zu tun, um nicht zu wissen, dass Sie mir nur die halbe Wahrheit erzählen.«
    »Das heißt?«
    »Don Balduccio hat Ihnen sicher noch was anderes gesagt.«
    »Stimmt.«
    »Darf ich es wissen?«
    »Natürlich. Er hat gesagt, dass sie es nicht waren. Und er hat mir versichert, dass es auch die Cuffaros nicht waren. Die Schuldigen sind also die Neuen.«
    »Schuld woran?«
    »Ich weiß es nicht. Im Augenblick weiß ich nicht, was zum Teufel er gemeint hat. Aber denken könnte ich mir was.«
    »Sagen Sie's mir?«
    »Es ist zu früh.«
    Fazio hatte gerade den Schlüssel im Schloss umgedreht, da wurde er von der Tür, die Catarella aufstieß, mit Wucht gegen die Wand geschleudert.
    »Die Nase hätte er mir fast gebrochen!«, sagte Fazio und hielt sich eine Hand ans Gesicht.
    »Dottori! Dottori!«, keuchte Catarella. »Mi dispiaci per la ruzione che feci, tut mir leid wegen dem Krach, aber da ist der Signor Quistori ganz höchstpersönlich!«
    »Wo denn?«
    »Am Telefon, Dottori.«
    »Stell ihn durch.«
    Catarella sauste los wie ein Hase, Fazio wartete, bis er draußen war, und ging dann auch.
    Die Stimme von Bonetti-Alderighi schien aus dem Inneren einer Gefriertruhe zu kommen, so kalt war sie. »Montalbano? Vorab eine Information, wenn es Ihnen nichts ausmacht. Gehört Ihnen ein Fiat Tipo mit dem amtlichen Kennzeichen AG 334 JB?«
    »Ja.«
    Die Stimme von Bonetti-Alderighi kam jetzt geradewegs aus de m Packeis. Im Hintergrund hörte man Bären heulen (aber heulen Bären überhaupt?).
    »Kommen Sie unverzüglich zu mir.«
    »Ich bin in einer Stunde bei Ihnen, so lange -«
    »Rede ich etwa chinesisch? Ich habe gesagt unverzüglich!«
     
    »Kommen Sie herein und

Weitere Kostenlose Bücher