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Commissario Montalbano 05 - Das Spiel des Patriarchen

Commissario Montalbano 05 - Das Spiel des Patriarchen

Titel: Commissario Montalbano 05 - Das Spiel des Patriarchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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lassen Sie die Tür offen«, befahl der Questore, als er Montalbano eintreten sah. Es musste sich um eine wirklich ernste Angelegenheit handeln, denn kurz zuvor hatte Lattes im Flur getan, als habe er ihn nicht gesehen. Während Montalbano auf den Schreibtisch zuging, stand Bonetti-Alderighi von seinem Sessel auf und trat ans Fenster, um es zu öffnen.
    Ich muss ein Virus geworden sein, dachte Montalbano. Der hat Schiss, dass ich ihm die Luft infiziere. Der Questore setzte sich wieder, ohne ihm zu bedeuten, dass er sich ebenfalls setzen könne. Wie damals im Gymnasium, wenn ihn der Direktor in sein Büro zitierte, um ihm die Leviten zu lesen.
    »Bravo«, sagte Bonetti-Alderighi und blickte ihn scharf an. »Bravo. Wirklich bravo.«
    Montalbano sagte keinen Ton. Bevor er entschied, wie er sich verhalten sollte, musste er die Gründe für die Wut seines Vorgesetzten kennen.
    »Heute Morgen«, fuhr der Questore fort, »fand ich, kaum hatte ich dieses Büro betreten, eine Mitteilung vor, die als unangenehm zu bezeichnen ich nicht zögere. Sogar als sehr unangenehm. Es handelt sich um einen Bericht, dessentwegen ich äußert aufgebracht bin. Und dieser Bericht betrifft Sie.«
    Schweig!, befahl sich der Commissario streng.
    »In dem Bericht steht, dass ein Tipo mit dem amtlichen Kennzeichen -« Er unterbrach sich und beugte sich nach vorn, um auf das Blatt zu schauen, das auf dem Schreibtisch lag.
    ». .. AG 334 JB?«, half Montalbano schüchtern nach.
    »Seien Sie still. Ich rede. Ein Tipo mit dem amtlichen Kennzeichen AG 334 JB hat gestern Abend auf dem Weg zum Haus des bekannten Mafiabosses Balduccio Sinagra einen unserer Kontrollposten passiert. Bei den erforderlichen Nachforschungen hat sich herausgestellt, dass dieser Wagen Ihnen gehört, und man hielt es für geboten, mich zu informieren. Jetzt sagen Sie mal: Sind Sie so dumm, dass Sie sich nicht vorstellen können, dass diese Villa permanent überwacht wird?«
    »Aber nein! Aber was sagen Sie da?«, sagte Montalbano mit gespieltem Erstaunen. Und bestimmt leuchtete über seinem Kopf ein Heiligenschein auf. Dann ließ er sein Gesicht einen besorgten Ausdruck annehmen und murmelte zwischen den Zähnen: »Verdammt! Das hat mir noch gefehlt!«
    »Sie haben guten Grund, sich Sorgen zu machen, Montalbano! Und ich verlange eine Erklärung. Und zwar eine zufriedenstellende. Sonst st Ihre ohnehin umstrittene Karriere hiermit beendet. Schon zu lange Zeit ertrage ich Ihre Methoden, die oft und gern die Grenze zur Illegalität überschreiten!«
    Der Commissario senkte den Kopf, wie es sich für einen Zerknirschten gehörte. Als der Questore ihn so sah, wurde er mutig und wütend.
    »Passen Sie auf, Montalbano, bei einem wie Ihnen ist es nicht so abwegig, irgendwelche Mauscheleien zu vermuten! Dafür gibt es leider berüchtigte Präzedenzfälle, die ich Ihnen nicht wiederholen werde, weil Sie sie sehr gut kennen! Und ich habe die Schnauze voll von Ihnen und dem ganzen Kommissariat in Vigàta! Man weiß ja nicht, ob es sich um Polizisten oder um einen blasierten Klüngel handelt!« Es gefiel ihm, das Argument, das er bereits bei Mimi Augello angebracht hatte.
    »Ich werde Tabula rasa machen!«
    Erwartungsgemäß rang Montalbano zuerst die Hände, dann holte er ein Taschentuch heraus und fuhr sich damit über das Gesicht. Er sprach zögernd. »Ich bin hin- und hergerissen, Signor Questore.«
    »Ich verstehe nicht.«
    »Ich bin in Verlegenheit. Denn das Problem ist, dass sich Balduccio Sinagra, nachdem er mit mir gesprochen hatte, mein Ehrenwort hat geben lassen, dass …«
    »Dass was?«
    »Dass ich von unserem Treffen niemandem ein Wort sagen würde.«
    Der Questore schlug mit der Hand laut auf den Schreibtisch, so heftig, dass seine Handfläche aufgeplatzt sein musste.
    »Ist Ihnen klar, was Sie da sagen? Niemand darf es wissen! Ich, der Questore, Ihr direkter Vorgesetzter, wäre Ihrer Meinung nach also niemand? Sie haben die Pflicht, ich wiederhole, die Pflicht -«
    Montalbano hob zum Zeichen der Kapitulation die Arme. Dann fuhr er sich mit dem Taschentuch rasch über die Augen.
    »Ich weiß, ich weiß, Signor Questore«, sagte er, »aber wenn Sie wüssten, wie ich mich zerfleische im Widerstreit zwischen meiner Pflicht einerseits und dem gegebenen Wort andererseits -«
    Er gratulierte sich. Was gab es doch für schöne Wörter! Zerfleischen war genau das Wort, das er brauchte. »Sie quasseln zu viel, Montalbano! Sie merken ja nicht, was Sie sagen! Sie stellen die Pflicht und

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