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Commissario Montalbano 06 - Der Kavalier der späten Stunde

Commissario Montalbano 06 - Der Kavalier der späten Stunde

Titel: Commissario Montalbano 06 - Der Kavalier der späten Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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Tränen auf ihre Bluse.
    »Entschuldige, ich brauche frische Luft.«
    Sie stieg aus. Als sie sich entfernte, sah Montalbano, wie ihre Schultern zuckten. Welche Reaktion war normaler, die von Michela oder die von Mariastella? Bei genauerer Betrachtung waren beide normal. Er stieg ebenfalls aus, trat zu der jungen Frau und reichte ihr ein Taschentuch.
    »Der arme Kerl! Er tut mir so Leid!«, sagte Michela und trocknete sich die Augen.
    »Wart ihr gute Freunde?«
    »Nein, aber wir haben zwei Jahre lang im selben Raum ge­arbeitet, reicht dir das nicht?«
    Sie duzte ihn weiter, und ihr Italienisch war jetzt dialekt­gefärbt.
    »Hältst du mich?«
    Einen Augenblick lang begriff Montalbano den Sinn der Frage nicht, dann legte er den Arm um ihre Schultern. »Sollen wir uns wieder ins Auto setzen?«
    »Nein. Es ist… weil es sein Gesicht ist… Sein Gesicht war ihm so wichtig. Er rasierte sich zweimal am Tag. benutzte Hautcreme… Entschuldige, ich weiß, dass ich dummes Zeug rede, aber.«
    Sie schniefte. Matre santa, so war sie noch viel schöner! »Das mit dem Moped habe ich nicht recht verstanden«, sagte sie, nachdem sie tief durchgeatmet und sich wieder gefangen hatte.
    Der Commissario horchte auf.
    »Die Ermittler sagen, dass es unter Wasser in der Nähe von Garganos Auto gefunden wurde. Wieso, was meinst du?«
    »Weil sie es im Kofferraum hatten.«
    »Erklär mir das.«
    »Na ja, wenigstens haben sie das einmal so gemacht. Gar­gano hatte Giacomo gebeten, ihn nach Montelusa zu begleiten, aber da er ihn nicht zurückbringen konnte, weil er noch woandershin musste, luden sie das Moped in den großen Kofferraum. Auf diese Weise konnte Giacomo allein zurückfahren, wann er wollte.«
    »Vielleicht hat sich der Kofferraum bei dem Aufprall auf dem Felsen geöffnet, und das Moped ist rausgeflogen.«
    »Kann sein«, sagte Michela. »Aber mir ist so vieles nicht klar.«
    »Sag mir, was.«
    »Ich sag's dir unterwegs. Ich will nach Hause.« Als sie sich ins Auto setzten, fiel dem Commissario ein, dass jemand anderes die gleichen Worte benutzt hatte wie Michela: »großer Kofferraum«.

Dreizehn
    »Ich verstehe so vieles nicht. Zuerst mal dies«, sagte Michela zu Montalbano, der sehr langsam fuhr. »Warum wurde Garganos Wagen hier gefunden? Es gibt zwei Mög­lichkeiten: Entweder hat er ihn, als er letztes Mal bei uns war, Giacomo dagelassen, oder Gargano ist zurückgekom­men. Aber um was zu tun? Wenn er verschwinden wollte, nachdem er das Geld auf die Seite geschafft hatte, und diesen Plan hatte er bestimmt, denn die gewohnten Über­weisungen von Bologna nach Vigàta fanden diesmal nicht statt, warum ist er dann zurückgekommen und hat damit alles aufs Spiel gesetzt?«
    »Sprich weiter.«
    »Noch was: Angenommen, Gargano war mit Giacomo zu­sammen, wieso trafen sie sich dann wie ein heimliches Lie­bespaar im Auto? Warum trafen sie sich nicht in Garganos Hotel oder irgendwo sonst, wo es ruhig und sicher war? Ich bin überzeugt, dass sie die anderen Male nicht im Auto zu­sammen waren. Mag sein, dass Gargano geizig war, aber.«
    »Woher weißt du, dass Gargano geizig war?«
    »Na ja, richtig geizig nicht, aber knauserig schon. Ich weiß es, weil ich abends mal mit ihm essen war, nein, sogar zweimal.«
    »Hat er dich eingeladen?«
    »Klar, das gehörte zu seiner Verführungsmasche, er kam gerne gut an. Er ging mit mir in eine Trattoria in Montelusa, man sah ihm seine Furcht an, ich könnte teure Gerichte aussuchen, er beklagte sich über die Rechnung.«
    »Du meinst, das gehörte zu seiner Masche? Hat er dich nicht eingeladen, weil du so schön bist? Ich glaube, jeder Mann zeigt sich gern mit einer jungen Frau wie dir an der Seite.«
    »Danke für das Kompliment. Es klingt vielleicht gemein, aber ich muss dir sagen, dass er auch Mariastella zum Essen ausgeführt hat. Am nächsten Tag war Mariastella wie in Trance, sie begriff gar nichts, sie war ein einziges seliges Lächeln, das zwischen den Tischen umherlief und überall anstieß. Und weißt du was?«
    »Sag's mir.«
    »Mariastella hat sich revanchiert. Sie hat ihn zu sich nach Hause zum Abendessen eingeladen. Und Gargano ist hin­gegangen, zumindest habe ich das so verstanden, denn Mariastella hat gar nicht mehr geredet, nur vor Glück gestöhnt, sie war völlig weg.«
    »Wohnt sie schön?«
    »Ich war nie dort. Eine große Villa kurz vor Vigàta, abge­schiedene Lage. Sie wohnte mit ihren Eltern dort. Jetzt lebt sie allein.«
    »Stimmt es eigentlich, dass Mariastella immer

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