Commissario Montalbano 10 - Die schwarze Seele des Sommers
die Villetta standen. Es war ein von der Sonne verbrannter Landstrich, auf dem es fast keine Bäume und Sträucher gab. Doch wenn man zur Villetta kam, die auf einer Art Anhöhe ziemlich weit oben stand, veränderte sich der Ausblick schlagartig. Welche Pracht! Unterhalb, rechts und links, lag der goldene Strand, auf dem vereinzelt ein paar Sonnenschirme aufgestellt waren, und vor den Augen erstreckte sich ein klares Meer, endlos und einladend. Die Villetta, die ganz ebenerdig gebaut war, hatte wie gewünscht zwei Schlafzimmer, ein großes mit Ehebett und ein kleineres mit einem kleinen Bett, und ein Wohnzimmer mit großen Fenstern, von denen aus man nur Himmel und Meer sah. Auch ein Fernsehgerät gab es darin. Die Küche war geräumig und mit einem riesigen Kühlschrank ausgestattet. Und es gab zwei Bäder. Dazu eine Terrasse, die nicht mit Gold aufzuwiegen war, wie geschaffen, um dort zu Abend zu essen. »Einverstanden«, sagte der Commissario. »Wieviel kostet sie?«
»Sehen Sie, Dottore, eigentlich vermieten wir solche Häuser nicht für zwei Wochen, aber weil Sie es sind…« Und dann nannte er eine Summe, bei der einen der Schlag treffen konnte. Montalbano ließ sich nicht aus der Fassung bringen, immerhin war Laura ziemlich reich und mochte auf diese Art dazu beitragen, die Armut des Südens ein wenig zu lindern.
»Einverstanden«, sagte er ein weiteres Mal.
Angesichts der Tatsache, dass die Dinge so gut liefen, beschloss Signor Callara, noch einmal nachzulegen. »Natürlich wären da zusätzlich …«
»Natürlich wären da zusätzlich keine weiteren Kosten«, sagte Montalbano, der sich nicht für dumm verkaufen lassen wollte.
»Einverstanden, einverstanden.«
»Wie kommt man zum Strand runter?«
»Schauen Sie, Sie gehen durch das Törchen an der Terrasse, und zehn Meter weiter beginnt eine Treppe aus Tuffstein, die Sie nach unten führt. Es sind fünfzig Stufen.«
»Würden Sie eine halbe Stunde auf mich warten?« Signor Callara sah ihn verwirrt an. »Wenn's denn wirklich nur eine halbe Stunde ist…« Einmal ausgiebig in diesem Meer zu schwimmen, das ihn geradezu aufzufordern schien, das hatte Montalbano vom ersten Augenblick an im Sinn gehabt, in dem er es gesehen hatte. Und das tat er nun in der Unterhose. Während seiner Rückkehr über die fünfzig Stufen, die er hochsteigen musste, hatte die Sonne ihn bereits getrocknet.
Am Morgen des 1. August fuhr Montalbano zum Flughafen von Punta Raisi, um Livia, Laura und ihren dreijährigen Sohn Bruno abzuholen. Guido dagegen, Lauras Mann, wollte mit allem Gepäck im Autoreisezug kommen. Bruno war ein Kind, das keine zwei Minuten still sitzen konnte. Laura und Guido waren ein bisschen besorgt darüber, dass der Kleine nicht sprach und nur über Gesten kommunizierte. Er kritzelte nicht mal was, wie alle Kinder seines Alters, doch dafür verstand er es meisterhaft, der gesamten Schöpfung gehörig auf die Nerven zu gehen.
Sie fuhren nach Marinella, wo Adelina bereits das Mittagessen für die ganze Gesellschaft vorbereitet hatte. Doch die Haushälterin war, als sie eintrafen, nicht mehr da, und Montalbano wusste, dass er sie während der zwei Wochen, die Livia in Marinella war, auch nicht mehr zu Gesicht bekommen würde. Livia empfand Adelina gegenüber eine tiefe und obendrein voll und ganz erwiderte Abneigung.
Guido tauchte gegen eins auf. Sie aßen zusammen, und gleich darauf setzte Montalbano sich mit Livia ins Auto, um den Lotsen für Guidos Auto zu spielen, in dem seine ganze Familie saß. Als Laura die Villetta sah, war sie derartig begeistert, dass sie Montalbano um den Hals fiel und ihn küsste. Auch Bruno gab durch Zeichen zu verstehen, dass er vom Commissario auf den Arm genommen werden wollte. Und kaum war er in Höhe seines Gesichts, spuckte der Kleine ihm das Bonbon, das er gerade lutschte, ins Auge.
Sie verabredeten, dass Livia am nächsten Vormittag Laura mit Salvos Auto besuchen würde, um den ganzen Tag zu bleiben, und er würde sich von einem Dienstwagen abholen lassen.
Abends, nach der Arbeit im Kommissariat, würde Salvo sich nach Pizzo bringen lassen und mit den anderen entscheiden, wohin sie zum Essen gehen wollten. Für Montalbano war diese Lösung hervorragend, weil er auf diese Weise mittags in Enzos Trattoria genüsslich all das vertilgen konnte, was er gerne mochte.
Die Probleme in der Villetta in Pizzo fingen bereits am Vormittag des dritten Tages an. Livia, die zu ihrer Freundin gefahren war, fand alles in einem
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