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Commissario Montalbano 06 - Der Kavalier der späten Stunde

Commissario Montalbano 06 - Der Kavalier der späten Stunde

Titel: Commissario Montalbano 06 - Der Kavalier der späten Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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einen Ange­stellten hab ich zum Reden gebracht. Aber er hat mich auf Knien angefleht, seinen Namen nicht zu nennen. Einver­standen?«
    »Einverstanden«, sagte Montalbano. »Der Fall gehört ja sowieso nicht uns. Wir sind einfach nur neugierig. Sozu­sagen privat neugierig.«
    »Also«, sagte Fazio. »Am 1. Oktober letzten Jahres werden Giacomo Pellegrinos Bankkonto, auf das ihm auch jeden Monat das Gehalt überwiesen wird, zweihundert Millio­nen gutgeschrieben. Eine zweite Gutschrift über den glei­chen Betrag erfolgt am 15. Januar dieses Jahres. Die letzte, dreihundert Millionen, ist am 7. Juli angekommen. Im Ganzen siebenhundert Millionen. Dann kam nichts mehr. Und er hat bei den anderen Banken hier und in Montelusa keine Konten.«
    »Wer hat ihm das Geld überwiesen?«, fragte Montalbano.
    »Emanuele Gargano.«
    »Ach du Scheiße«, sagte Augello.
    »Und zwar von der Bank aus, bei der er sein privates Konto hatte, nicht von der Bank, über die er seine Geschäfte mit der >König Midas< abwickelte«, fuhr Fazio fort. »Das Geld, das Pellegrino überwiesen wurde, hatte also mit den Ge­schäften der Agentur nichts zu tun. Es handelte sich ein­deutig um eine Privatangelegenheit.« Fazio war fertig mit seinem Bericht und zog ein langes Gesicht. Er war enttäuscht, weil Montalbano so gar nicht staunte, die Nachricht schien ihn kalt zu lassen. Aber Fazio wollte sich nicht geschlagen geben, er hatte Lust auf mehr.
    »Und wollt ihr wissen, was ich noch rausgekriegt hab? Immer wenn eine Gutschrift gebucht wurde, überwies Pellegrino das Geld am nächsten Tag…«
    »… der Firma, die sein Haus baute«, beendete Montalba­no den Satz. Es war einmal ein König von Frankreich, der es satt hatte, von seiner Gemahlin, der Königin, zu hören, er liebe sie nicht, weil er nicht eifersüchtig sei, und so bat er einen Höfling, früh am nächsten Morgen ins Schlaf­gemach der Königin zu gehen, sich der Frau zu Füßen zu werfen und ihr seine große Liebe zu gestehen. Wenige Mi­nuten später wollte der König eintreten und, nachdem er die Lage erfasst hatte, seiner Frau eine schreckliche Eifer­suchtsszene machen. Am nächsten Morgen postierte sich der König vor der Tür der Königin, wartete, bis der Edel­mann, mit dem er sich abgesprochen hatte, hineinging, zählte bis hundert, zückte sein Schwert und riss die Tür auf. Und sah seine Frau und den Edelmann nackt auf dem Bett und mit einer solchen Begeisterung miteinander vö­geln, dass sie sein Kommen gar nicht bemerkten. Der arme König ging aus dem Zimmer, steckte das Schwert in die Scheide und sagte: »Verflixt, jetzt hat er mir meine Szene vermasselt!«
    Fazio machte es ganz anders als der König von Frankreich. Als er sah, dass sein Auftritt vermasselt war, sprang er auf, wurde rot, fluchte und ging grummelnd hinaus. »Was hat er denn?«, fragte Augello erstaunt.
    »Ich bin eben manchmal ein bisschen gemein«, sagte Montalbano.
    »Das ist ja ganz was Neues!«, sagte Augello, häufig Opfer von Montalbanos Gemeinheiten.
    Fazio war sehr schnell wieder da. Man sah, dass er sich das Gesicht gewaschen hatte.
    »Entschuldigt.«
    »Entschuldige du«, sagte der Commissario aufrichtig. Und fuhr fort:
    »Das Haus hat also komplett Gargano bezahlt. Die Frage ist nur: warum?«
    Mimi öffnete den Mund, aber eine Handbewegung des Commissario machte ihn wieder zu.
    »Erst will ich wissen, ob ich eines richtig in Erinnerung habe«, sagte Montalbano, an Fazio gewandt. »Sagtest du nicht, dass Pellegrino, als er sich in Montelusa ein Auto mietete, eins mit großem Kofferraum wollte?«
    »Ja«, antwortete Fazio.
    »Und wir dachten, den hätte er für seine Koffer ge­braucht?«
    »Ja.«
    »Das war ein Irrtum, denn die Koffer hatte er im Haus gelassen.«
    »Wozu brauchte er den Kofferraum dann?«, fragte Augello dazwischen.
    »Für sein Moped. Er hat das Auto in Montelusa gemietet und das Moped eingeladen, ist wegen der Flugtickets nach Punta Raisi gefahren und nach Montelusa zurück­gekehrt, hat das Mietauto wieder abgegeben und ist mit dem Moped nach Vigàta gefahren.«
    »Das scheint mir nicht wichtig«, bemerkte Mimi. »Es ist aber wichtig. Auch weil ich erfahren habe, dass er das Moped schon einmal in den Kofferraum von Garganos Auto eingeladen hatte.«
    »Ja, aber.«
    »Lassen wir die Geschichte mit dem Moped erst mal bei­seite. Zurück zu unserer Frage: Warum hat Gargano den Bau des Hauses finanziert? Ihr müsst bedenken: Ich habe erfahren, von jemand, dem ich vertraue, dass

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