Commissario Montalbano 07 - Das kalte Lächeln des Meeres
aufzuspringen und sich aus dem Staub zu machen.
»Sie gestatten, dass ich noch mal wiehere?«, fragte Montalbano ausgesucht höflich.
Fünfzehn
»Was ist denn das für ein Typ?«, fragte Mimi und blickte Sozio Melato nach, der durch den Flur hinausging.
»Ein Engel«, antwortete Montalbano.
»Quatsch! In solchen Klamotten?«
»Warum? Müssen Engel deiner Meinung nach immer so angezogen sein wie bei Melozzo da Forli? Kennst du diesen Film von Frank Capra . wie heißt der noch mal . warte -«
»Vergiss es«, sagte Mimi, sichtlich genervt. »Tommaseo hat angerufen, ich habe gesagt, dass wir uns um die Angelegenheit kümmern würden, aber er genehmigt die Durchsuchung der Villa nicht, und Marzillas Telefon will er auch nicht überwachen lassen. Die ganze Show, die du organisiert hast, war also für die Katz.«
»Egal, wir machen das allein. Wieso bist du eigentlich so schlecht gelaunt?«
»Dreimal darfst du raten«, fuhr Augello ihn an. »Weil ich das Gespräch zwischen Beba und Staatsanwalt Tommaseo mitgehört habe, und die Fragen, die diese Sau ihr gestellt hat. Ich habe mein Ohr an Bebas Ohr gehalten. Als sie fertig war mit Erzählen, fragte er: ›Waren Sie allein im Auto?‹ Und Beba, ein bisschen verlegen: ›Nein, mit meinem Freund.‹ Und er: ›Was haben Sie gemacht?‹ Und Beba tut noch verlegener: ›Na ja, wissen Sie .‹ Und das Schwein: ›Waren Sie intim?‹ Beba mit dünner Stimme: ›Ja .‹ Und er: ›Geschlechtsverkehr vollzogen?‹ Da zögert Beba einen Augenblick, und der Saukerl erklärt ihr, dass er diese Angaben braucht, um sich ein klares Bild von der Situation zu machen. Da ist der Gaul mit ihr durchgegangen. Sie ist richtig auf den Geschmack gekommen. Wenn du wüsstest, was sie alles an Details gebracht hat! Und je mehr sie sagte, umso wilder ist diese Sau geworden! Er wollte, dass Beba persönlich in die Staatsanwaltschaft kommt! Er wollte wissen, wie sie heißt und wie sie aussieht. Um es kurz zu machen - als sie aufgelegt hat, haben wir uns in die Wolle gekriegt. Ich möchte nur mal wissen, wo sie so bestimmte Sachen herhat!«
»Komm, Mimi, sei doch nicht kindisch! Sag bloß, du bist eifersüchtig!«
Mimi sah ihn lange an.
»Ja«, sagte er. Und ging.
»Schick Catarella rein!«, brüllte ihm der Commissario hinterher.
Catarella erschien augenblicklich. »Jawohl, Dottori!«
»Ich meine mich zu erinnern, dass du öfters deinen Bruder besuchst, der bei Capo Russello wohnt.«
»Jawohl, Dottori. In der Contrata Lampisa.«
»Gut. Kannst du mir erklären, wie man da hinkommt?«
»Dottori, das muss ich Ihnen nicht erklären können, ich komm persönlich selber mit!«
»Danke, aber diese Angelegenheit muss ich allein erledigen, sei mir nicht böse. Erklärst du's mir jetzt?«
»Jawohl. Sie fahren auf der Straße nach Montereale und fahren immer da entlang. Sie fahren so ungefähr drei Kilometer, und dann ist da auf der linken Seite ein Pfeil, da steht Capo Russello drauf.«
»Und dort biege ich ab?«
»Nein. Sie fahren weiter. Wieder links sehen Sie wieder einen Pfeil, da steht Punta rossa drauf.«
»Und da biege ich ab?«
»Nein. Sie fahren weiter. Dann kommt ein Pfeil, wo Lampisa draufsteht. Da biegen Sie ab.«
»Gut, danke.«
»Dottori, der Pfeil, wo Lampisa draufsteht, da steht nur so Lampisa drauf. Sie kommen nie im Leben nach Lampisa, wenn Sie nur dem Pfeil nachfahren.«
»Wie dann?«
»Wenn Sie auf der Straße nach Lampisa sind, dann fahren Sie noch fünfhundert Meter, und dann wären Sie rechts vor einem großen Eisentor, was da mal war und jetzt nicht mehr da ist.«
»Und wie soll ich ein Tor sehen, das es gar nicht gibt?«
»Ganz einfach, Dottori. Weil da, wo das Tor war, fangen zwei Reihen mit Eichen an. Das hat mal dem Barone Velia gehört, jetzt gehört's niemand mehr. Wenn Sie ganz am Ende von der Allee ankommen, wo die verfallene Villa vom Barone Velia ist, dann fahren Sie ganz nah an der letzten Eiche nach links. Und dann noch mal knapp dreihundert Meter, und dann sind Sie in der Contrata Lampisa.«
»Ist das die einzige Möglichkeit hinzukommen?«
»Kommt drauf an.«
»Worauf denn?«
»Ob Sie zu Fuß oder mit dem Auto hingehen.«
»Mit dem Auto.«
»Dann geht's nur so, Dottori.«
»Wie weit ist das Meer entfernt?«
»Keine hundert Meter, Dottori.«
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