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Commissario Montalbano 07 - Das kalte Lächeln des Meeres

Commissario Montalbano 07 - Das kalte Lächeln des Meeres

Titel: Commissario Montalbano 07 - Das kalte Lächeln des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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unwichtig, ganz unwichtig.
    Nach dem Anruf verspürte er ein Bedürfnis nach Meeresluft. Als er an der Telefonvermittlung vorbeiging, blaffte er Catarella an:
    »Kannst mich wieder bei Augello verpetzen.«
    Catarella sah ihn traurig an wie ein verloren gegangener Hund.
    »Warum sagen Sie so was zu mir, Dottori?«
    Jeder fühlte sich von ihm verletzt, nur er selbst durfte sich von niemandem verletzt fühlen.
    Auf einmal mochte er nicht mehr im Bett liegen und über all das nachgrübeln, was er und Mimi in den vergangenen Tagen miteinander besprochen hatten. Hatte er Livia nicht seinen Entschluss mitgeteilt? Die Sache war erledigt. Montalbano sah zum Fenster, durch das kaum Licht drang. Die Uhr zeigte fast sechs. Er stand auf und öffnete die Fensterläden. Im Osten zeichnete die aufgehende Sonne Arabesken luftiger Wolken, keine Regenwolken.
    Das Meer bewegte sich leicht in der Morgenbrise. Montalbano füllte seine Lungen mit Luft und spürte, wie jeder Atemzug ein wenig von dieser furchtbaren Nacht mit sich forttrug. Er ging in die Küche, setzte die Espressokanne auf und öffnete, während er auf den Kaffee wartete, die Verandatür.
    Der Strand schien leer, zumindest waren bei dem Dämmerlicht weit und breit kein Mensch und kein Tier zu sehen. Er trank zwei Tassen Kaffee hintereinander, zog die Badehose an und ging zum Strand hinunter. Der Sand war feucht und fest, vielleicht hatte es am frühen Abend ein bisschen geregnet. Er steckte einen Fuß ins Wasser. Es war längst nicht so eisig, wie er gedacht hatte. Vorsichtig ging er weiter, hin und wieder lief ihm ein kalter Schauer über den Rücken. Warum, fragte er sich, muss ich mit über fünfzig eigentlich noch einen solchen Unfug machen? Wahrscheinlich kriege ich eine dicke Erkältung mit Brummschädel, und dann niese ich eine Woche lang.
    Mit gemächlichen, ausholenden Zügen begann er zu schwimmen. Das Meerwasser hatte einen scharfen Geruch und kitzelte in der Nase, beinahe wie Champagner. Und Montalbano fühlte sich wie betrunken, denn er schwamm weiter und weiter, endlich war sein Kopf frei von jeglichem Gedanken, und er genoss es, dass er sich in eine Art Aufziehpuppe verwandelt hatte. Was ihn auf einen Schlag wieder zum Menschen machte, war ein Krampf, der ihm in die linke Wade fuhr. Fluchend drehte Montalbano sich auf den Rücken und machte den toten Mann. Die Schmerzen waren so stark, dass er die Zähne zusammenbeißen musste, aber er wusste, dass sie früher oder später vorbeigehen würden. Diese verfluchten Krämpfe waren in den letzten zwei, drei Jahren immer häufiger aufgetreten.
    Erste Symptome des Alters, das hinter der Ecke lauerte? Er ließ sich weiter treiben. Die Schmerzen wurden allmählich schwächer, sodass er zwei Schwimmzüge rückwärts machen konnte. Beim zweiten Zug stieß er mit der rechten Hand gegen etwas.
    Im Bruchteil einer Sekunde begriff Montalbano, dass dieses Etwas der Fuß eines Menschen war. Direkt hinter ihm machte noch jemand den toten Mann, und er hatte ihn nicht gesehen.
    »Entschuldigung«, sagte er hastig und drehte sich auf den Bauch.
    Der andere gab keine Antwort, er machte nämlich nicht den toten Mann. Er war wirklich tot. Und so wie er aussah, war er das schon ziemlich lange.

Zwei
    Montalbano schwamm verwirrt um die Leiche herum und versuchte, das Wasser nicht mit den Armen aufzuwühlen.
    Inzwischen war es hell geworden, und der Krampf war vorbei. Die Leiche war wirklich nicht frisch, sie musste schon lange im Wasser liegen, denn viel Fleisch hing nicht mehr an den Knochen und der Kopf war praktisch ein Schädel. Ein Schädel mit Algenfrisur. Das rechte Bein löste sich fast vom Körper. Die Fische und das Meer hatten den armen Kerl übel zugerichtet, er musste ein Schiffbrüchiger oder ein Flüchtling sein, der vor Hunger und aus Verzweiflung versucht hatte, illegal ins Land zu gelangen; vermutlich hatte ihn ein Sklavenhändler, ein noch gewissenloseres Schwein als andere, ins Meer geworfen. Die Leiche musste von weither gekommen sein. Und während der ganzen Zeit, in der dieses Strandgut im Wasser trieb, sollte kein Fischkutter oder sonst ein Boot etwas gemerkt haben? Schwer vorstellbar. Bestimmt hatte jemand den Toten gesehen, aber rasch die neue landläufige Moral beherzigt, nach der man, wenn man jemanden überfahren hatte, einfach weiterfuhr, ohne zu helfen: Und dann sollte ein Fischkutter wegen so etwas Überflüssigem wie einem Toten stoppen? Hatten Fischer menschliche Überreste, die sie in ihren Netzen

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