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Commissario Montalbano 10 - Die schwarze Seele des Sommers

Commissario Montalbano 10 - Die schwarze Seele des Sommers

Titel: Commissario Montalbano 10 - Die schwarze Seele des Sommers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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umarmte sie.
    Am achten Tag fand die dritte Invasion statt. Wieder war es Laura, die als Erste aufstand und den Vorfall bemerkte. Sie sah etwas aus den Augenwinkeln, machte auf der Stelle einen Satz in die Luft, und ohne zu wissen, wieso und weshalb, fiel sie wieder gerade auf den Küchentisch zurück und kniff die Augen fest zusammen. Dann, als sie sich hinreichend sicher fühlte, öffnete sie sie wieder, zitternd und schwitzend, und blickte auf den Fußboden. Dort spazierten ganz gemächlich an die dreißig Spinnen vorüber, die wie eine repräsentative Auswahl ihrer Gattung aussahen: Eine war flach und behaart, eine andere bestand lediglich aus einem kugelförmigen Kopf auf unendlich langen Beinen wie die einer Katze, eine dritte war rötlich und groß wie eine Krabbe, eine vierte glich haargenau der Schwarzen Witwe …
    Laura, die von den Schaben nicht besonders beeindruckt gewesen war und sich auch vor den Mäusen nicht geekelt hatte, verlor den Verstand, sobald sie eine Spinne sah. Sie litt an dem, was man mit dem schwierig auszusprechenden Wort Arachnophobie bezeichnet, oder einfach ausgedrückt: an einer sich jeder Vernunft entziehenden, unkontrollierbaren Angst vor Spinnen. So kam es, dass sie, während sich ihr die Haare sträubten, einen gewaltigen Schrei ausstieß und ohnmächtig vom Tisch zu Boden fiel.
    Im Fallen schlug sie mit dem Kopf auf, der sofort anfing zu bluten.
    Guido war schlagartig wach, stand eilig auf und stürzte seiner Frau zu Hilfe. Doch er hatte Ruggero - so hieß der Kater - nicht bemerkt, der aus der Küche gerannt war, weil ihn zuerst Lauras Schrei und dann ihr Sturz erschreckt hatten.
    Jedenfalls war es so, dass Guido waagerecht über den Fußboden schlitterte, bis sein Kopf einem Prellbock gleich am Kühlschrank aufschlug.
    Als Livia wie üblich vorbeikam, um mit ihren Freunden zum Baden zu gehen, fand sie sich in einem Feldlazarett wieder.
    Laura und Guido hatten beide einen verbundenen Kopf. Bruno hingegen hatte den linken Fuß bandagiert, weil er, als er aus dem Bett kletterte, das Wasserglas vom Nachttisch gestoßen hatte und dann in die Scherben des zerbrochenen Glases getappt war. Sprachlos vor Entsetzen bemerkte Livia, dass auch Ruggero, der Kater, ein bisschen humpelte, was eine Folge des Zusammenpralls mit Guido war.
    Endlich kam die bereits bekannte Mannschaft der Müllmänner an. Geschickt hatte sie der Bürgermeister, der inzwischen ein Freund der Familie geworden war. Während Guido die Arbeiten beaufsichtigte, erklärte die noch immer verstört wirkende Laura Livia leise: »Dieses Haus mag uns nicht.«
    »Aber nicht doch! Ein Haus ist ein Haus, es kann einen weder mögen noch nicht mögen.«
    »Ich sage dir, dieses Haus mag uns nicht!«
    »Hör auf damit!«
    »Dieses Haus ist verhext!«, beharrte Laura mit glänzenden Augen, als ob sie Fieber hätte.
    »Laura, ich bitte dich, red nicht so einen Unsinn. Ich verstehe ja, dass dir die Nerven durchgegangen sind, aber…«
    »Weißt du, ich denke gerade wieder an all die Filme, die ich über verfluchte Häuser gesehen habe, über Häuser, die von höllischen Geistern bewohnt waren.«
    »Aber das sind doch alles Fantastereien!«
    »Wirst schon noch sehen, dass ich recht habe.«
    Am Morgen des neunten Tages fing es heftig an zu regnen. Livia und Laura gingen ins Museum von Montelusa, Guido wurde vom Bürgermeister eingeladen, das Salzbergwerk zu besuchen, wohin er auch Bruno mitnahm. In der Nacht regnete es noch stärker.
    Am Vormittag des zehnten Tages goss es wie aus Kübeln. Laura rief Livia an und sagte ihr, sie und Guido würden mit Bruno ins Krankenhaus fahren, weil eine der Schnittwunden am Fuß anfing zu eitern. Livia entschloss sich, diese Situation dazu zu nutzen, Ordnung in Salvos Sachen zu bringen. Am späten Abend hörte der Regen auf, und alle waren überzeugt, dass der folgende Tag klar und heiß sein würde, ein idealer Tag zum Schwimmen.

Zwei
    Ihre Vorhersage hatte sich bewahrheitet. Das Meer verlor das Grau und gewann wieder seine Farben zurück; der Sand, der noch nass war, hatte eine bräunliche Tönung, doch innerhalb von zwei Stunden würde die Sonne ihn wieder golden werden lassen. Vielleicht war das Wasser ein kleines bisschen frisch, doch zum Mittag würde es bei der Hitze, die schon morgens um sieben herrschte, zur warmen Brühe werden. Das war genau die Temperatur, die Livia mochte, während sie bei Montalbano nur Ekel hervorrief. Er hatte dann nämlich das Gefühl, als würde er in die Wanne

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