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Commissario Montalbano 07 - Das kalte Lächeln des Meeres

Commissario Montalbano 07 - Das kalte Lächeln des Meeres

Titel: Commissario Montalbano 07 - Das kalte Lächeln des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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Stützpunkt also aufgelöst?«
    »Ganz im Gegenteil. Sagen wir, es gibt keinen ständigen Vertreter, dafür aber Bereichsverantwortliche, die zu gegebener Zeit von der bevorstehenden Ankunft eines Bootes verständigt werden. Wenn eine größere Aktion ansteht, wird Jamil Zarzis, einer der drei Statthalter, persönlich aktiv. Er ist ständig zwischen Sizilien und der Lagune von Korba in Tunesien unterwegs, wo Gafsa sein Hauptquartier hat.«
    »Sie haben viele Tunesier namentlich genannt, aber den Namen des von Gafsa ermordeten Italieners haben Sie nicht erwähnt.«
    »Ich weiß ihn nicht, ich konnte ihn nicht feststellen. Ich weiß aber, wie ihn Gafsas Leute nannten. Ein Spitzname ohne jede Bedeutung.«
    »Nämlich?«
    »Der Tote. So nannten sie ihn zu Lebzeiten. Ist das nicht absurd?«
    Absurd?! Montalbano sprang auf, warf den Kopf nach hinten und wieherte. Er wieherte ziemlich laut, ganz wie ein Pferd, dem etwas auf die Nerven geht. Bloß dass dem Commissario nichts auf die Nerven ging, im Gegenteil. Jetzt war ihm alles klar, die Parallelen liefen endlich in einem Punkt zusammen. Der Schwertlilienstrauß war derweil erschrocken vom Stuhl gerutscht und auf dem Weg zur Tür. Montalbano lief zu ihm und beschwichtigte ihn.
    »Wo wollen Sie hin?«
    »Ich hole jemanden, Ihnen geht es nicht gut«, stammelten die Schwertlilien.
    Der Commissario grinste breit und beruhigend.
    »Aber nein, es ist nichts, das sind nur kleine Beschwerden wie die Blässe vorhin . Das habe ich schon lange, es ist nicht schlimm.«
    »Können wir vielleicht die Tür aufmachen? Ich brauche frische Luft.«
    Das war ein Vorwand, der Journalist wollte sich nur einen Fluchtweg freihalten.
    »Na gut.«
    Sozio Melato setzte sich wieder hin, nicht mehr ganz so skeptisch. Aber nervös war er immer noch. Er hatte sich auf die Stuhlkante gesetzt, um jederzeit Reißaus nehmen zu können. Wahrscheinlich fragte er sich, ob dies das Kommissariat von Vigàta oder das letzte übrig gebliebene Irrenhaus der Provinz war. Und am meisten beunruhigte ihn vielleicht das liebenswürdige Lächeln, mit dem Montalbano ihn bedachte. Der Commissario empfand nämlich tiefe Dankbarkeit für diesen Mann, der wie ein Clown wirkte, aber keiner war. Wie konnte er sich revanchieren?
    »Signor Melato, Sie sind ja viel unterwegs, aber eines habe ich nicht ganz verstanden. Sind Sie extra nach Vigàta gekommen, um mit mir zu sprechen?«
    »Ja. Nur muss ich leider sofort zurück nach Triest. Mamma geht es nicht gut, und sie vermisst mich. Wir . wir hängen sehr aneinander.«
    »Könnten Sie noch zwei, höchstens drei Tage bleiben?«
    »Warum?«
    »Ich glaube, ich kann Ihnen interessante Informationen aus erster Hand geben.«
    Sozio Melato sah ihn lange an, seine Äuglein waren fast hinter den halb geschlossenen Lidern verschwunden.
    Dann gab er sich einen Ruck.
    »Sie sagten zu Beginn unseres Gesprächs, Sie wüssten nichts von dieser Geschichte.«
    »Das stimmt auch.«
    »Aber wenn Sie nichts wussten, wie können Sie dann behaupten, mir innerhalb kürzester Zeit …«
    »Das war nicht gelogen, glauben Sie mir. Sie haben von Dingen berichtet, von denen ich bisher nichts wusste, aber ich habe das Gefühl, dass dadurch bestimmte Ermittlungen, mit denen ich derzeit befasst bin, in die richtige Bahn gelangen.«
    »Nun gut . Ich wohne im Regina di Montelusa. Zwei Tage kann ich vielleicht doch noch bleiben.«
    »Sehr gut. Könnten Sie mir diesen Statthalter von Gafsa beschreiben, der oft hier ist .   Wie heißt er noch mal?«
    »Jamil Zarzis. Er ist um die vierzig, klein, untersetzt … so hat man es mir zumindest gesagt … Ach ja, er hat fast keine Zähne mehr.«
    »Hoffentlich hat er sich inzwischen nicht von einem Zahnarzt bequatschen lassen, sonst sind wir aufgeschmissen«, meinte der Commissario.
    Sozio Melato breitete die Ärmchen aus, zum Zeichen, dass er weiter nichts über Jamil Zarzis wusste.
    »Sie sagten doch, dass Gafsa seine Gegner persönlich ausschaltet. Stimmt das?«
    »Das stimmt.«
    »Eine Garbe aus der Kalaschnikow und das war's, oder …?«
    »Nein, er ist ein Sadist. Ihm fällt immer was Neues ein. Ich habe gehört, dass er einen mit dem Kopf nach unten hat hängen lassen, bis er tot war, einen anderen hat er buchstäblich gegrillt, einen Dritten an Hand- und Fußgelenken mit einem Draht gefesselt und dann in der Lagune absaufen lassen, einen Vierten -«
    Der Commissario stand auf, und Sozio Melato verstummte besorgt.
    »Was ist?«, fragte er und war kurz davor,

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